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Ein Autoleben im Zeitraffer: Folterkurs für dauerhaften Glanz

Damit Autos auch im hohen Alter noch wie neu aussehen, hat Audi ein strenges Prüfprogramm entwickelt

Thomas geiger
Salz und extreme Temperaturen dürfen dem Lack nichts anhaben 
Neue Autos haben, wovon alternde Damen träumen: Den umfassenden Schutz vor dem Zahn der Zeit. Denn damit die Fahrzeuge auch nach intensivem Gebrauch noch Aussehen wie nach den ersten Kilometern, treiben die Hersteller und ihre Zulieferer einen gewaltigen Aufwand, der sich längst nicht allein auf den tiefgehenden Korrosionsschutz mit Zink & Co beschränkt.

Am härtesten ran genommen werden Neuwagen dabei derzeit vermutlich bei Audi. Denn die Herren der Ringe haben eigens ein Prüfareal aufgebaut, das formal als „Korrosionsschutzzentrum“ firmiert und sich bei genauer Betrachtung als Folterkammer für Prototypen und Serienfahrzeuge entpuppt. In nur fünf Monaten wird dort für den so genannten INKA-Test (Ingolstädter Korrosions- und Alterungstest) ein ganzes Autoleben simuliert, das mehr meteorologische Widrigkeiten bietet als zwölf Jahre Alltagseinsatz im klimatisch gemäßigten Mitteleuropa samt aller Urlaubsfahrten in den kalten Norden oder den heißen Süden.

Gesalzt, geschwitzt, gefroren
Die Tortur, die jeder Wagen 45 Mal über sich ergehen lassen muss, beginnt mit einer dreistündigen Soledusche. Über ein riesiges Gebläse wird aggressives Salzwasser so fein vernebelt und aus allen Richtungen auf den Wagen gesprüht, dass wirklich kein Eckchen Blech trocken bleibt. Gut gesalzen kommt der Proband auf seiner „Rostkur“ danach in den Schwitzkasten, wo sich das Salz auf der Blechhaut bei Temperaturen bis zu 50 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von maximal 100 Prozent „so richtig schön einfressen kann“, erläutert Werner Piller, der den Korrosionsschutz leitet und so etwas ist wie der Folterknecht für Neuwagen.

Nach etwa 30 Stunden schwüler Sauna rollt der Wagen weiter unter die Höhensonne. Dort simulieren riesige UV-Strahler den afrikanische Sommer und heizen die Karosserie auf bis zu 90 Grad auf. Selbst bei diesen Temperaturen dürfen etwa im Cockpit auch nach mehreren Stunden die Farben nicht ausbleichen und die Formen nicht verloren gehen. Vierte Station im Härtetest ist die Kältekammer. Dort wird der Wagen auf –35 Grad Celsius des nordischen Winters abgekühlt und dann auf vier Hydraulikzylindern stundenlang gerüttelt und geschüttelt, damit scheuernde Anbauteile oder knarzende Konsolen keine Chance haben.

Und dazwischen noch auf die Marterstrecke
Weil die Techniker sich aber trotz der aufwändigen Simulation mit Klimakammern, Höhensonne und Kunstregen nicht auf das Wetter auf Knopfdruck verlassen wollen, geht die Tortur auch im echten Leben weiter. Denn zwischen den Folterstunden in den Prüfständen müssen alle Probanden täglich für mehrere Runden auf eine Marterstrecke vor der Haustüre, auf der ihnen knietiefes Salzwasser, Splitt und Schotter den Rest geben soll. Wer allerdings diesen Marathon übersteht, der glänzt im Alltag selbst dann noch wie neu, wenn der Halter nicht täglich durch die Waschanlage rollt.

DruckenSenden06.07.2009 von Thomas Geiger

 

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