Wieviel Sport verträgt eine eher der gesetzteren Klientel zugedachte Business-Limousine? Sehr viel, wie der autonet-Intensivtest mit dem BMW 530d zeigt. Der neue Bayer ist ein Ausbund an Dynamik ohne dabei die Pfade der Eleganz zu verlassen. Leisten können muss man sich ihn halt.
Beim Einlegen des Rückwärtsganges erscheint auf dem 7-Zoll-Bildschirm in der Mittelkonsole der 5er und dessen nächste Umgebung in Vogelperspektive. Auf die Frage des erstaunten Beifahrers wie das denn funktioniere, kann ich mangels vorheriger Recherche ad hoc nur unqualifizierte Vermutungen anstellen: ein Satellit? Google Earth? Oder gar eine automobile Astralreise? Nix dergleichen. Die Lösung ist ebenso einfach, wie neu: An den Unterseiten der Rückspiegel befinden sich Kameras mit extremen Weitwinkelobjektiven, die einen Rundumblick ermöglichen. Das Auto selbst ist in täuschend echt wirkender Graphik dargestellt. Surround View nennt sich diese nette Spielerei, die in der Aufpreisliste mit rund 700 Euro angepriesen wird.
Spielt alle Stücke
Noch mehr solcher technoiden Feinheiten gefällig? Kein Problem, immerhin kann unser Test-Bayer, der neue 530d, mit einer Aufpreisliste im Gegenwert eines topausgestatteten VW Polo aufwarten. In Zahlen: runde 17.000 Flocken. Als da wären: Navigationssystem mit integrierter Speed Limit Info, die die jeweilige erlaubte Höchstgeschwindigkeit ins zentrale Armaturendisplay einspielt. Fernlichtassistent, der bei entgegenkommenden Fahrzeugen und bei Ortseinfahrten automatisch abblendet. Eine 8-Gang-Sportautomatik, die die altvordere Meinung, eine manuelle Schaltung sei sportlicher, endgültig mit Vollkaracho ins Land der Ammenmärchen katapultiert. Das edle Lederpaket „Dakota“, das harmonische, anthrazitfarbene Edelholzfinish „Fineline“, das Highend-Soundsystem und die massiven 18-Zöller seien nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
Und was gibt’s serienmäßig bei einem Einstiegspreis von 54.900 Euronen? Gar nicht mal so wenig. Die 2-Zonen Klimaautomatik etwa, den schlüssellosen Motorstart, das hochauflösende 7-Zoll-Farbdisplay in der Mittelkonsole, den Regensensor, das Sportlenkrad, den Tempomaten mit Bremsfunktion, um nur einiges zu nennen.
Am Sprung
Absolutes Serien-Highlight ist allerdings die Optik des neuen 5er. Schluss mit dem Hofrats-Phänotypus des Vorgängermodells. Am Steuer der ´10er-Edition der Business-Bayern sieht auch ein vor jugendlichem Elan strotzender Enddreißiger beileibe nicht deplaziert aus, der schwarze Herrenregenschirm mit Bambusgriff auf der Hutablage allerdings sehr wohl. Das hoch aufragende Heck des E61ers wurde kräftig eingedampft. Wer sich dem neuen 5er von der Maschekseite nähert, sieht sich mit der Dynamik eines 3er konfrontiert. Die fliehende Heckscheibe, die von den Rückleuchten ausgehende und beim vorderen Radkasten sanft auslaufende Kante, die flach gestellte Windschutzscheibe: Alles am neuen Business-Bajuwaren strebt mit Verve in Fahrtrichtung. Beendet wird der visuelle Vortrieb durch eine rigoros dem Asphalt zustrebende, schöne Grüße vom 7er ausrichtende Front.
Siebter Himmel
7er-Luft schnuppern lässt sich auch im Inneren des 5er. Die horizontale, lineare Anordnung der Bedienelemente zeitigt ein sehr großzügiges, elegantes Raumgefühl. Die Ellenbogenfreiheit ist derart ausgeprägt, dass sich im Sitzen problemlos der Vogeltanz vollführen lässt. Auch im Fond muss schon sehr penetrant lümmeln, wer mit den Knien die Lehnen der Vordersitze berührt. Über Verarbeitungs- und Materialqualität zu sprechen ist bei
BMW müßig. Wann gab es schon jemals daran etwas zu mäkeln?
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