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VW Golf I Cabrio: Erdbeer-Körbchen

Vor gut 30 Jahren ließ der VW Golf zum ersten Mal die Hüllen fallen und wurde auf Anhieb zum meistverkauften Cabrio des Landes. Entwickelt und gebaut bei Karmann in Osnabrück und wegen seines Überrollbügels als „Erbeerkörbchen“ gehänselt, lief das erste Auto im Frühjahr 1979 vom Band.

zur FotoshowThomas Geiger, Volkswagen
Fast 400.000 Golf I Cabrios hat VW von 1979 bis 1993 unter das Volk gebracht.  
Auch mehr als 30 Jahre nach seiner Premiere hat der luftgekühlte Golf seinen Reiz noch nicht verloren – obwohl es bereits für 3.000 Euro ganz ordentliche Gebrauchtwagen gibt. Wie schön die Sommer in den Achtzigern waren, daran erinnert man sich bei einer Testfahrt bereits auf den ersten Metern: Natürlich gab es schon damals leidenschaftlichere Cabrios und exklusivere Zweitwagen. Doch mit einem Grundpreis von umgerechnet rund 9.000 Euro war der „Henkelmann“ vergleichweise erschwinglich, und mit seinen vier ziemlich vollwertigen Sitzen sogar halbwegs alltagstauglich. Selbst der Kofferraum fasste damals schon 220 Liter, war allerdings nur durch eine kleine Klappe zu erreichen.

Reichlich Arbeit
Das Sonnenbad fürs breite Volk war jedoch noch richtig Arbeit. Wo heute ein Knopfdruck genügt und sich das Dach danach in knappen neun Sekunden aufs Heck faltet, musste man früher ordentlich Hand anlegen: Von innen musste man die Spiegel öffnen, dann aussteigen und das Dach nach hinten falten, und zu guter Letzt das ganze auch noch mit der Persenning einpacken. Für kurze Sonnenlücken an einem wolkenverhangenen Himmel war das nichts.

Viel Frischluft
Dafür war der Platz an der Sonne damals ausgesprochen kommod und geräumig. Heute wundert man sich zwar ein wenig über die Sitzhöhe, wenn man wie Loriots Fremdbader Müller-Lüdenscheidt aus seiner Fernsehwanne über die Brüstung ragt. Doch wo in aktuellen Cabrios der Kompaktklasse kaum der Nachwuchs auf die Rückbank passt, kann man im Golf I sogar hinten noch ganz bequem die Sommerfrische genießen. Und davon gibt es im luftgekühlten Golf mehr als genug: Obwohl sich nur die vorderen Scheiben voll versenken lassen und hinten allem Gekurbel zum Trotz ein großes Dreieck stehen bleibt, zerrt der Fahrtwind schon kurz hinter dem Ortsschild ordentlich am Scheitel. Eine offene Fahrt über die Autobahn mag man sich da ohne Sturmhaube kaum vorstellen.

Beachtliche Stückzahl
Zwölf Jahre nach der Premiere – exakt: am 24. Juni 1991 - produzieren die Niedersachsen das Exemplar Nummer 331.848 und überholen damit den offenen Käfer als erfolgreichstes Cabrio aller Zeiten. Doch die Karriere ist damit noch nicht vorbei: Obwohl es geschlossen längst den Golf II zu kaufen gibt, läuft das alte Cabrio bis in den April 1993 und kommt so auf fast 400.000 Einheiten.

1,4 Millionen VW-Cabrios
Danach gab es von Ende 1993 bis Ende 2002 noch einmal mehr als 300.000 Golf II Cabrios, bevor VW die Sonnenanbeter mit dem offenen Beetle und dem Eos vertröstet hat. Nimmt man alle offenen Autos aus Wolfsburg zusammen, kommt VW so auf über 1,4 Millionen Cabrios und hat mehr Menschen an die frische Luft gesetzt, als die meisten anderen Pkw-Hersteller.

Golf VI Cabrio
Mit dem neuen Golf-Cabrio, das wir in den nächsten Tagen einem ersten Test unterziehen, feiert nicht nur ein alter Bestseller sein Comeback. Sondern das neue Open-Air-Modell hat auch eine Industriepolitische Bedeutung: Denn eigens für den offenen Golf hat VW die Karmann-Produktion in Osnabrück übernommen und so zumindest einen Großteil der Jobs gesichert.

Drucken02.05.2011 von Thomas Geiger

 

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