Ford Grand C-Max: Familien-Zuwachs
Ist die Größe wirklich ausschlaggebend? Was kann der "Grand" besser als der normale C-Max?
Beim Vorgänger hat sich Ford noch einer siebensitzigen Version gegenüber verschlossen. Mit dem Grand C-Max gibt es nun ein eigenständiges Modell.
So wie bei den PS-Zahlen oder der Anzahl an Gängen hat man in den letzten Jahren auch das Wettlaufen der Hersteller beobachten können, in einem Kompaktvan immer mehr Personen unterzubringen. Fünf Leute in einem Auto konnte nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Fiat schaffte mit dem unkonventionellen Multipla die Verbringung von sechs Personen. Schnell war die Zahl Sieben angesagt und zum Glück ist es auch dabei geblieben. Man muss schon einen Drang zu körperlicher Nähe haben, um sich eine Fahrt zu siebent zuzumuten. Ford hat sich beim C-Max lange dem „Trend“ zu sieben Sitzplätzen verweigert. Mit der Neuauflage des auf dem Focus basierenden Vans wurde dieser Grundsatz aber über Bord geworfen.
Aus einem Modell mach zwei
Dabei haben sich die Kölner aber mächtig ins Zeug geworfen und nicht nur einfach eine dritte Sitzreihe in den Kompaktvan hinein gepackt, sondern gleich ein eigenes Modell ins Leben gerufen, das sich treffenderweise Grand C-Max nennt. Vorne gleichen sich die beiden Modelle wie ein Ei dem anderen. In der Seitenansicht werden die Unterschiede aber deutlich. Der Grand C-Max ist nicht nur 14 Zentimeter länger (Gesamtabmessung und Radstand), sondern hat auch praktische Schiebetüren. Das macht die Angelegenheit beim Einsteigen sehr angenehm. Wer vor dem Grand C-Max mit einem Mazda5 unterwegs gewesen ist, dem dürfte das Sitzsystem bekannt sein. Die Sitze der dritten Reihe liegen flach im Kofferraumboden und lassen sich mit einem Zug an einer Lasche aufstellen. Die zweite Sitzreihe kann in der Länge verschoben werden. Um ganz nach hinten zu gelangen, klappt man einen der beiden Außensitze nach vorne.
Sitz-klapp-auf-und-zu-Spiel
Blöd allerdings, wenn hier schon ein Kindersitz montiert ist. Die Lösung ist einfach. Wer mitdenkt, hat bereits vor Montage des Kindersitzes daran gedacht, den Mittelsitz in der zweiten Reihe verschwinden zu lassen. Das geht ganz einfach. Sitzfläche des rechten Sitzes hochklappen, Rückenlehne des Mittelsitzes vorklappen und den ganzen Sitz dann in der Sitzfläche des Außensitzes verstauen – schon hat man einen freien Zugang zur dritten Reihe. So gefinkelt das System ist, ein Problem bleibt immer – das Platzangebot. Die Kopffreiheit ist, von den vorderen Plätzen abgesehen, eher bescheiden. Man kann als Großgewachsener ohne große Verwindungen auch auf den Sitzen der dritten Reihe Platz nehmen. Dann muss aber die zweite Reihe sehr weit nach vorne gerückt werden, was wiederum sehr stark auf Kosten der Beinfreiheit geht. Also empfiehlt sich doch eher die fünfsitzige Konfiguration, zumal die beiden hintersten Sitze rund 780 Euro Aufpreis kosten. Bei siebensitziger Bestuhlung schmilzt das Kofferraumvolumen auf 92 Liter (mit Reifen-Reparatur-Set statt Reserve-Notrad). Beim fünfsitzigen Grand C-Max sind es dagegen 475 Liter. 1742 Liter passen in den Grand C-Max wenn er bis zu den Vordersitzen dachhoch beladen ist.
Lieber fünf Sitze und mehr Platz
Zum Kapitel Platz- und Transportqualitäten kann man also resümieren: Auf kurze Strecken lässt sich der Grand C-Max auch einmal als Siebensitzer einsetzen, gerne nutzt man aber den Raumgewinn für bis zu fünf Personen und das dazugehörige Gepäck. Für die Langstreckentauglichkeit bieten die Sitze einen guten Komfort. Vorne sitzt man sehr aufrecht und trotz der Abmessungen verfügt man über gute Rundumsicht. Die Bedienelemente sind griffgünstig angeordnet. Der Schalthebel befindet sich in erhöhter Position. Das Armaturenbrett wirkt auf den ersten Blick etwas überfrachtet. Das Styling erinnert an ein Raumschiff aus einem Science-Fiction-Film. Die Verarbeitung geht weitgehend in Ordnung, einzig von der Rückbank war gelegentlich ein Knarzen vernehmbar.
Sportler unter den Kompaktvans
Ein Punkt bei dem Ford schon seit Jahren punkten kann ist die Fahrdynamik. Das Fahrwerk ist vom Focus übernommen worden. Für die C-Max-Baureihe wurde die Verwindungssteifigkeit nochmals erhöht. Wie die Komapktlimousine verfügen auch die Van-modelle über das Torque Vectoring Control-System. Über das ESP kann durch gezielte Bremseingriffe bei Grip- und Schlupf-Unterschieden zwischen den Vorderrädern das Drehmoment verteilt werden. Dadurch verbessern sich Agilität und Kurvenstabilität. Für einen Kompaktvan lässt sich der Grand C-Max ausgesprochen dynamisch fahren ohne dabei Federungskomfort vermissen zu lassen.
Kräftiger und sparsamer Dieselmotor
Für die dynamischen Fahrqualitäten mitverantwortlich ist natürlich auch die passende Motorisierung. Im Fall unseres Testwagens handelt es sich um den Zwei-Liter-Common-Rail-Diesel mit 163 PS. Der Vierzylinder-Motor ist gut gedämmt und wie nicht anders zu erwarten ausreichend kräftig. Das maximale Drehmoment von 340 Nm liegt über ein breites Drehzahlband von 2000 bis 3250 U/min an. Mit dem manuellen Sechsganggetriebe liegt der Durchschnittsverbrauch bei 5,3 Litern Diesel pro 100 Kilometer. Im Test waren es 6,4 bis 6,7 Liter. Alternativ gibt es den Motor, so wie die anderen TDCi-Aggregate, auch mit dem Doppelkupplungsgetriebe Ford PowerShift. Um vor bösen Überraschungen bei der Tankstelle geschützt zu sein, verfügt der Grand C-Max über einen Fehlbetankungsschutz. Wo Diesel rein soll, passt auch nur die Diesel-Zapfpistole rein. Das funktionierte sogar so gut, dass in manchen Fällen die Arretierung der Zapfpistole nicht funktionieren wollte.
Wir lassen einparken
Über einige andere Sicherheits- und Assistenzsysteme waren wir dagegen sehr froh. BLIS kennt man schon von anderen Ford-Modellen – es steht für Blind Spot Information System. Wegen seiner Abmessungen hat der Grand C-Max einen relativ großen toten Winkel. Radarsensoren in der Heckschürze erkennen während der Fahrt ob sich Fahrzeuge neben dem eigenen Auto befinden. LED-Leuchten in den Außenspiegeln warnen den Fahrer vor solchen Fahrzeugen. Vorrangig in der Komfortabteilung anzusiedeln ist der aktive Einparkassistent, den es für 643 Euro Aufpreis gibt. Von VW kennt man das System vielleicht bereits: Wird der Assistent per Knopfdruck aktiviert, scannen Sensoren den Bereich neben der Fahrbahn. Wurde ein Parkplatz parallel zur Fahrbahn gefunden, der ausreichend groß ist, bekommt der Fahrer einen Hinweis-Ton. Der Fahrer muss dann beim Einparken nur Gas und Bremse bedienen. Die Lenkung wird vom System übernommen. Im Testalltag war das sehr hilfreich. Der Einparkassistent traute sich sogar Parklücken zu, die man selbst als zu klein einschätzen würde.
Das Preiskapitel
Für die von uns getestete Version des Grand C-Max mit 163 PS-TDCi-Motor und Titanium-Ausstattung ruft Ford einen Preis von 30.750 Euro auf. Dafür bekommt man zusätzlich zu den Ambiente- und Trend-Modellen die Ford Power Startfunktion (Anlassen des Motors per Knopfdruck), Zwei-Zonen-Klimaautomatik, 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, Nebelscheinwerfer und ein Sony-Audiosystem mit Bluetooth-Freisprecheinrichtung. ESP, sechs Airbags, elektrische Fensterheber vorn, Zentralverriegelung mit Fernbedienung (ab Ambiente), CD-Radio mit Fernbedienung, Klimaanlage und Lederlenkrad (ab Trend) sind schon in den unteren Ausstattungslinien serienmäßig. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Optionen wie ein Navigationssystem, 18-Zoll-Felgen, die Sitze der dritten Reihe, Tempomat sowie verschiedene Style- und Assistenzpakete, die den Preis des Testwagens auf 38.593 Euro hinaufschraubten. Den günstigsten Ford Grand C-Max gibt es allerdings schon ab 21.050 Euro (105-PS-Benziner, Ambiente).
Drucken24.06.2011 von Thomas Weibold