So muss ein SUV in Zeiten wie diesen sein: Kompakt, agil, sparsam, ohne Großmannallüren. Für unseren Geschmack könnte der X1 preislich allerdings etwas attraktiver gestaltet sein.
Eingangs ein kleiner Plausch aus dem Nähkästchen: Der Autor dieser Zeilen wohnt im Wiener Nobelbezirk Hietzing. Das ist eher Zufall, denn Zeichen seiner Solvenz. Der Weg zur Arbeit führt allmorgendlich an der hiesigen Volksschule vorbei. Wer sich einen Überblick über den gegenwärtigen SUV-Markt verschaffen will, ist dort gut aufgehoben. Da reihen sich monströse SUV-Kaliber a la Cayenne, Q7, X5, M und ML aneinader und entladen die hoffnungsfrohe Brut. Mehr als zwei Tonnen Blech, 6, 8, 10 oder 12 Zylinder, ein Minimum von 250 PS und Allradantrieb um 30-Kilo-Menschleins dem Unterricht zuzuführen. Anschließend geht es, nein, nicht durchs wilde Kurdistan, sondern zum Supermarkt, der, Gott sei Dank, mit Schrägparkplätzen ausgestattet ist. Danach wird das Sackerl mit der Biomilch und den Wattepads in den 500-Liter-Kofferraum gehievt und der mit einem maximalen Zuladung von 700 Kilogramm ausgestattete Offroad-Laster über perfekt asphaltierte Straßen nach Hause bewegt, wo schon die Zugehfrau Einlass begehrt.
Politisch korrekte SUV-Alternative ohne Imageverlust
Jetzt attestiere ich oben beschriebener Klientel einmal aufs gerade Wohl und in einem Anfall vom Glauben an das Gute im Menschen, dass auch sie sich in ihren Fullsize SUVs in Zeiten klimatischer Erwärmung nicht mehr ganz so wohl fühlen. Die Absatzzahlen deuten jedenfalls in diese Richtung. Allein, es fehlte bislang an adäquaten Alternativen: Dem SUV-Aufbau will man dann ja doch nicht abschwören und was anderes als deutsche Produkte kommt gar nicht in die Tüte. Freilich, es gibt den Tiguan, aber der wirkt dann doch gar ein bisschen sehr bieder. Da wären zwar noch X3, Q5, XC60 und GLK - gar so klein dimensioniert sind die allerdings auch nicht. Es muss noch kleiner gehen: Und hier tritt der neue BMW X1 auf den Plan.
Der Zeitgeist-SUV
Der BMW X1 sieht zwar aus wie ein SUV, von den Abmessungen her kommt er aber eher einem Vertreter der Golfklasse nahe. 4,4 Meter misst der Neuzugang in der Münchner X-Familie in der Länge und 1,5 Meter in der Höhe. So richtig evident werden die knapp gehaltenen Abmessungen, kommt der X1 an der Ampel neben einem dicken SUV-Brummer zu stehen. Dann befindet man sich auf Augenhöhe mit den Türgriffen des Nachbarn. Minderwertigkeitskomplexe kommen aber dennoch nicht auf. Ganz im Gegenteil: im X1 hat man das Gefühl in der einzig gültigen, dem Zeitgeist in vollem Umfang entspechenden Interpretation eines SUV zu sitzen. Beim Rittern um die raren Parkplätze, beim Manövrieren in den oft kriminell eng geschnittenen Garagen
und beim Ausnützen der immer seltener werdenden Verkehrslücken erhärtet sich dieses Gefühl dann vollends.
Einfach teuer
Etwas trügerisch ist die Optik des X1. Dynamisch sieht er aus, mit einem Tick wohldosierter Aggresivität. Thirtysomethings scheint er auf den Leib geschnitten zu sein. Wer dann allerdings die Preisliste studiert, wird sich schnell darüber klar: Der Mini-SUV richtet sich eher an gesetztere Herrschaften. Familiengründer, so jüngst kein Erbe ausbezahlt wurde, werden den Schauräumen eher fern bleiben. Unser Test-X1 mit 177 aus einem 2-Liter-Commonrail generierten PS und xDrive schlug sich mit knapp 42.000 Euro zu Buche. Und das ohne Leder, ohne Navi oder andere, diesen Preis rechtfertigenden Optionen. Starker Tobac allenthalben.
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