Roding Roadster: Leidenschaft vom Lande
Noch kennt ihn kaum jemand, den Roding Roadster. Doch schon bald könnten ihn rasch ein paar mehr Menschen kennen. Warum? Die erste Ausfahrt klärt's.
Der 4,10 Meter kurze und 1,19 Meter flache Roding Roadster ist ab rund 165.000 Euro zu haben.
Roding? Bislang hat von dem 12.000-Seelen-Dorf in der Oberpfalz kaum jemand gehört. Doch das wird sich ändern. Denn im Namen seiner Heimatstadt stürmt jetzt ein heißer Roadster auf die Überholspur: Kürzer als ein VW Golf, flacher als ein Porsche 911 und leichter als ein Audi TT lässt die fast komplett aus Karbon gebackene Flunder jeden Großserien-Sportwagen ziemlich alt aussehen. Das gilt mittlerweile auch für das Design. War der erste Prototyp noch hässlich wie die Nacht, ist das Serienauto ein sportliches Schmuckstück. Kan-tige Front, schlanke Silhouette, riesige Hutzen hinter den Sitzen und ein breites Heck: Nach dem 4,10 Meter kurzen und 1,19 Meter flachen Tiefflieger dreht sich jeder um. Und dass er aus manchen Ecken ein bisschen an den Audi R8 erinnert, ist ja keine Schande.
3-Liter R6-Zylinder
Das Auto kommt zwar aus der Provinz, aber die Macher sind Profis. Sie haben sich schon in der „Formula Student“ gefunden und arbeiten mittlerweile auch als Entwicklungsdienstleister für Großkonzerne - darunter auch Siemens und vor allem BMW. Als Dank dafür bekommen sie aus München den Dreiliter-Reihensechszylinder, der in Autos wie im Dreier noch ziemlich braver Geselle ist. Doch ohne viel Dämmung im Heck montiert und mit einem kurzen Sportauspuff kombiniert, spielt der Turbo-Direkteinspritzer im Roding eine ganze andere Mu-sik. Laut und ungehobelt brüllt er das Lied von der Lust an der Leistung und macht den Roadster zur Spaßgranate.
8,2 Liter Verbrauch
Weil der Karbonrenner nur 950 Kilo wiegt, reichen 320 PS und 450 Nm für Fahrleistungen wie bei einem ein Supersportwagen. An der Lenkung müssen die Entwickler zwar noch ein wenig feilen. Aber mit einer brettharten Straßenlage und nahezu immun gegen physikalische Störkräfte wird dann jede Landstraße zur Lustmeile. Der Sechszylinder zügellos, das Getriebe kurz und knackig und die Straßenlage wie ein Brett – so schießt der Roding in 3,9 Sekunden auf Tempo 100 und kratzt fast an 300 Sachen. Und das geringe Gewicht hilft nicht nur beim Spurten und im Kampf mit der Ideallinie, sondern auch beim Sparen: 8,2 Liter sind kein schlechter Normwert für einen Rennwagen dieses Kalibers.
Alltagsauto
Die eigentliche Überraschung ist allerdings der hohe Alltagskomfort. Denn der Roadster ist kein radikaler Purist für gewisse Stunden, sondern taugt auch für Sonntagsfahrer: Die locken die Bayern nicht nur mit edlem Interieur, Komfortextras wie elektrischen Fensterheber oder einem Navi, sondern auch mit einem richtig großen Kofferraum: Er hat Platz für 330 Liter Gepäck, bietet zum ersten Mal bei einem Mittelmotor-Sportwagen sogar einen Skisack und hat sogar noch ein spezielles Staufach für die beiden Dachschalen, die den Roadster zum Coupé machen.
Fazit & Preis
Natürlich ist der Roding mit rund 165.000 Euro kein Schnäppchen, selbst wenn er in Handar-beit gefertigt wird und seltener ist als jeder Lamborghini oder Ferrari. Doch die reichen Raser scheint das nicht zu stören: Schon bei der Premiere in Genf waren die ersten fünf der 23 Fahr-zeuge umfassenden Startauflage verkauft, sagt Firmenchef Robert Maier. „Und für den Rest haben wir über 60 ernsthafte Interessenten.“ So wird Roding zu einem Namen, den vielleicht bald tatsächlich ein paar mehr Menschen kennen.
Drucken03.05.2012 von Thomas Geiger