» Benzinkopf
Autonet-Weltmeister
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Mein Resümee nach einem Wochenende Megane RS
Vorletztes Wochenende war es endlich soweit: Ich durfte mir den Renault Megane RS-Testwagen der Autonet-Redaktion für ein Wochenende unter den Nagel reißen. Und im Laufe dieser drei Tage bekam ich vor allem eines oft zu sehen: „Verwunderung“!
Meine bessere Hälfte setzte ihn auf, als ich ihr sagte, dass man diesen Wagen nie in einer anderen Farbe als Gelb kaufen dürfe, weil sonst dank der so eingefärbten Gurte, Nähte und des Drehzahlmessers das Gesamtbild nicht mehr stimmen würde. Ich sah ihn via Rückspiegel an mir selbst, als ich nach einem etwas festeren Husten auf die Bremse „auf die harte Tour“ lernte, dass die Brembo-Anlage mit ihren geriffelten Bremsscheiben nicht nur Show ist. Und ich sah ihn auch häufig in den Gesichtern mancher Mitmenschen – meist aber nur sehr kurz, war der Grund für die hochgezogenen Augenbrauen doch meist das Tempo, mit dem ich vom Spurnachbarn zum kleinen gelben Punkt am Horizont wurde – zum Beispiel am Ende einer Autobahnbaustelle. Ja, dieser Wagen löste Verwunderung aus, bei mir allerdings nebenbei auch noch etwas ganz anderes: Begeisterung!
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Ganz objektiv gesehen, muss man den Megane Renault Sport eigentlich hassen. Das Fahrwerk (dank optionalem Cup-Paket noch zusätzlich nachgeschärft) ist bretthart und schluckt absolut garnix. Der an sich passable Kofferraum ist durch die hohe Ladekante nur eingeschränkt brauchbar. Das an einen Schießscharten erinnernde Heckfenster lässt viel kreativen Freiraum bezüglich allem, das hinter einem passiert und die Sportsitze machen es ohne Übung unmöglich schmerzfrei ein- und wieder auszusteigen, harter Backen am Rande der Sitzflächen sei Dank. Doch sein wir mal ehrlich: Wer interessiert sich schon ernsthaft wegen objektiver Tatsachen, die der Abteilung „Vernunft“ zuzuschreiben wären, für dieses kompromisslos scharfe Stück Automobilgeschichte?! Eben. Dementsprechend sollte es auch wenig überraschen, dass auch mir all diese „Unzulänglichkeiten“ schon nach dem ersten Ausparken vollkommen egal waren. Jedes Mal, da ich in dieser Franzosen-Flunder Platz nahm, war ich glücklich wie ein Kleinkind am Weihnachtsmorgen. Und das lag an solchen feinen Kleinigkeiten, die man aufgrund ihrer Kompromisslosigkeit und nahen Verwandtschaft zum „echten Rennsport“ so wohl nie und nimmer in „komplett logisch durchdachten Hot-Hatches“ unserer nördlichen Lieblingsnachbaren finden wird: Ich liebte den RS für das laute, metallische „KNACK“-Geräusch, das jedes Mal zu hören war, wenn man mit Überzeugung den Ganghebel durch die Gassen scheuchte. Ich vertraute ihm, ob der mich liebevoll und doch bestimmt umarmenden Schalen-Sitze, die zu den Besten gehören in denen ich je Platz nehmen durfte. Er stahl mein Herz mit der faszinierenden Perfektion, mit der das Frontdifferenzial es schaffte die 250 Pferde stets ohne Abstriche auf die Straße zu bringen, ohne mir dabei zu viel oder zu wenig Feedback ans Volant weiterzugeben. Ich bewunderte ihn außerdem dafür, dass er mich auf schlechten Untergründen durchschüttelte wie einen Bond-Martini, weil ich wusste, dass ich aus genau diesem Grund mit Geschwindigkeiten in Kurven fahren kann, von denen andere nur zu träumen wagen. Und ich vergötterte ihn für das mir jedes Mal eine Gänsehaut bescherende Brüllen des drehfreudigen und giftigen Turbo-Motors, der den Wagen mit faszinierender Kraft nach vorne schob – irgendwie schwer zu glauben, dass da andere FF-Kollegen wie der Focus RS tatsächlich noch ein Schippchen drauflegen können sollen…
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Nach einem Wochenende ist der Megane RS in meiner Erinnerung vor allem als eines hängen geblieben: Ein durch und durch ehrlicher Sportwagen. Er will garnicht erst die Eier legende Wollmilchsau sein, an der man in Wolfsburg so behutsam arbeitet – er begnügt sich lieber damit, eine Pistensau zu sein. Und das finde ich großartig! Das im Vergleich zum Standard-Megane deutlich zugespitze Äußere mit dem breiteren Stand ist hier nicht nur Stilmittel, sondern Mittel zum Zweck. Es sollte für den Besitzer allerdings auch ein Bekenntnis sein – denn Fahrer der „üblichen Verdächtigen“, die sich gerne Abends mal an der nächsten Tankstelle treffen, fühlen sich oft genug herausgefordert, wenn man in diesem nicht gerade auf Understatement setzenden Vehikel neben ihnen an der Ampel steht. Da sollte man dann versuchen „drüber zu stehen“ … muss aber nicht. Nein – muss man wirklich nicht. ;)
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