BMW X3 xDrive20d: Komme, was da wolle
Mit dem BMW X3 war man seit jeher für so ziemlich alles gerüstet, was da so im Von-A-nach-B-Alltag auf einen zukommen mag. Der Neue addiert dazu noch ein zusätzliches Quentchen Komfort, mehr Platz und eine gestraffte Optik. Erste Motorenwahl ist der von uns gefahrene 2-l-Diesel mit 184 PS.
Bis auf die Parkplatzkompatibilität ist beim neuen X3 alles besser als beim Vorgänger.
Bei der zarten Neugestaltung des X3 sind die BMW-Designer, so scheint es, mit Zauberhand vorgegangen. Nicht, dass der kompakte Bayern-SUV in seiner facegelifteten Version nun vor lauter Neu die Köpfe der Betrachter zum verdrehen bringt - das nicht. Die Modifikationen am Blech des neuen X3 sind auf Anhieb nur jenen geläufig, die sich mit dieser Materie über Jahre hinweg eingehend befasst haben. Die Kunst der Herren und Damen Gestalter liegt vielmehr darin, mit gekonnten Kunstgriffen die schiere Größe des neuen X3 perfekt zu kaschieren. Dass er nunmehr die Ausmaße des ersten X5 angenommen hat und damit im eigentlichen Sinn gar kein kompakter Standesvertreter ist, sieht man ihm nicht und nicht an. Das ist gut für die Außenwirkung in der allgemein vergifteten Atmosphäre.
Der Parkers Leid, des Packers Freud
Dass dann doch fast 10 Zentimeter in der Länge dazugekommen sind, ist zum einen bei Versuchen, sich in rare Freiflächen entlang der Straße zu zwängen zu bemerken. Aber einen SUV kauft man sich ohnehin nicht, um quietschfidel, frisch, fröhlich, frank und frei von einem Parkplatz zum anderen zu hopsen. Dazu gibt´s allenthalben anderes, dafür vorgesehenes Fahrbares. Und so wird es eher der, durch die Dimensionsprogression, innenräumliche Zugewinn sein, dem X3-Kunden das Hauptaugenmerk zuteil werden lassen. Die in die zweite Reihe Verbannten werden an dem ihnen zugestandenen Platz nun kaum mehr herummäkeln können, so die Plätze links und rechts außen eingenommen werden. Das Sitzgefühl in der Fondmitte ist ein wenig mit jenem des Affen am Schleifstein zu vergleichen. Aber auf kurzen Strecken ist das ohne Probleme verkraftbar. Hätte es welche, würde aber vor allem das Gepäck vor Freude in die Hände klatschen. Immerhin sind es fast 80 Liter die der Kofferraum des neuen X3 mehr aufzunehmen bereit ist, als jener des Vorgängers.
Embedded Driving
Einen nunmehr der Preisschiene des X3 in vollem Umfang angepassten Eindruck, macht das Cockpit: Hier wurde in der Neuauflage des Kompakt-SUV erster Stunde nur Feinstes und Hochwertigstes aus dem Konzernregal verbaut. Soll heißen: dicke, weiche, massive Materialien wohin man greift und blickt. Da drängt sich der Eindruck auf, dass selbst wenn dieses Auto scharf gen Ende seines Lebenszyklus eilt, der Innenraummöblierung kein Scheppern, Knarzen oder sonstiger dissonanter Laut entfleucht. Alles im Verantwortungsbereich des Fahrers liegende ist diesem in guter BMW-Manier zugewandt und befindet sich also in idealer Reichweite. Sind dann noch, wie in unserem Testwagen, die rund 700 Euro teuren Sportsitze verbaut, muss konstatiert werden, dass es in diesem Segment wohl kaum einen Mitbewerber gibt, wo man sich als Fahrer derart hofiert vorkommt.
Neue Bequemlichkeit
Und so wie man bei modernen Autos französischer Provenienz mit dem Mythos des schwammigen Fahrgefühls aufräumen muss, muss man das bei BMW mit der bisher für diese Marke stehenden kompromisslosen Härte – das hat bereits der neue 5er sehr deutlich gemacht. Das vielkritisierte polternde und holpernde Fahrgefühl des Ahnen ist passé. Der Neue laviert sich in sehr konzilianter Art und Weise durch den Alltag. Aber bevor nun die sportaffinen SUV-Fahrer (was ja genaugenommen so etwas wie ein Oxymoron ist) in lautes Wehklagen verfallen: Durch einen einfachen Druck auf die „Sport“- oder gar „Sport plus“-Taste kann die „alte“ Härte in vollem Umfang wieder herbeigeführt werden.
Genügsam und kraftvoll
Fast ein Ausschließungsgrund für alle anderen im neuen X3 angebotenen Motorisierungen ist das von uns gefahrene 2-l-Turbodieseltriebwerk mit 184 PS. Und das vor allem in Kombination mit der nahezu perfekt ihren Dienst verrichtenden 8-Gang-Automatik. Nicht nur, dass diese kongeniale Kombination den Vortrieb in überaus kommoder und allen Fährnissen des fahrerischen Alltags mit ausreichender Leistungsreserve begegnender Weise vornimmt, ist es vor allem der locker erreichte Testverbrauch von 7,6 Liter, der aufhorchen lässt. Einziges Manko ist der etwas raue Ton, den das Aggregat im X3 anschlägt.
Fazit
Der BMW X3 xDrive20d ist mit vielen begehrlichkeitsbildenden Eigenschaften ausgestattet. Dazu zählt neben dem zurückhaltenden Gestus, der hilft, im allgemein SUV-feindlichen Umfeld etwaige Anfeindungen hintan zuhalten und einem Verbrauch, der generell nicht mit Fahrzeugen dieses Segments assoziiert wird, ein endlich die ohnehin ausgeprägten Härten des Alltags konterkarierendes Fahrwerk. Der Einstiegspreis von 43.350 Euro kann lediglich als nominelle Größe verstanden werden. Keimt der Wunsch nach den einen oder anderen Optionen, schnellt der Preis schneller in die Höhe, als Sie X3 sagen können. In unseren Fall stand am Ende der Preisliste folgende Zahl: 58.271 Euro.
Drucken29.03.2011 von Christian Zacharnik