Mini Cooper SD ALL4 Countryman: Aufgeblasen
Speedaffine Dieselfetischisten hatten bei Mini bislang ein Nachsehen. Selbstgezündete 112 PS waren das höchste der Gefühle. Jetzt hat Mini nachjustiert und den 2-l-Commonrailer kräftig aufmunitioniert. Wir haben uns angesehen, was der neue Powerdiesel im Countryman kann.
Den Mini Countryman gibt es jetzt auch mit in Steyr produziertem Power-Diesel mit 143 PS. Der Preis: Ab 29.590 Euro - gleich viel vie der 184 PS starke Cooper S.
Eingeladen waren wir, an einem Sonntag auf eine Berghütte in 1.400 Meter Höhe, in der Nähe von Judenburg in der Steiermark. An Bord: Frau, Kind, Schwiemu und des Verfassers Wenigkeit. Zur Beförderung stand der Mini Cooper SD ALL4 Countryman zur Verfügung. Das war der Trost. Zumindest, sobald es auf doch sehr roughem Terrain bergwärts ging.
Aufsteigen
Der pummelige Allradkrabbler gibt sich offroad nämlich tatsächlich sehr kompetent und macht ebendort auch noch einen Heidenspaß – zumindest dem, der am Steuer sitzt. Die Passagiere kann man ob der brettharten Federung am Weg ins Tal beim Chiropraktiker abliefern. Wird der Mini bei Drehzahllaune gehalten, lässt er sich mit Verve die Serpentinen hinaufmanövrieren. Dabei hält der Countryman äußerst brav die Spur und auch wenn man zur Luststeigerung die Elektronikkrücken ausknockt, lässt sich der Mini fein tarieren. Aber wie gesagt: Allzu sparsam mit dem Gaseinsatz sollte man dabei nicht sein. Fällt die Drehzahl unter 2.000 Touren, hat das „Wutzerl“ Probleme, wieder auf Touren zu kommen. Mit anderen Worten: ein wenig mehr Moach von unten heraus wäre kein Fehler. Das verdeutlicht auch das im Datenblatt ausgewiesene maximale Drehmoment von nur 305 Newtonmetern, das dann auch nur in einem relativ kleinen Drehzahlfenster zwischen 1.750 und 2.700 Umdrehungen in vollem Unfang abrufbar ist.
Aufhorchen
Beides, das hart abgestimmte Fahrwerk und das leichte Defizit im Drehzahlkeller fällt dort, wo der Countryman gemeinhin in seinem Lebenszyklus am häufigsten bewegt wird – nämlich auf Asphalt – weniger ins Gewicht. Auf der Autobahn geht’s im Countryman SD leichtfüßig dahin und in der Stadt kommen die 143 PS wohl am besten zum Tragen. Aber wie immer, kein Vorteil ohne Nachteil: Onroad machen sich doch recht vordringliche Abroll- und Dieselgeräusche bemerkbar. Aber, ist man versucht Kleingeistern klar zu machen, der Countryman ist immerhin auch ein rurales Stück Automobil, wie der Name schon verrät.
Anpacken
In diese Richtung weist auch der Umstand, dass der Countryman mit harter Hand bewegt werden will. Schlaffis wird der Landjunge rasch entgleiten. In (schnellen) Kurven gilt es das Lenkrad mit weißen Knöcheln zu umfassen und bei forciertem Vorankommen will am Schaltknauf kräftig gezogen und gedrückt werden. Das führt dann allerdings immer wieder zu der Peinlichkeit, dass man an Kreuzungen statt des ersten, den Retourgang reinhackt, was bei Dahinterstehenden mitunter für schreckgeweitete Augen sorgt.
Aufrütteln
Für gute Miene hingegen sorgt der absolut moderate Verbrauch des Mini Cooper SD Countryman ALL4. In der Stadt sind es knapp unter sieben und Überland noch etwa einen Liter weniger, mit denen sich der pausbäckige Bayer begnügt. Das liegt auch am wirklich präzisen Start-Stopp-System, das sehr früh abschaltet. Beim Wiedererwachen macht sich der Motor dann aber mit einem ordentlichen Rüttler bemerkbar. Das nervt bei Stopp-and-Go-Verkehr derart, dass man lieber auf die Verbrauchsvorteile verzichtet.
Resümee
Vor des SD Zeiten war die Kombination Countryman/Diesel eine nur, um es gelinde auszudrücken, sehr bedingt zu empfehlende. Die 112 PS des Cooper D waren für das Fühnzehnhundert-Kilo-Resterl heillos unterdimensioniert. Mit dem neuen 143 PS starken Powerdiesel ist der Countryman, wenn zwar nicht in verschwenderischem Maß, aber doch sehr adrett motorisiert. Wer mehr will oder braucht, muss nach wie vor zum 184 PSigen Cooper S greifen. Der Preisunterschied fällt da weniger ins Gewicht: Beide kosten in der allradgetriebenen Basisversion 29.590 Euro.
Drucken17.08.2011 von Christian Zacharnik