Fulminanter als Faraday Future hätte man in das Automobilbusiness kaum einsteigen können: Quasi aus dem Nichts preschte die Firma letztes Jahr auf der CES hervor, mit dem Prototypen eines atemberaubend gestylten Elektrosportwagens, gut gefüllten Kassen mit Geldern asiatischer Investoren und ehrgeizigen Plänen, unterschiedlichste E-Modelle bauen zu wollen. In einer riesigen Fabrik in Nevada, deren Bau man auch gleich herausposaunte. Nicht nur Tesla wurde bei den Ankündigungen leicht nervös, zumal Faraday diverses Führungspersonal von Elon Musks Firma abwarb. Auch bei Apple, BMW und Google griff man eifrig zu.
Man wolle für die Autowelt nämlich nicht weniger als das tun, was Apple mit dem iPhone für die Kommunikation geschafft hat. Aber das ist wie gesagt ein Jahr her – und dass der Elektroautohersteller jetzt im Vorfeld der CES in Las Vegas tatsächlich ein Serienmodell präsentierte, ist angesichts der Turbulenzen der vergangenen Monate alleine schon eine beachtliche Leistung. Zuletzt war über Geldprobleme aufgrund finanzieller Schwierigkeiten des wichtigsten chinesischen Investors spekuliert worden.
Aber an Selbstbewusstsein mangelt es Faraday Future jedenfalls nicht: Gleich bei der Präsentation ließen sie den FF91 live in einem Beschleunigungsrennen gegen ein Tesla Model S antreten, dem der Neuling prompt 0,01 Sekunden abnahm. Bei offiziellen 2,5 Sekunden liegt der Sprintwert des neuen Elektro-SUV von 0 auf 100 km/h. Aber nicht nur dabei hängt es die Konkurrenz ab: Mit seiner 130-kWh-Batterie verspricht der 5,3 Meter lange Hüne eine Reichweite von 700 Kilometern nach dem NEFZ-Zyklus.
Die Spitzenleistung, die die Elektromotoren abspulen, liegt bei 783 kW, das entspricht 1050 PS. An einer 240-Volt-Steckdose sind die Akkus in 4,5 Stunden zur Hälfte geladen, an einem Supercharger sind sie in einer Stunde wieder voll. Der FF91 steht auf einer eigens entwickelten Plattform, die in Zukunft Basis für weitere Modelle des Herstellers sein soll. Es gibt Allrad mit zusätzlicher Hinterradlenkung.
Wie bei Teslas Model X gehen die Türen automatisch auf, eingebaute Sensoren verraten ihnen, wie weit sie sich öffnen dürfen. Deshalb hat das SUV auch keine Türgriffe mehr. Die Außenbeleuchtung ist so programmiert, dass sie mit dem Fahrer kommuniziert und ihn zum Beispiel vor dem Losfahren begrüßt. Der Besitzer kann sein Auto auch ohne Schlüssel öffnen, weil der FF91 ihn erkennt. Eine Kamera in der B-Säule erkennt sein Gesicht und entriegelt die Türen. Ähnliche Kameras im Innenraum erkennen, welcher der üblichen Fahrer gerade einsteigt und setzt automatisch dessen favorisierte Einstellungen (Sitze, Klimaanlage, …) um.
Der Faraday Future kann aber nicht nur Gesichter erkennen, sondern auch deren Ausdruck: Je nach abgelesener Stimmung, passt er automatisch Musik, Temperatur oder die Sitzmassage an. Das riesige Panoramaglasdach und auch die Seitenscheiben verdunkeln sich von selbst, wenn die Passagiere daraufdrücken.
Auch beim Thema autonomes Fahren sind die Newcomer gleich mit dabei: Faraday Future will den FF91 mit über 30 Sensoren für autonomes Fahren ausstatten und demonstrierte bei der Präsentation eine automatische Einparkfunktion, bei der sich der Wagen selbst eine freie Stelle auf einem Parkplatz sucht und sich hineinstellt. Mit eigenen Lichtsequenzen will der FF91 mit Fußgängern und anderen Verkehrsteilnehmern kommunizieren, wenn er dann einmal autonom unterwegs ist. In Ländern, in denen diese Lösung zugelassen ist, werden die klassischen Außenspiegel durch durch Kameras ersetzt.
Das Der FF91 soll ab 2018 ausgeliefert werden, wie Entwicklungschef Nick Sampson betonte. Einen Preis nannte Faraday Future nicht, Vorbesteller werden aber zunächst 5000 Dollar (4815 Euro) anzahlen müssen.
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