Mini: Treffen Sie die Coopers
Zweimal Mini Cooper, einmal S, einmal D - wie schlagen sich die stärkeren Versionen im Test?
Aus Spaß an der Freude - in einem Mini Cooper-Modell kann man der weißen Pracht immer etwas gutes abgewinnen.
Man muss nicht Mitte des vergangenen Jahrhunderts geboren sein, man muss nur ein bisschen motorsportinteressiert sein, um beim Namen Cooper einen feinen Glanz in den Augen zu bekommen. Gerne hört man die Geschichten von den beeindruckenden Siegen der Mini Coopers bei der Rallye Monte Carlo und freudig begrüßt man, dass BMW beim Wiederauflebenlassen der Marke Mini auf sportliche Modelle mit dem Zusatz Cooper nicht vergessen hat. Seit 2001 hat sich der neue Mini im Straßenbild festgesetzt und unter Beweis gestellt, dass Retro funktionieren kann. Nach beinahe zehn Jahren sieht er immer noch frisch und jugendlich aus. Im vergangenen Sommer hat sich der Kleinwagen einen Facelift unterzogen und stellt sich nun gleich in doppelter Form und in Cooper-Ausprägung zum autonet.at-Intensivtest. Zuerst als Mini Cooper S und unmittelbar darauf als Mini Cooper D.
Was ist neu?
Am Erscheinungsbild des Mini hat sich mit der Modellpflege nichts Grundlegendes geändert. Die deutlichsten Änderungen betreffen die vorderen und hintern Stoßfänger mit den markanten Lufteinlässen vorne und die LED-Rücklichter. Im Innenraum bleibt der Mini verspielt und stylish. Bei der Verarbeitungsqualität und der Materialienauswahl wurde Wert auf eine Steigerung gelegt. Die Bedienelemente für Audio- und Klimaanlage wurde leicht abgeändert. Unverändert bietet der Mini breiten Raum an individueller Gestaltung außen wie innen, durch verschiedenste Dekorelemente. Ein Hingucker sind zum Beispiel die optionalen grünen Ledersitze in unserem Test-Cooper D, passend zur Außenfarbe British Racing Green. Auf dem Infotainment-Sektor hat sich einiges getan. Keineswegs Retro gibt sich der Mini wenn es um Navigations- und Audiosysteme geht. Serienmäßig sind ein MP3-fähiges CD-Radio und ein AUX-In-Anschluss. Beim optionalen Navigationssystem ist das 6,5-Zoll-Farbdisplay im mittig positionierten Zentralinstrument integriert. So blickt man öfter dorthin, als wenn das tellergroße Rundinstrument nur für die Geschwindigkeitsanzeige dient. Gesteuert wird das Navisystem über eine Art Mini-Joystick. Teil des Systems ist auch eine Bluetooth- und USB-Audio-Schnittstelle. Damit lässt sich das Handy verbinden oder auch Audio Streaming durchführen. Als Steigerung gibt es noch Mini Connected, mit dem Office- und Online-Funktionen abrufen lassen.
Vergessen sind die ersten Mini-Dieselmomente
Das sind ihnen nicht genug Änderungen für ein Facelift? Wie wäre dann mit dem neuen Common-Rail-Dieselmotor im Mini Cooper D. Der Motor hat nun voll und ganz oberösterreichische Wurzeln, kommt er doch aus dem viel gelobten BMW-Motorenwerk in Steyr. Bei 112 PS Leistung und einem maximalen Drehmoment von 270 Nm zeichnet er sich durch mehr Durchzugskraft aus und lässt die Anfangszeiten, wo Mini beim Thema Diesel auf ein 75-PS-Aggregat von Toyota zurückgegriffen hat vergessen. Der Motor versteckt sein Dieselwesen nicht, einmal warm gelaufen schnurrt er aber brav dahin. Stolz ist man bei Mini auf die Verbrauchswerte. Sie liegen im Schnitt bei 3,8 Litern Diesel auf 100 Kilometer (CO2-Ausstoß 99 g/km). Hier kommen die Minimalism-Maßnahmen zu tragen. Dazu zählt neben Bremskraftrückgewinnung und einer Schaltpunktanzeige die Auto-Start-Stop-Funktion. Im Testalltag müssen wir eingestehen, lagen die Verbrauchswerte deutlich höher. Bei sehr zurückhaltender Fahrweise kommt man auf 4,3 Liter, ein Sechser in der Anzeige des Bordcomputers war aber öfter zu sehen. Das ist einerseits dem fahrspaßbereitenden Wesen des Mini geschuldet, andererseits den niedrigen Temperaturen, die die Start-Stopp-Funktion von ihrer Arbeit abhielten.
Das Lächeln im Gesicht des Mini-Fahrers
Einmal losgerollt, vergisst man recht schnell auf die eingetrichterten Spritspartipps. Der Mini macht einfach zu viel Spaß, als dass man mit Standgas durch die Stadt zuckeln will. Sein Gokart-ähnliches Wesen bedient perfekt dynamisch orientierte Fahrer. Das Fahrwerk ist straff, die Geometrie durch kurzen Radstand und breiter Spur pappt den Mini fest auf den Untergrund. Der Mini Cooper D lässt sich durch fast nichts aus der Ruhe bringen. Die Lenkung ist straff und exakt, die sechs Gänge des Schaltgetriebes lassen sich knackig schalten. Egal ob nun trockene oder schneebedeckte Straße, dem Mini-Fahrer raubt man nicht so schnell sein Lächeln.
Preis-/Schweißtreiber
Höchstens beim Blick auf die Preisliste. Der Mini Cooper D setzt an bei 21.490 Euro. Dafür bekommt man Front-, Seiten- und Kopfairbags, Stabilitätskontrolle, elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung mit Fernbedienung, Klimaanlage, CD-Radio und 15-Zoll-Leichtmetallräder mitgeliefert. Tobt man sich in der Optionenliste ein bisschen aus und nimmt das Austrian Chili Paket mit Multifunktions-Lederlenkrad, Sportsitzen, Ablagenpaket, Nebelscheinwerfern, Klimaautomatik, Lichtpaket und Bordcomputer und des Weiteren noch 17-Zoll-Leichtmetallräder, Xenon-Licht, Bluetooth-Freisprecheinrichtung und die erwähnten grünen Ledersitze, endet man rasch bei 28.312 Euro wie im Fall unseres Testwagens.
Die Turbine
Wer mit diesem Preisgefüge leben kann, darf sich intensiv Gedanken machen, ob er nicht gleich zum Mini Cooper S greifen will. Der gibt sich neuerdings nicht nur durch die Lufthutze auf der Motorhaube und den mittig platzierten Doppelrohr-Auspuff zu erkennen, sondern auch durch die großen Lufteinlässe im unteren Stoßfängerbereich. Der Schmuck interessiert aber weniger, als die Performance. 184 PS Leistung sind eine mächtige Ansage, die der Direkteinspritzer mit Twin-Scroll-Turbolader da abliefert. In sieben Sekunden erledigt sich der Sprint von 0 auf 100 km/h, der Topspeed liegt bei 228 km/h. Dazu geliefert wird ein aggressiv säuselnder Motorklang, der wiederum zur agilen Fahrweise verleitet. Damit muss man auch im Fall des Mini Cooper S mit einem höheren Verbrauch als den werkseitig angegebenen 5,8 Litern im Durchschnitt rechnen. Die 7,5 bis acht Liter auf 100 Kilometer lassen die Haare aber nicht zu Berge stehen.
Preis-Vergleich
Mit seiner Leistung und dem herrlich abgestimmten Fahrwerk ist der Mini Cooper S eine Fahrspaßmaschine par excellence und liefert den Beweis, dass Sportlichkeit nicht zwangsläufig mit Heckantrieb verbunden sein muss, sondern auch bei einem Fronttriebler ganz gut funktioniert. 33.922 Euro wie bei unserem Testwagen unter dem Strich stehen, mögen auf den ersten Blick wieder etwas abschrecken. Zieht man als Vergleich den getesteten Mini Cooper D heran relativiert sich das Bild wieder. Mit zusätzlichen Dekorelementen, Heckspoiler, Sport-Lederlenkrad und Sportsitzen ist der Cooper S bereits serienmäßig besser ausgestattet und ab 24.790 Euro erhältlich. Dazu kommen bei unserem Testwagen noch das Austrian Chili Paket, Ledersitze, die dynamische Traktionskontrolle, ein Harman/Kardon Hifi-System, das Navigationssystem Business, Bluetooth und Mini Connected und damit ein hohes Maß Premium in einem Kleinwagen.
Alltagsfragen
Ob Cooper S oder Cooper D, bei der Alltagstauglichkeit gleichen sich die beiden Modelle. Auf den vorderen Sitzen zumal es sich um die Sportausführungen handelt findet man eine gute, tiefe Sitzposition und genießt ausreichend guten Seitenhalt. Die steile Windschutzscheibe und das weit nach vorne gezogene Dach schränken die Sicht nach oben (dort wo sich die Ampel befinden) deutlich ein. Hinten sitzt es sich eigentlich ganz gut, auch für größere Mitmenschen. Bedingung ist allerdings, dass der Vordermann genügend Beinfreiheit gönnt. Die Rücksitzlehnen lassen sich mit einem Handgriff umlegen. Dann bleibt zwar eine kleine Stufe im Ladeboden, das Kofferraumvolumen wächst dann aber von ursprünglich knappen 160 Litern auf 680 Liter an.
Drucken04.01.2011 von Thomas Weibold