Audi A5 Sportback 3.0 TDI quattro: Der Makellose

Stellen Sie sich diesen Menschen vor: gutaussehend und -angezogen, topfit, gesund, erfolgreich, intelligent, integer, tugendhaft, das perfekte Familienleben führend. Gibt´s nicht? Stimmt, auch wenn uns das die Werbewirtschaft tagtäglich weismachen will. Gäbe es ihn aber, wir hätten das ideale Auto für ihn. Und zwar den Gegenstand dieses Intensivtests: den Audi A5 Sportback 3.0 TDI quattro S tronic in ibisweiß. Ein Auto, das uns makelbehaftete Zeitgenossen ein wenig in Bedrängnis bringt. Man hat fast Hemmungen nachlässig gekleidet, unfrisiert, unrasiert in dieses Auto zu steigen und die unmanikürten Finger auf das edle Lederlenkrad zu legen.

Fast zu schön
Auf der anderen Seite: ein bisschen Imperfektion tut diesem Auto ganz gut. Das erhöht den Sympathiewert des doch sehr geschniegelten Ingolstädters. Es ist ja nicht unbedingt notwendig die eigene Körperhygiene zu vernachlässigen. Es würde schon genügen, den A5 nicht täglich in der Waschstraße blank wienern zu lassen. Ein leichter Schmutzfilm tut der Schönheit dieses Autos keinen Abbruch, macht sie lediglich ein wenig hintergründiger, menschlicher, identifikatorischer. Charakter durch Patina, sozusagen.

Kann einpacken
Schönheiten wird landläufig jeglicher Nutzwert abgesprochen. Das ist nicht nur nicht fair, sondern im Falle des A5 Sportback schlicht und einfach falsch. Auch wenn er nicht so aussieht, am Parkplatz eines Heimwerkermarktes ist der Fließheck-Beau keineswegs deplaziert. Unter dem Bild von einer Heckklappe verbergen sich stattliche 480 Liter Kofferraumvolumen. Das sind nur 10 Liter weniger als im bezüglich der Praktikabilität besser beleumundeten A4 Avant. Werden die Rücksitze umgelegt, absorbiert der Sportback knapp 1.000 Liter Fracht. Auch wenn er es also kann, gern mutet man dem edlen Teil Speditionsagenden nicht zu, vor allem in der hier vorliegenden Ausstattung mit 2.400 Euro teurem Milano-Leder.

Kann zupacken
Aber richten wir unser Augenmerk weniger auf das was hinten reingeht, als viel mehr auf das was vorne drin ist: nämlich das Allerfeinste was die Ingolstädter an Selbstzünderischem im Regal haben, der 3,0-Liter-V6-TDI. 240 PS und ein Drehmoment von 500 Newtonmeter sind Werte, die keines weiteren Kommentars zur Verdeutlichung der vorherrschenden Kraftverhältnisse bedürfen. Eine fast schon heilige Allianz bildet dieses Triebwerk in Kombination mit dem 7-Gang-Direktschaltgetriebe S tronic. Jede noch so hohe Erwartungshaltung an die Umsetzung der Gasfußdirektiven wird vollinhaltlich erfüllt. Trotz unseres kaum unterdrückbaren Drangs im Testbetrieb, das zur Verfügung stehende Leistungspotential des feisten Turbodiesels auszuloten, kamen wir nie über einen Durchschnittsverbrauch von 8,3 Liter. 

Präzisionsgerät
Während wir uns bei der Optik des A5 Sportback die eine oder andere Ecke oder Kante wünschen würden, so sehr begeistert uns die perfektionistische Performance des Fahrwerks. Das fängt beim, in dieser Motorisierung serienmäßigen, quattro mit Sportdifferential an, der Traktionsdefizite für den Ingolstädter zu einem Fremdwort macht. Die adaptive Dämpferregelung sorgt stets für die der jeweiligen Fahrsituation und Untergrundbeschaffenheit entsprechende perfekte Kennlinie. Die Dynamiklenkung macht aus dem A5 ein hochpräzises Fahrwerkzeug. Kurzum: Herz, was willst du mehr?

Fazit
Um auf die letztgestellte, eigentlich rethorisch gemeinte Frage doch noch zu antworten: mehr Geld, bitte schön! Denn alles hier Beschriebene kostet, und zwar ordentlich. Um genau zu sein 76.853,90 Euro. Der Grundpreis für den A5 Sportback 3.0 TDI liegt bei rund 53.000 Euro. Dazwischen liegen 25.000 in Optionen investierte Euro. Eine Aufpreispolitik, die klar macht, warum Audi zu den profitabelsten Autoherstellern der Welt gehört. Nichtsdestotrotz: Will man ein Auto ganz nah an der Grenze zum technisch derzeit Machbarem, führt kaum ein Weg an Audi vorbei. Das verdeutlicht der A5 Sportback 3.0 TDI quattro S tronic eindrücklich.