Jaguar XKR-S: Club Dreihundert
Jaguar baut das schnellste Auto seiner Geschichte und mischt damit bei den Supersportwagen mit. Der 300 km/h schnelle XKR-S bietet aber nicht nur Porsche Turbo, Aston Martin und Co. Paroli: Man spürt die Freude der englischen Techniker, die ihre Racing-Leidenschaft ausleben durften.

Im September rollt der 161.600 Euro teure Jaguar XKR-S zu den Händlern.
Dreihundert Stundenkilometer, das ist die symbolische Eintrittskarte in den Club der Supersportwagen. Der XKR-S löst das Ticket und wechselt dafür sogar sein elegantes Outfit: Um den Auftrieb bei über 200 km/h zu reduzieren, hat Jaguar seinem Topmodell einen Heckflügel und seitliches Spoilerwerk montiert. Das sieht extremer aus, als man es von Jaguar gewohnt ist – aber Designchef Ian Callum bringt es auf den Punkt: „Hier zählt nicht Image, sondern Performance.“ Tatsächlich spielt Jaguar mit dem XKR-S in der Liga von Porsche Turbo, BMW M6 sowie den Schnellsten von Aston Martin und Maserati.
Reine Fahrmaschine
Wer in das Auto steigt, spürt förmlich die Freude der englischen Techniker, die hier ihre Racing-Leidenschaft ausleben durften: Während sich der XKR als Gran Tursimo am Schnittpunkt von Dynamik und Reisekomfort bewegt, ist der XKR-S ein kühner Leistungssportler. Der Abstand ist größer, als es die 40 PS Unterschied am Datenblatt vermuten lassen. Jaguar hat das Fahrwerk nochmal leicht abgesenkt und die Ferderraten rund 30 Prozent erhöht. Die vordere Radaufhängung wurde massiv überarbeitet und steifer gemacht. Eine exzellente Lenkung macht das fahrdynamische Package perfekt: Der XKR-S ist knackig und gut kontrollierbar – eines der Autos, in denen sich Sportler auf Anhieb wohl fühlen. Er lenkt agil in die Kurve ein und lässt dabei das Gewicht von 1700 Kilo vergessen. Das Sperrdifferenzial hat Jaguar neu abgestimmt, die Traktion ist erstaunlich. Die Fahrdynamik-Regelung lässt im Track-Modus trotz Sicherheitsnetz schöne Driftwinkel zu. Trotz aller Dynamik hat sich der XKR-S einen bißchen Restkomfort bewahrt – er kann durch die Stadt cruisen und die Autobahn meistern, ohne zu nerven.
Nordschleife in unter 8 min
Das Beschleunigen aus Kurven und die Überholmanöver fühlen sich an, als hätte man die Fast-Forward-Taste gedrückt. Der auf 550 PS leistungsgesteigerte V8-Motor spricht durch die Kompressor-Aufladung besonders direkt an und spielt bei hohen Drehzahlen ein herrliches Konzert: Ohne pubertär zu kreischen, hat die aus fünf Liter Hubraum Kraft schöpfende Stimme schönen Racing-Spirit. Beim entspannten Reisen pendelt der Verbrauch zwischen zehn und zwölf Litern, nur beim Sporteln steigt er gleich schnell wie die Reichweite sinkt. Die Sechsgang-Automatik war schon bisher exzellent, jetzt macht sie den Schritt in die erste Liga mit blitzartigen Gangwechseln spielend mit. Man spürt es auf den ersten Metern und bekommt es auf ein paar schnellen Runden auf der Rennstrecke bestätigt: Jaguar ist im Kreis der Topsportler angekommen. Die Nordschleife umrundet der XKR-S übrigens in weniger als acht Minuten – für einen Supersportwagen ebenso wichtig wie Zugehörigkeit zum 300-km/h-Club.
Drucken22.06.2011 von Fabian Steiner