Mercedes CLS 63 AMG: Vom Beau zum Boliden
So schnell war die schnelle Truppe aus Affalterbach bislang selten: Kaum hat Mercedes den neuen CLS beim Händler, schickt AMG bereits die Powerversion des eleganten Viertürers ins Rennen. Schöner als ein BMW M6 und stärker als ein Porsche Panamera Turbo, kommt er im März in den Handel.
Auf 5,5 Liter Hubraum abgeschlankt, stellt der V8-Motor im Mercedes CLS 63 AMG mächtige 525 PS zur Verfügung. Mit dem "Performance-Package" sind es sogar 557 PS.
Für einen Preis, der fast doppelt so hoch ist wie beim Einstiegsmodell CLS 250 CDI macht AMG den Beau zum Boliden, der mit fast jedem Sportwagen mithalten kann – nur dass er mehr Platz bietet und aus vielen Perspektiven auch noch besser aussieht. Möglich macht das vor allem der neue V8-Motor, den AMG auch schon in der S-Klasse und im CL einbaut. Der Achtzylinder hat jetzt nur noch 5,5 statt 6,2 Liter Hubraum, kommt aber auf 525 PS und stolze 700 Nm. Damit hat er mehr Leistung als der gerade ausgelaufene BMW M6 und kommt fast an die Turbo-Version des Porsche Panamera heran. Wer sich mit dem zweiten Platz im Raser-Ranking nicht zufrieden geben will, bekommt den CLS vom Start weg auch mit einem „Performance-Package“. Das kostet zwar knapp 8000 Euro, bringt aber neben ein bisschen optischem Feinschliff vor allem weitere 32 PS und 100 Nm, so dass der Sportler aus Stuttgart den aus Zuffenhausen im Quartett doch noch schlägt.
Wenn das Sportprogramm läuft
Bei der ersten Testfahrt zeigt sich der Motor als beinahe hinterlistiger Charmeur: Er brummelt mehr, als das er brüllt, geht kraftvoll aber kultiviert zu Werke und wiegt den Fahrer in der trügerischen Sicherheit, dass er sich um den Führerschein schon keine Sorgen machen muss. Doch wehe, man tritt etwas beherzter zu oder dreht an der schmucken Drive-Unit auf der Mittelkonsole gar ins Sportprogramm. Dann hört man nur noch ein wütendes Grollen unter der Haube, krallt sich instinktiv etwas fester ans Lenkrad, heftet den Blick an den Horizont und lässt sich voran schießen wie Evil Knevel beim Ritt auf einer Rakete. Nicht umsonst schafft der CLS 63 AMG den Sprint auf Tempo 100 in 4,4 und mit dem Performance-Package sogar in 4,3 Sekunden. Und natürlich ist das Tempolimit von 250 km/h eine reine Formsache: Gegen Aufpreis und nach dem Besuch eines Fahrertrainings lässt AMG ein wenig locker und gönnt den Kunden deshalb Freilauf bis 300 km/h.
Wie wäre es mit Sparprogramm?
Aber AMG schaut nicht nur auf die Stopp-, sondern immer häufiger auf die Tankuhr. Nicht, dass sich die Kundschaft keinen Expresszuschlag leisten könnte und ernsthaft das Datenblatt studieren würde. Doch hat man in Affalterbach den CO2-Ausstoß als wichtigen Hygiene-Faktor entdeckt und den Modellen deshalb eine strenge Diät auferlegt. Gemessen an den Zahlen von 2008 wird AMG den Flottenverbrauch um 30 Prozent senken, verspricht Firmenchef Ola Källenius: „Und bis 2015 gehen wir davon noch einmal 20 Prozent weiter runter.“ Mit einem Verbrauch von 9,9 Litern und einem CO2-Ausstoß von 231 g/km geht der CLS da mit gutem Beispiel voran – nicht umsonst verbraucht er exakt 32 Prozent weniger als sein Vorgänger.
Und das Zusatzprogramm?
Nur mit dem Motor ist es natürlich nicht getan. Damit die Kraft auch sauber auf die Straße kommt, gibt es ein eigenes AMG-Getriebe und ein strammer abgestimmtes Sportfahrwerk. Außerdem können die eiligen Besserverdiener auch eine Keramikbremse bestellen. Bereits serienmäßig an Bord sind die beim normalen CLS nur als Option lieferbaren LED-Scheinwerfer sowie ein rundes Dutzend neuer Assistenzsysteme vom Müdigkeitswächter bis zur Spurverlassenswarnung.
Look and Feel
Obwohl durch und durch ein Sportler, trägt der CLS weiter seinen Smoking. Das Design wurde zwar mit neuen Schürzen und Schwellern ein wenig in Richtung SLS gerückt, die Motorhaube ist stärker konturiert, die weiter ausgestellten Kotflügel füllen mächtige 19-Zöller und innen wähnt man sich im aktuellen Sportstudio. Doch wo andere in Karbon sitzen und schwitzen, rast man mit dem Coupé in Samt und Seide. Trotzdem hat AMG natürlich ebenfalls ein paar Kohlefasern verarbeitet. Die Türen sind zwar zwecks Leichtbau aus Aluminium, doch die Motorabdeckung und der kleine Heckspoiler zum Beispiel sind aus Karbon gebacken. Und wer noch mehr Show machen will, der bestellt am besten die „Edition1“, die unter anderem mit einem mattgrauen Tarnlack aufwartet. Aber Vorsicht: In der Radarfalle hilft auch das nicht weiter.
Volles Arbeitsprogramm
Dass AMG den CLS so schnell nach dem Serienmodell einführt, hat einen guten Grund: Den vollen Kalender. Denn die Sportler aus Affalterbach haben in diesem Jahr noch so viele Neuheiten, dass sie kaum wissen, wo und wie sie enthüllt werden sollen. Schließlich gibt es demnächst den neuen SLK eine gründlich überarbeitete C-Klasse samt eines neuen Coupés, im Sommer kommt der nächste Generation der M-Klasse und auf der IAA dreht sich alles um den SLS Roadster.
Drucken14.01.2011 von Thomas Geiger