Vor sehr langer Zeit, da war der Motorsport für die Autoindustrie Entwicklungslabor und Imagebooster gleichermaßen. Das ist eine Rolle, die die viel gescholtene Formel E jetzt für Elektroautos übernimmt. Jaguar testet die Technik für ihren Elektro-SUV I-Pace im Renneinsatz, genauso wie Next EV für den Nio EP9 und weitere folgende Modelle für die Massen. Das erste soll schon nächstes Jahr in China auf den Markt kommen.
Zum Start wird der Supersportwagen EP9 als Imageträger dienen und die Bekanntheit der Marke pushen. Was ihm gelungen ist: Gleich zum Start der Marke hat die Flunder mit einer maximalen Leistung von einem Megawatt (1360 PS) nämlich gleich den alten Rundenrekord für Elektrofahrzeuge auf der Nordschleife des Nürburgrings pulverisiert: 7:05,12 lautet der neue Bestwert.
Der Nio EP9 beschleunigt mit seinen vier Elektromotoren in 2,7 Sekunden 0 auf 100 km/h, die 200 fällt nach 7,1. Seine Batterien können in 45 Minuten für eine Reichweite von 427 Kilometer geladen werden. Der Zweisitzer, der in München von einer hochkarätigen Söldnertruppe entwickelt wurde, soll in kleinen Stückzahlen gebaut werden.
Der Umbruch im Autobau lockt neue Spieler und so manche Glücksritter auf den Plan. Nahezu im Wochentakt machen Meldungen von verheißungsvollen Projekten die Runde, wobei die Absender vorzugsweise aus den USA und dem asiatischen Raum stammen. Allerdings: Ein Prototyp macht noch keinen Sommer, und wenn kein Investor anbeißt, wird schon oft nach der ersten Enthüllung der Stecker gezogen. So einen Kurzschluss möchte sich die Firma namens NextEV nicht leisten. Im Gegenteil. Das chinesische Start-up, das bis dato nur in der Rennserie Formel E in Erscheinung getreten ist, will nicht nur Tesla den Kampf ansagen, sondern hat sich auch gleich zum Ziel gemacht, die Autoindustrie aufzumischen. Mit Elektrofahrzeugen, die zugleich rollende Onlineshops sein sollen.
Hinter NextEV stehen der Internetunternehmer William Li aus Schanghai mit einer Reihe von finanzstarken chinesischen Investoren und ein profilierter westlicher Automanager, der weiß, wie das Geschäft funktioniert: Der Brite Martin Leach, früher Chef von Ford Europe und Maserati, ist als Co-Präsident Mastermind des Nio EP9.
Im zweiten Schritt will Leach, der übrigens einst auch als Chef von Magna-Steyr im Gespräch war, ab Ende 2017 ein massentaugliches und leistbares Familien-Elektroauto bauen. Wobei gleich an eine Jahresproduktion von einer halben Million Stück gedacht ist.
Während der Sportwagen in England gefertigt werden dürfte, soll das Volumensmodell in China vom Band laufen: Das erste Autowerk von NextEV entsteht voraussichtlich in der Region Nanjing.
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