Nissan Juke 1,6: Alles ist möglich
Dauertest-Start für die kleine Spaßrakete von Nissan. Am Autonet-Prüfstand steht die schnelle Version mit 190 PS. Sie muss im Härtetest über die nächsten Monate ihre Qualitäten in der Stadt, auf langen Strecken und im quälenden Trott des Alltags beweisen.
Der Startschuß zum autonet.at Dauertest ist gefallen. Der Juke überzeugt vom Anfang an mit handfesten Qualitäten.
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Große Augen, massive Wölbungen, dazu das Heck eines Sportwagens: Das ist der Juke, der seit letztem Jahr den wohl ungewöhnlichsten Auftritt in der automobilen Vier-Meter-Klasse hinlegt. Ganz schwer lässt er sich einordnen – und genau das ist wohl die Absicht der Nissan-Strategen. Gehört er ins klassische B-Segment, wo sich VW Polo, Opel Corsa, Fiat Punto & Co tummeln? Zu den kleinen SUV vom Schlage eines Toyota Urban Cruiser oder Kia Soul? Oder ist er gar ein Micro-Sportwagen wie ein Alfa MiTo Quadrifolgio Verde? Das Zeug hätte er für alle Kategorien: In der Länge überragt er die Kleinen nur um ein paar Zentimeter; einen Allrad kann man ordern; und mit den 190 PS unserer Turbo-Version ist er stärker als die meisten Konkurrenten. Wie bringen wir also Licht in die Angelegenheit?
Start zum Dauertest
Da gibt’s nur eine Lösung. Wir müssen den Juke über längere Distanz laufen lassen und im Rahmen eines Dauertests die Sachlage klären. Die schrittweise Annäherung soll aufdecken, wie es der Juke mit Design und Vernunft, Sport und Alltagsnutzen, Fahrfreude und Verantwortung hält. Auf dem Programm stehen lange Reisen genauso wie die quälende Routine des Alltags: Frohndienst in der Stadt, Kurzstrecken-Pendlerei, ein Ausflug auf die gesperrte Testtrecke, ein Gastspiel bei einer vierköpfigen Familie und ein Vergleichstest mit den wichtigsten Mitbewerbern. Daneben werden wir auch Autonet-Cheftester Manfred Stohl zur Tat und zu Wort bitten. Alle Zwischenberichte in Text, Bild und Video finden Sie laufend hier auf unserem neuen Dauertest-Channel.
Erste Vorstellung
Höchste Zeit, dass wir uns endlich unserem neuen Dauertestauto nähern. Die genauere Spezifikation lautet: Juke 1,6 DIG-T tekna. Dahinter verbirgt sich die stärkste Variante des kleinen Nissan mit 190 PS in der besten Ausstattung. Das macht sich auch am Preiszettel bemerkbar: Mit 23.950 Euro liegt unser Testauto knapp 6000 Euro über dem Einstiegsmodell um 17.990 Euro. Dass es sich im Konkurrenzvergleich dennoch um ein gutes Angebot handelt, werden wir später noch sehen. Zunächst kreisen wir aber nochmals ums Auto: 4,13 Meter sind ein feines Maß für die Stadt, fünf Türen sorgen für praktische Zugänglichkeit. Auf den vorderen Sitzen kommen keine Klagen auf, hinten wird’s ein bissl enger, ist aber zwei Erwachsenen alleweil zumutbar. Der Kofferraum misst 251 Liter, was etwas weniger ist als bei den konventionellen B-Segment-Autos. Ein Citroën C3 etwa fasst 300 Liter. Unter dem Ladeboden befindet sich aber noch ein Styropor-Einsatz, der weitere kleine „Geheimfächer“ bereit hält. Klarerweise lassen sich die Fondsitze umklappen, was ohne Gepfriemel passiert: Man muss nur die Lehnen (asymmetrisch geteilt) nach vorne legen, schon hat man einen fast völlig ebenen Laderaum mit ordentlich Volumen für zumindest vier riesige Reisetaschen.
Der Motor: Volle Power
Das Design an sich wäre schon ungewöhnlich genug – aber mit dem Motor baut unser Dauertestauto seine Sonderstellung weiter aus. Saftige 190 PS markieren die dritthöchste Leistung dieser automobilen Größenklasse. Nur der Citroën DS3 Racing (207 PS) und der Renault Clio R.S. (201 PS) haben mehr Schmalz unter der Haube. Ganz zeitgemäß setzt der Nissan auf das moderne Downsizing-Konzept: Sein Vierzylinder besitzt einen Turbo, Benzin-Direkteinspritzung und nur 1,6 Liter Hubraum. Damit kann er viel Drehmoment – 240 Nm – auf einem breiten Drehzahlplateau von 2000 bis 5600 Umdrehungen bereitstellen. In der Praxis bedeutet das: Man hat immer genug Power. Mit Ausnahme der ganz niedrigen Drehzahlen freilich. Dort muss der Motor über den Turbo erst Atem holen. Dann aber geht die Post ab, wie man so sagt. In acht Sekunden erreicht der Juke die Hunderter Marke, die Höchstgeschwindigkeit ist erst bei 215 km/h erreicht. Das moderne Konzept hilft dabei, den Verbrauch und die Emissionen nach unten zu drücken. Der CO2-Wert liegt bei 159 g/km, der Normverbrauch bei 6,9 l/100 km – ausgezeichnete Werte angesichts der Größe und der Leistung des Juke. Wie viel es im Alltag werden, wird unser Testbetrieb klären.
Luxus übers Maß
Wer angesichts der 190 PS verschreckt ist, kann auch zu braveren Motoren greifen: Es gibt einen Benziner mit 117 PS und einen vielfach erprobten Dieselmotor mit 110 PS. Keinesfalls sparen sollte man jedoch bei der Ausstattung. Von den drei Niveaus (visia, acenta, tekna) ist letztere absolut zu bevorzugen. Darin enthalten sind nämlich einige Posten, die in dieser Klasse sonst nicht zu bekommen sind, aber das Leben deutlich erleichtern. Bestes Beispiel: der „Intelligent Key“ für schlüsselloses Öffnen und Starten des Autos auf Knopfdruck. Außerdem ist bei dieser Ausstattung auch das neue Navi- und Entertainmentsystem „Nissan Connect“ serienmäßig. Diese kompakte Einheit ist ein echter Allrounder: Auf dem Fünf-Zoll-Touchscreen bedient man mit kinderleichter Menüführung das Navigationssystem und die Soundeinheit mit sechs Lautsprechern und CD. Es dient zudem als Bildschirm für die Rückfahrkamera (auch ein Special in dieser Klasse!). Außerdem kann das Mobiltelefon zum Zwecke des Freisprechens via Bluetooth gekoppelt werden; und die Musik vom Handy wird ebenfalls über Funk via Audiostreaming an die Anlage übertragen. Eine separate Aux-Buchse und eine USB-Schnittstelle (volle iPod-Integration!) sind ebenfalls an Bord.
Lustige Dinge
Nicht unbedingt lebensnotwendig aber ein netter Gag ist das „Nissan Dynamic Control System“. Auf Knopfdruck verändern sich sowohl das Display als auch die Tastenbezeichnungen der serienmäßigen Klimaautomatik und man erhält eine Art Bordcomputer mit erweiterter Funktionalität. Abrufen lassen sich Verbrauchsstatistiken oder die Werte für die aktuelle Längs- und Quer-Beschleunigung oder die Verzögerung. Außerdem kann man hier viele Einstellungen am Fahrzeug vornehmen, und ganz verspielte Charaktere können drei Fahrmodi auswählen: Normal, Eco und Sport. Beeinflusst werden dadurch die Spontanität der Gas-Annahme, die Direktheit der Lenkung oder – bei Eco – der Stromverbrauch der Klimaautomatik.
Geld und Wert
All die oben erwähnten Goodies relativieren den auf den ersten Blick beträchtlichen Kaufpreis erheblich – denn alles ist serienmäßig. Unser Testwagen wurde überhaupt nur mit zwei Extras ausgestattet: Ledersitze mit Sitzheizung (1400 Euro) und die Metallic-Lackierung (480 Euro). Sonst ist alles bereits inklusive, vom Tempomaten bis zu Licht- und Regensensor, der erwähnten Klimaautomatik bis zum Navi, von 17-Zoll-Leichtmetallfelgen bis zu den abgedunkelten Scheiben im Fond, vom Intelligent Key bis zu den elektrisch verstell- und klappbaren Außenspiegeln. Zieht man einen Vergleich mit den in der Motorleistung vergleichbaren GTIs dieser Klasse – VW Polo GTI, Seat Ibiza Cupra, Alfa MiTO QV –, dann steigt man beim Nissan um rund zwei Tausender günstiger aus.
Das Resümee: Vollgas in die nächste Runde
Schon beim ersten Kennenlernen erweist sich der Nissan Juke als echter Allrounder: Mit der Motorleistung eines GTI moderner Prägung, witzigen Details, viel Luxus und einem Raumangebot, mit dem man im Alltag sauber über die Runden kommt. Damit starten wir nun in den Dauertest, in dessen Verlauf sie erfahren, was wir erfahren – also bleiben Sie dran!
Drucken18.04.2011 von Peter Schönlaub