VW Golf GTI vs. Peugeot 208 GTi
Golf GTI vs. 208 GTi
Kampf der GTI-anten.
VW Golf VII gegen Peugeot 208, jeweils in der scharfen Version. Kann es einen Sieger geben? Oder treffen doch verschiedene Welten aufeinander?
Von Franz J. Sauer
Der erste Volkswagen Golf GTI kam 1976 auf die Welt und begründete bekanntlich ein ganzes Automobil-Segment. Der heutige GTI wiegt etwa ein Drittel mehr, hat gut doppelt so viel Leistung und kostet viermal so viel wie sein Urahn. Sucht man eine vergleichbare Größe im heutigen VW-Modellangebot, landet man beim Polo GTI, also eine Klasse darunter. Trotzdem zieht sich durch die Entwicklung von eins bis sieben schlüssig ein roter Faden, flankiert von sportlichen Ausreißern namens 16V, VR6, GTI-TDI oder R. Es ist eine Evolution des Wachstums, in Größe, Gewicht und Absatzzahl, grundsätzlich also eine Erfolgsstory.
Der Peugeot 205 GTI kam 1983 als französisches Statement zum Thema Hot-Hatch, sicher auch aus einem gewissen Wolfsburg-getriggerten Handlungsbedarf. Größen- wie leistungmäßig orientierte er sich am Einser-GTI der Wolfsburger Konkurrenz, obwohl schon zur Zeit des Zweier-Golf auftretend. Im Laufe der Jahre reifte er motorisch vom 1600er zum 1,9 und erwuchs von 109 auf 120 PS, als er abtrat, hatten Gölfe auch schon sechs Zylinder. Dann war vorerst Schluß mit Kompakt-Spaß bei Peugeot, erst drei Endziffern später traut man sich nun wieder über einen echten GTI und setzt diesen auch recht kompromisslos, weil maßstabsgetreu in Szene. Soll heißen: der korrekte Golf-Gegner aus Paris hieße dieser Tage eigentlich 308.
Dennoch bitten wir hier lieber zum Duell mit Historie, ungeachtet der reinen Kennzahlen-Lehre. Denn des Thema GTI lässt sich auch an anderen Parametern wie Beschleunigung, Höchstgeschwindigkeit oder Rundenzeiten festmachen. Etwa am Käufer. Szenegastronomen fuhren einst ebenso Golf GTI wie der Turnlehrer mit Zweitfach Geschichte. Im sportlichen Kompakt-Franzosen traten Promis wie Thomas Muster oder Falco auf, bevor sie in die Ferrari- oder Porscheliga aufstiegen. Und im Durchhänger ihres Lebenszyklus, also zu Zeiten von Zwei- und Drittbesitz endeten sie nicht selten an Alleebäumen im ländlichen, weil den sie marternden Youngsters bisweilen das Talent ausging.
Derlei würde heutzutage weder einem Siebener-Golf noch einem 208er im GTI -Trimm passieren. Ein perfekt ausgebildetes Elektronik-Fangnetz zeigt hier ebenso Wirkung wie ernstzunehmende Fahrwerke und Bremsen. Die auf 250, beziehungsweise 200 PS angewachsene Leistung findet sich schon allein durch das generell seriösere GTI-Wesen anno 2013 relativiert, die GTIs von 2013 könnten nämlich wirklich auf der Rennstrecke, wenn sie denn sollten. Aber auch ihre Käufer sind erwachsen geworden, ein Golf GTI gereicht heutzutage eher als Alternative zum geringfügig geschichtsloseren Audi A3, oder aber zum sportlichen A5, wenn man mittlerweile Nachwuchs hat. Dass der Peugeot hier heutzutage mit einem Alzerl mehr Frechheit aufwartet, liegt wohl in seiner Größe begründet, ein günstiges Leistungsgewicht kann im Infight um Rundenzeiten wie Youngstergunst eben durch nichts ersetzt werden, weil sich die kleinere Konfektionsgröße ja letztlich auch ein bisserl im Preis widerspiegelt.
Richtig Sport können also wie gesagt beide, auch wenn der Golf GTI bewußt noch Luft nach oben für den Auftritt des R-Modells (300 PS!) freilässt. Die Pep-Wertung gewinnt der Peugeot auch durch sein witziges Mini-Lenkrad, das den Begriff Handling rechtschaffen revolutioniert. In Sachen souverän gewinnt dagegen der Golf, schon allein durch das ausgereifte Wesen seines formidablen DSG-Getriebes, das perfekt zum durchtrainierten Motor passt. Der Peugeot hingegen will knackig geschalten werden und liefert hierfür auch die entsprechende Hardware, Wheelspin ist im Fahrbetrieb mit ihm ein ebenso gern zelebriertes Stilmittel wie seine selbstbewußt gezeichnete Sport-Folklore aussenrum beim Auftritt vorm Eissalon gefällt.
Wer gewinnt also, im höchst subjektiven Shootout? Für jene, die das „G“ von GTI gern mit „Gasslhatzer“ übersetzen, sicher der Peugeot. Alle anderen müssen selbst herausfinden, ob der VW Golf GTI ihnen oder sie ihm eine Nummer zu groß sind.
VW Golf GTI DSG
HUBRAUM 1984 ccm
LEISTUNG 220 PS
VERBRAUCH 6,4 l / 100 km
DREHMOMENT 350 Nm
BESCHLEUNIGUNG 0-100 6,5 Sek.
SPITZE 244 km/h
PREIS 34.090 Euro
Peugeot 208 GTI
HUBRAUM 1598 ccm
LEISTUNG 200 PS
VERBRAUCH 5,9 l / 100 km
DREHMOMENT 275 Nm
BESCHLEUNIGUNG 0-100 6,8 Sek.
SPITZE 230 km/h
PREIS 23.950 Euro
Drucken15.11.2013 von Franz J. Sauer