Hyundai ix20: In der Stadt daheim
Man soll die Kleinen nicht unterschätzen. Im Intensivtest zeigt der Hyundai ix20 wie gekonnt er mit dem ihm zugestandenen Platzverhältnissen umzugehen weiß.
Kleiner mit großen Talenten. Der Hyundai ix20 ist ab 15.990 Euro erhältlich.
Unsere Gesellschaft wird immer größer und mit ihr scheinen auch die Autos mitzuwachsen. War ein VW Polo bei seinem Debüt im Jahr 1975 noch 3,51 Meter lang und 1,56 Meter breit, so stehen wir heute bei 3,97 Meter Länge und 1,68 Meter Breite. Es gehört schon fast zum guten Ton, dass die heutigen Kleinwagen die Vier-Meter-Marke bei der Länge knacken. Nun scheint sich aber eine virtuelle Grenze eingezogen haben, dafür streben die Autobauer nun nach oben. Deshalb liegt es im Trend, den zugestandenen Platz möglichst effizient auszunutzen. Hyundai schickt in das Feld der großen Kleinen den ix20, das Schwestermodell des Kia Venga.
Die schönen Seiten des praktischen Lebens
Als Nachfolger des Matrix misst der Hyundai ix20 4,10 Meter in der Länge, 1,76 Meter in der Breite und 1,60 Meter in der Höhe. Herkömmliche Kleinwagen sind in der Regel zehn bis 15 Zentimeter niedriger. Dass man im Hyundai ix20 problemlos den Hut aufbehalten kann ist eine Randnotiz, aber sicherlich nicht der ausschlaggebende Grund für Hyundai dieses Modell so hoch zu bauen. Besagter Klientel – die mit Hut – wird ja nicht gerade ein Feingefühl für schönes Automobildesign nachgesagt. Der ix20 dagegen ist ein schönes Automobil, das ein gutes Maß an Flexibilität bereitstellt, dabei aber nicht den faden Praktiker an den Tag legt. Geräumig muss nicht kastenförmig heißen. Die Motorhaube steht relativ steil und geht fast in einem Zug in die Windschutzscheibe über. Das Dach zieht sich mit feinem Schwung nach hinten. Dazu kommen breit ausgestellte Radläufe, die einen festen Stand vermitteln. Blickfang ist aber die Frontansicht mit dem großen hexagonalen Kühlergrill. Da hätte sich Peugeot mal ein Beispiel nehmen können. Die fein gezeichneten Scheinwerfer unterstreichen die schwungvolle Linienführung.
Flexibilität ist gefragt, wird geboten
Neben dem gelungenen optischen Auftritt will sich der Hyundai ix20 vor allem an seinen praktischen Talenten messen lassen. Dass er ein vollwertiger Fünfsitzer ist, kann wohl als selbstverständlich angeführt werden. Vorne sitzt man relativ aufrecht. Die richtige Sitzposition ist entscheidend, ansonsten schränkt die breite A-Säule die Sicht nach schräg vorne ein. Die Sitze sind fein gepolstert und lassen es nicht an Seitenhalt mangeln. Hinten fühlt man sich ebenfalls nicht wie auf der Strafbank. Die Höhe des ix20 ist kein Thema für eingeschränkte Kopffreiheit im Fond und damit es die Beine ebenfalls gemütlich haben, lässt sich die Rücksitzbank geteilt in der Länge verschieben, die Rücksitzlehnen zusätzlich noch in der Neigung verstellen. Die Verschiebefunktion geht ein wenig auf Kosten des Kofferraumvolumens, wobei 440 Liter Mindeststauraum nicht von schlechten Eltern sind. Der Kofferraumboden lässt sich in zwei Höhen fixieren. Die höhere Position ist bündig mit der Ladekante und den umgelegten Rücksitzen. So entsteht eine ebene Ladefläche. Bei voller Ausnutzung des Stauraumes stehen 1486 Liter zur Verfügung.
Gut ausgestattet
So wie sich der ix20 beim Platz großzügig zeigt, ist Hyundai auch bei der Serienausstattung nicht geizig. Schon in der Basisversion Europe hat der ix20 neben voller Sicherheitsausstattung (sechs Airbags, ESP, aktive Kopfstützen, etc.) Alarmanlage, CD-Radio, USB- und AUX-Anschluss, Lederlenkrad, Bordcomputer und vier elektrische Fensterheber zu bieten. Die Comfort-Version verfügt zusätzlich über verdunkelte Scheiben, Einparkhilfe, Klimaautomatik, Sitzheizung und Tempomat. In der Optionenliste finden sich weitere nützliche Details zu überschaubaren Preisen: Bluetooth-Freisprecheinrichtung (190 Euro), statisches Abbiegelicht (390 Euro) oder das Startpaket um 990 Euro. Dafür bekommt ein schlüsselloses Zugangs- und Startsystem. Mittels Taster an Fahrer- oder Beifahrertür wird die Tür entriegelt. Zum Starten des Motors genügt ein Druck auf die Starttaste. Der Schlüssel kann immer in der Tasche verbleiben. Unser Highlight im Testwagen war aber der automatisch abblendende Innenspiegel mit integriertem Rückfahrkamerabild. Nach Einlegen des Rückwärtsganges wird im Innenspiegel das Bild der Rückfahrkamera eingeblendet. Das Einparken wird zum Kinderspiel. Kostenpunkt für das Sichtpaket: 390 Euro.
Wenig zu beanstanden
Was uns im Testwagen vielleicht noch fehlte, war das Start-Stopp-System ISG um 350 Euro. In der Stadt, wo der Hyundai ix20 sehr gut aufgehoben ist, kommt man doch des Öfteren zu stehen. Mit ISG würde sich im Leerlauf der Motor von selbst abstellen. Dann ließe sich ein Verbrauchswert in der Stadt von 6,6 laut Werksangabe erreichen, so waren es bei uns in der Realität gut 7,5 Liter Benzin pro 100 Kilometer. Derjenige der sich diese Menge Treibstoff gönnte, war übrigens der Basisbenziner mit 90 PS – eine Leistung, die für einen Kleinwagen mehr als ausreichend ist, zumal sich der ix20 auch nicht als Sportwagen aufdrängen mag. Der Motor ist von unten raus ausreichend spritzig. Bei höherem Tempo muss er sich dann schon eher bemühen und arbeitet dabei auch im hohen Drehzahlbereich. Daran ist nicht zuletzt das manuelle Fünfgang-Getriebe Schuld. Die Schaltgassen sind zwar gut angelegt und das Schalten funktioniert ohne Probleme. Beim Beschleunigen kommt man aber beinahe ins Schwitzen, so rasch wird der nächsthöhere Gang von der Schaltanzeige eingefordert. Knapp über 50 km/h befindet man sich bereits im fünften Gang. Darüber hinaus verflacht dann die Beschleunigungskurve, die Drehzahl steigt dagegen an. Bei Autobahntempo fühlt man sich fast in einer fahrenden Nähmaschine. Eine etwas breitere Getriebeabstimmung würde dem Benziner also durchaus gut stehen.
Selbstbewusster Preis
Das war aber auch schon der einzige Kritikpunkt. Lenkung und Fahrwerk verrichten ihre Dienste brav. Der ix20 ist ausreichend wendig, wiederum in der Stadt sehr gefragt. Das Fahrwerk hat keine schwere Arbeit zu verrichten, zumal der ix20 kein grobes sportliches Wesen an den Tag legt. Eher fällt da doch die Seitenwindanfälligkeit durch die hohe Karosserie auf. In der Kleinwagenklasse weiß der Hyundai ix20 durch sein frisches Styling und die herausragend gute Ausnutzung des Platzangebotes zu überzeugen. Sich dieser Vorzüge bewusst, gibt sich der Hyundai ix20 beim Preis gar nicht kleinlaut. Das Einstiegsmodell kostet 15.990 Euro und liegt damit exakt 1000 Euro über dem eigentlich eine Klasse höher positionierten Hyundai i30. Die von uns getestete Comfort-Version des ix20 kommt auf 17.990 Euro. Den Vergleich mit Konkurrenzmodellen muss der Hyundai ix20 aber nicht scheuen. Ein Citroën C3 Picasso ist als Basismodell mit 15.690 Euro eine Spur günstiger, ein Opel Meriva mit mindestens 17.700 Euro deutlich teurer.
Drucken18.03.2011 von Thomas Weibold