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Ford Focus: Schon gefahren

Deutlich gestraffte Optik, komfortablere Abstimmung, hochwertigeres Interieur und eine Armada an Fahrerassistenzsystemen: So will Ford mit seinem neuen Focus dem ewigen Klassenprimus Golf ans Leder. Die Erfolgsaussichten dieses Vorhabens haben wir und bei der ersten Fahrpräsentation des Kölner Kompakten in dritter Generation drei Monate vor Markteinführung angeschaut.

zur Fotoshow
Der neue Ford Focus kommt frisch aus dem Fitnessstudio am 8. April zu Preisen ab 18.350 Euro. 
Es ist ja aber auch wie verhext: Da legen sich die Hersteller vom Fahrzeugen des C-Segments ins Zeug, tun und machen, bringen all ihr ihnen zur Verfügung stehendes Knowhow auf, und senden womöglich noch das eine oder Stoßgebet gen Himmel. All das hat bislang nichts genützt. Die Marktdominanz des VW Golf ist nicht und nicht zu brechen. Da hilft alles Zetern nichts. Nun aber tritt mit der dritten Generation des Ford Focus erneut ein Gegenspieler in den Ring, der zumindest das Zeug hat, dem Wolfsburger gefährlich dicht aufzufahren. Und fürwahr: Besser als jetzt könnten die Rahmenbedingungen dazu gar nicht sein: Der 6er-Golf ist mittlerweile auch schon etwas in die Jahre gekommen und der Begehrlichkeitsfaktor im Sinken begriffen. Das Feuer entfachen kann hier nur der Siebener-Golf. Bis dahin allerdings gilt es noch bis zum Jahr 2013 auszuharren. Dieses Zeitfenster macht sich also Ford zunutze, um mit seinem Focus Land zu gewinnen.

Scharf gemacht
Und das tun die Kölner sehr ambitioniert, wie allein der optische Auftritt des Focus III zeigt. Stramm steht er da, durchtrainiert. In der Höhe und Breite wurde er um 16 Millimeter eingedampft, was ihm einen deutlich schnittigeren Anstrich verleiht. Die Front mit den schmal ausgeformten und weit in die Flanken reichenden Scheinwerfern und der aggressiv wirkenden Frontschürze mit den großen, dreigeteilten Lufteinlässen signalisiert des Focus Angriffslust. Auch seit- und heckwärts macht der neue Focus mit der stark nach hinten abfallenden, in einen dominanten Spoiler mündenden Dachlinie, der flach gestellte Heckscheibe und den markanten Rückleuchten einen auf hoch dynamisch. Allerdings könnte dem Focus diese doch sehr jugendliche Attitüde beim Versuch, die nicht gerade vor Progressivität sprühende Golf-Klientel für sich einzunehmen, letztendlich im Weg stehen.

Etwas überladen aber hochwertig
Ein Bild, das sich auch beim Interieur bietet: Der entschleunigten Cockpit-Atmosphäre des Golf setzt der Focus aufgeregtes Ambiente entgegen. Hier treffen viele verschiedene Materialien aufeinander: Hochglanzlack und viele Zierelemente in Alu-Optik schaffen ein doch recht unruhiges Bild. Die etwas überfrachtete Mittelkonsole trägt ihren Teil dazu bei. Vorbildlich allerdings ist die Qualität der Möblierung: weich unterfütterter Armaturenträger und Türenverkleidung schaffen Premiumambiente. Am Steuer sitzt es sich auf Anhieb gut. Die Sitze sind ergonomisch ausgeformt und bieten tadellosen Seitenhalt. Das dicke Lenkrad fasst sich angenehm an, sämtliche Bedienelemente befinden sich nah am Fahrer.

Komfort-Plus
Am Fahrwerk gab es bereits bei den Vorgängermodellen nicht viel auszusetzen. Der Kölner steht seit seiner Markteinführung 1998 für ausgesprochen dynamische Fahreigenschaften. Sensiblere Naturen bemängelten allenfalls den etwas zu kurz gekommenen Alltagskomfort. Hier haben die Techniker nachgebessert: Der neue Focus rollt sanft ab und nimmt Unebenheiten mit Gelassenheit. Aber keine Sorge: geht’s forcierter durch kurvenreiches Geläuf, läuft der Neue zur alten Hochform auf, nimmt Kehren gewohnt souverän und wankstabil. Die elektrische Lenkung gibt feinen response und verrichtet die ihr zugeteilte Aufgabe präzise und reaktionsschnell.

Motorenportfolio
Ab Marktstart am 8. April steht der neue Focus mit vier Motoren in acht Leistungsklassen zur Verfügung. Die Benzinerbasis bildet der mit manuellem 5-Gang-Getriebe ausgestattete1,6-l-Sauger mit 105 und 125 PS und Durchschnittsverbräuchen von 5,9 und 6 Liter. Der Direkteinspritzer 1.6 l Ecoboost ist mit 150 und 182 PS zu haben und genehmigt sich jeweils 6 Liter. Mit 4,2 Litern im Schnitt ist der 1,6 l TDCi mit wahlweise 95 oder 115 PS die Sparvariante im Portfolio. Als einziger mit dem Doppelkupplungsgetriebe Ford PowerShift kombinierbar ist der 2.0 l TDCi, den es mit 115, 140 und 163 PS gibt. Alle Motoren emittieren unter 139 Gramm CO2 pro Kilometer.

Deckel zum Topf
Im Effizienz/Leistungs-Verhältnis hat sich im ersten Test der 140 PS starke 2-l-Selbstzünder mit PowerShift-Getriebe als erste Wahl herausgestellt. Das Doppelkupplungsgetriebe ist gut abgestimmt und verleitet kaum dazu per Wippe am Schaltknauf manuell einzugreifen. Dem bei rescherer Gangart aufkeimenden Wunsch nach etwas schnelleren Schaltvorgänge kann mit dem Wechsel in den Sport-Modus leicht entsprochen werden, was zu einem raschen Ansprechverhalten bereits ab niedrigen Drehzahlen führt. Das maximale Drehmoment von 320 Newtonmetern steht bereits ab 1.700 Touren zur Verfügung. Der Verbrauch liegt bei 5,3 Litern im Schnitt.

Assistenzparade
Das ist aber nicht alles, was der Focus dem Golf entgegen zu setzen hat. Als erstes Fahrzeug seiner Klasse gibt es den Kölner mit allem was derzeit punkto Assistenzsystemen en vogue ist – dreizehn an der Zahl. Um nur die Wichtigsten zu nennen: Totwinkelassistent, Müdigkeitswarner, Spurhaltesystem mit Rücklenkmechanismus, Verkehrsschilderkennung und ein Notbremsassistet der Auffahrunfälle bis zu einer Geschwindigkeit von 30 km/h durch selbstständig eingeleitete Vollbremsung verhindert. All das gibt es in der zweiten Ausstattungsstufe „Trend“ im Paket um rund 1.500 Euro. In Kombination mit der Top-Version „Titanium“ kosten die kamera-, radar- und ultraschallunterstützten Systeme 1.200 Euro Aufpreis.

Kombi ab Juni
Preislich hat sich beim neuen Fokus im Vergleich zum Vorgänger im Prinzip nichts geändert. Der Einstieg für den 1.6 l Ti-VCT mit 105 PS (Ambiente) liegt bei 18.350 Euro. Dazu muss allerdings gesagt werden, dass eine Klimaanlage in der ansonsten recht gut ausgestatteten Basisversion nicht enthalten ist. Die kostet im Paket mit automatisch abblendendem Innenspiegel und Regensensor 491 Euro Aufpreis. Oder man entscheidet sich für die nächsthöhere Ausstattungsstufe Trend, die ab 19.650 Euro zu haben ist. Um rund 4.000 Euro mehr ist man bei der Top-Version Titanium mit Details wie 16-Zoll Leichtmetallfelgen, Regensensor, Berganfahrassistent, Nebelscheinwerfern und Tempomat dabei.An den Start geht der neue Ford Fokus ausschließlich als Fünftürer. Die Kombi-Version folgt im Juni.

Drucken17.02.2011 von Christian Zacharnik

 

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