Peugeot 208: Schon gefahren
Mehr als 18 Millionen Kleinwagen hat Peugeot seit 1929 – als der 201 auf den Markt kam – verkauft. Den neuesten Kompakten, den 208, durften wir bereits rund um Lissabon einer ersten Testfahrt unterziehen.
Entgegen dem Trend ist der 208 nicht nur leichter, sondern auch kleiner geworden.
Kleinwagen sind ihre große Stärke: Denn seit Peugeot 1929 mit dem 201 die Tradition der kompakten Klasse begründet hat, haben die Franzosen immerhin schon 18 Millionen Autos in diesem Segment verkauft. Und jetzt bekommen 201, 202, 203, 204, 205, 206 und 207 einen würdigen Nachfolger: Im Frühjahr bringen die Franzosen ihr jüngstes Löwenbaby an den Start, das – wie könnte es anders sein – das Kürzel 208 trägt. Den Wagen gibt es zunächst als Drei- und Fünftürer. Bis die anderen Derivate folgen, läuft der 207 als Cabrio CC und als Kombi SW erst einmal weiter. Und auch den Billigheimer 206+ gibt es noch für ein paar Monate.
Kleiner & günstiger
Entgegen dem Trend ist der 208 nicht nur leichter, sondern auch kleiner geworden. Und selbst die Preise sind geschrumpft. Wenn alle Motorvarianten am Start sind, geht es für den kleinsten Benziner als Dreitürer bei 12.200 Euro los. Die Diesel starten bei 13.750 Euro. Obwohl um sieben Zentimeter auf jetzt nur noch 3,96 Meter beschnitten, wird das Auto innen geräumiger, verspricht Entwicklungsleiter Christophe Clochard: „Verglichen mit dem 207 wollten wir ein kleineres Fahrzeug mit einem größeren Innenraum bauen,“ sagt der Franzose mit Blick auf fünf Zentimeter mehr Kniefreiheit im Fond und einen um 15 auf 285 Liter gewachsenen Kofferraum.
Durchgestylt
Zu den besseren Platzverhältnissen und einem deutlich ernsthafteren aber deshalb nicht minder charakterstarken Design gibt es ein völlig neues Innenleben, das vor allem dem Fahrer neue Perspektiven eröffnet. Er sitzt vor einem ungewöhnlich kleinen Lenkrad, mit dem Peugeot ein wenig Gokart-Gefühl in die Kleinwagenklasse zaubern will, und blickt über den Lenkradkranz hinweg auf weit nach oben gerückte Instrumente, die von einem hoch auf der Mittelkonsole montierten Touchscreen ergänzt werden. Der sieht zwar modern und nobel aus, ist aber lange nicht so pfiffig und sensibel, wie man das von seinem Smartphone kennt. Überhaupt haben es die Franzosen bei allem Fortschrittsglauben nicht so ganz mit moderner Technik – zumindest bei den Komfort- und Assistenzsystemen: Ein sensorgestütztes Notbremssystem wie der VW up!, einen Internetzugang wie der Audi A1 oder ein Warnsystem für die Spurführung wie im Citroen C3 bietet der 208 weder für Geld noch für gute Worte. Aber immerhin kann man bald so genannte Apps herunterladen und sich dann freie Parkhäuser oder billige Tankstellen zeigen lassen.
Sparsame Antriebsaggregate
Dass der 208 handlicher ist als früher, merkt man nicht nur auf kurvigen Landstraßen, im Getümmel der Großstadt oder in engen Parkhäusern. Sondern nicht zuletzt auch an der Tankstelle: Im Schnitt wird der Neuling 110 und im besten Fall sogar 173 Kilo leichter als sein Vorgänger. Weil es zudem optimierte Diesel und neue Dreizylinder-Benziner sowie vier Varianten mit Start-Stopp-System und eine windschnittigere Form gibt, geht der Verbrauch im Mittel um mehr als einen Liter zurück. Der sparsamste Benziner steht deshalb künftig mit 4,3 und der beste Diesel mit 3,4 Litern in der Liste. Acht Motoren stehen insgesamt zunächst zur Wahl: Drei Diesel von 68 bis 115 PS, die zwischen 163 und 190 km/h schaffen und maximal 3,8 Liter verbrauchen. Bei den Benzinern setzen die Franzosen auf zwei neue Dreizylinder-Sauger mit 1,0 und 1,2 Litern Hubraum und 68 oder 82 PS sowie drei bekannte Vierzylinder mit 95, 120 und 156 PS aus der Kooperation mit BMW, die bis auf den stärksten Motor peu a peu durch Turboversionen des neuen Dreizylinders ersetzt werden. Damit sind Spitzengeschwindigkeiten bis 215 km/h möglich, und selbst der stärkste Benziner braucht nur 5,8 Liter.
Handliches Fahrgefühl
Egal ob man den etwas knurrigen aber im Grunde völlig ausreichenden Dreizylinder mit 82 PS nimmt, den flüsterleisen 120 PS-Benziner oder den stärksten Diesel mit seinen soliden 270 Nm Drehmoment – mit jedem Motor macht der 208 einen ordentlichen Eindruck. Er ist so weich gefedert, dass ihm auch schlechte Straßen nichts ausmachen und trotzdem hart genug für ein wenig Spaß in den Kurven. Mit dem tiefer gerückten Lenkrad fühlt er sich wendig und agil an und mit jedem Meter fühlt man sich dem Franzosen vertrauter. Wenn nur alle Peugeot-Modelle so wären, dann müsste man sich um die Marke weniger Sorgen machen.
Raus aus der Krise
Gewinn und Umsätze sind eingebrochen, die Zulassungszahlen dümpeln im Keller und das Geld für neue Projekte wird so knapp, dass der Mutterkonzern PSA jetzt sogar mit General Motors kooperiert. Kein Wunder also, dass auf dem 208 große Hoffnungen ruhen. Aber diese Rolle ist den Autos mit der Zwei im Typenkürzel nicht fremd. Auch als die Franzosen vor fast 20 Jahren den 205 auf den Markt gebraucht haben, stand Peugeot schon einmal auf der Kippe. Doch dann wurde der Kleinwagen zum Kultobjekt und von Krise konnte nach mehr als fünf Millionen Verkäufen keine Rede mehr sein. Im Gegenteil: Mit 205, 206 und 207 haben die Franzosen danach über viele Jahre die europäische Verkaufsstatistik in dieser Klasse dominiert – ein Ziel, das sich Peugeot auch für den 208 auf die Fahnen geschrieben hat, sagt Produktmanager Pierre-Yves Etiennny: „Ab dem nächstem Jahr sind wir damit wieder die Nummer 1.“
Drucken15.04.2012 von Thomas Geiger