VW The Beetle 1.2 TSI: Retro-Versuch Nr. 2
Breiter, tiefer und flacher kommt er daher, der neue „The Beetle“. Der – Entschuldigung dafür – hässliche Vorgänger „New Beetle“ ist Vergangenheit. Wir prüften den wesentlich gefälligeren „Retro-Käfer Version 2.0“ mit 1,2 Liter kleinem Benziner zwei Wochen lang auf Herz und Nieren.
Klein und niedlich will er nicht mehr sein, der „The Beetle“ – wie er jetzt heißt. Ersteres bescheinigen die 4,28 Meter Außenlänge, zweiteres nicht nur die graue Lackierung des Test-Beetle.
Vor 14 Jahren startete VW mit dem „New Beetle“ den ersten Versuch einer Neuauflage des Käfers und scheiterte in Europa. Zu teuer, zu wenig Platz im Fond und Kofferraum und nur ein Diesel in der Antriebspalette ließen 1998 den VW-Traum einer Käfer-Reinkarnation schnell zerplatzen. Dem „The Beetle“ haben die Wolfsburger all diese Fehler ausgemerzt, wie unser Intensivtest des Basis-motorisierten „Design“-Beetle zeigt.
Sparsames Antriebsaggregat
105 PS und 175 Nm Drehmoment stellt das kleine turboaufgeladene 1,2-Liter-Motörchen zur Verfügung. Klingt nach wenig, reicht aber um den knapp 1,3 Tonnen leichten Beetle in flotten 10,9 Sekunden auf 100 km/h zu ziehen. Dabei hält sich der Vierzylinder-Benziner klanglich steht’s im Hintergrund. Bei Leerlaufdrehzahl sind weder Motorgeräusche noch Vibrationen zu vernehmen – falls Sie jetzt deshalb an ein Start-Stopp-System denken, müssen wir Sie enttäuschen, denn das gibt’s (noch) nicht. Macht aber nichts – zumindest Verbrauchs-technisch: Sehenswerte 6,3 Liter gönnte sich unser Beetle im Schnitt während der beiden Testwochen. Wer’s gemütlicher angeht, kann selbst die Werksangabe von 5,9 Liter locker unterbieten.
Gokart-Feeling
Seine direkte Lenkung, das sehr straff abgestimmte Fahrwerk und ein knackig zu schaltendes Sechsgang-Getriebe, machen den „The Beetle“ förmlich zu einem Gokart. Passend dazu bieten die Serien-Komfortsitze ausreichend Seitenhalt und dank Lendenwirbelstütze verzeiht der Rücken auch längere Ausfahrten. Der Einstieg in den Fond verlangt dank der weit nach vorne fahr- und klappenden Sitze und dem großen Türausschnitt nicht nach Verrenkungen. Zwei Erwachsene bis 1,80 Meter Körpergröße finden hier locker Platz. Wer größer ist, sollte, der geduckten Dachlinie wegen, in der ersten Reihe Platz nehmen. Schwache 200 Liter fasste der Kofferraum des „New Beetle“. Beim „The Beetle“ sind’s standardmäßig großzügige 310, bei umgeklappten Rücksitzen sogar 905 Liter. Der Innenraum selbst kann als VW-typisch deklariert werden. Alles sitzt und passt, nichts wackelt und sämtliche Bedienelemente sind dort wo sie hingehören. Schickes Innenraum-Detail der mittleren Ausstattungslinie „Design“: In Wagenfarbe lackierte Zierteile und das Ur-Käfer-typische Klappfach im Armaturenbrett. Warum man bei VW für einen USB-Anschluss immer noch aufzahlen muss, ein SD-Karten-Slot aber vorhanden ist, leuchtet uns nicht ein.
Fazit und Preis
Der neue Beetle ist im 21. Jahrhundert angekommen. Hervorragende Fahreigenschaften, der sparsame Motor, die gute Bedienung und das durchwegs akzeptable Platzangebot machen den „The Beetle“ weitaus erwachsener. Der Einstieg in die Käfer-Welt startet bei 18.490 Euro. Den getesteten „Design“-Beetle gibt es ab 20.300 Euro. Zur Serienausstattung gehören hier unter anderem elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, Berganfahrassistent, Armaturenbrett in Wagenfarbe, elektrische Fensterheber, Klimaanlage und ein MP3-CD-Radio mit 4x20 Watt. Darüber hinaus war der Test-Beetle für 486 Euro Aufpreis in platinumgrey-metallic lackiert, hatte für 363 Euro eine Klimaautomatik, für 892 Euro das Navigationssystem „RNS 315“ und für 256 Euro ein Multifunktionslenkrad an Bord. Mit diesen und einigen weiteren Mehrausstattungen stieg der Preis auf vertretbare 24.100 Euro.
Drucken09.04.2012 von Raphael Gürth