Mercedes C 180 CDI: Sparen ist angesagt
Limousine, das ist doch altbacken. 120-PS-Dieselmotor, wie vorgestrig ist das denn? Keineswegs, wie der Intensivtest mit dem Mercedes-Benz C 180 CDI BlueEfficiency zeigt.
Bis Jahresende bietet Mercedes-Benz den C 180 CDI BlueEfficiency als Aktionsmodell ab 29.990 Euro an.
Ich bin fortschrittlich. Sieht man mir gar nicht an, werden Sie sagen. Vor allem wenn Sie mich in meiner neuen C-Klasse von Mercedes sehen. Ich bin aber trotzdem fortschrittlich. Gut, die aktuelle C-Klasse ist schon seit März 2007 auf dem Markt und kann sich in den wesentlichen Zügen auf den 1982 vorgestellten Mercedes 190 berufen. Trotzdem sieht die C-Klasse noch sehr frisch und aktuell aus. Sicher, ich hätte noch ein paar Monate warten können, bis die Modellpflege für die Mittelklasse-Limousine durchgezogen wird. Aber dieses Angebot, das Mercedes heuer geschnürt hat, erlaubte keinen weiteren Aufschub. Ich sagte ja, ich bin fortschrittlich. Darum habe ich mir meine C-Klasse – nomen est omen – in der Avantgarde-Ausführung bestellt, angetrieben vom neu in das Modellprogramm aufgenommenen 180 CDI. Diese Limousine gibt es noch bis 31. 12. zum Aktions-Fixpreis von 29.990 Euro. Für mich durfte es allerdings ein bisschen mehr sein.
Ein Hauch von SL
Avantgarde bezeichnet die jugendlichere, sportlichere Designlinie von Mercedes, im Gegensatz zur klassischen Elegance-Linie. Zu erkennen gibt sich die Avantgarde-Ausführung durch den Kühlergrill mit dem großen Mercedes-Stern und dem unteren Lufteinlass mit Rautengitter. Das war früher nur den sportlichen Modellen – den Roadstern und Coupés vorbehalten. Dazu gibt es außerdem noch einiges an Chrom, 17-Zoll-Alufelgen im Fünf-Speichen-Design, ein Multifunktions-Lederlenkrad, eine feine Innenraumbeleuchtung, Stoff-/Kunstledersitze und eine Armauflage im Fond mit Becherhalter. Geschenkt ist das natürlich nicht – für den 180 CDI kommt die Avantgarde-Linie auf 2360 Euro. Das muss es einem wohl wert sein, damit man sich in der C-Klasse so fühlt, als ob man im SL sitzt.
Downsizing wie es sein soll
Jetzt aber wirklich zu etwas Fortschrittlichem, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussehen mag. 180 CDI – ein 120-PS-Dieselmotor in einer Mercedes C-Klasse. Wie viele andere Hersteller auch, steigt Mercedes ein wenig vom hohen Ross herunter. Es muss nicht immer stärker, schneller, mächtiger sein. Downsizing ist angesagt. Und wo man anfangs Bedenken hat, dass es hier an Leistung mangeln könnte, wird man nach den ersten Kilometern eines Besseren belehrt. Beim Tritt auf das Gaspedal schiebt die C-Klasse ordentlich nach vorn. Die 300 Newtonmeter Drehmoment entfalten sich bereits ab 1400 Touren. In 10,4 Sekunden erledigt sich der Sprint von 0 auf 100 km/h. 218 km/h schnell könnte man im besten Fall fahren, wenn man denn dürfte.
Die guten Manieren
Zugegeben, der Motor klingt anfangs ein bisschen rau, verhüllt sein Dieselwesen nicht in überdimensionierten Dämmmatten. Warmgelaufen legt sich das und ist somit auch keine Einschränkung für den Fahrkomfort. Außerdem löst sich das Motorengeräusch bei stehendem Fahrzeug auch in Luft auf. Eco-Start-Stopp-Funktion nennt sich das und bedeutet, dass bei eingelegtem Leerlauf der Motor von selbst abgestellt wird. Unmittelbar nach Betätigung des Kupplungspedals springt der Motor wieder an. Das geschieht in der Kürze des Augenblicks, wenn die Ampel von gelb auf grün springt. Eine Schaltanzeige im Cockpit deutet auch an, wenn es Zeit wäre einen höheren oder niedrigeren Gang einzulegen. Beim fein abgestimmten Sechsgang-Schaltgetriebe macht man das auch gern. Insgesamt verspricht Mercedes-Benz dank dieser Maßnahmen bis zu 15 Prozent Spritersparnis. Offiziell werden im Durchschnitt fünf bis 5,7 Liter Verbrauch auf 100 Kilometer angegeben. Ich bewege meinen C 180 CDI mit rund 5,5 bis 6,5 Liter. Das bisschen Mehr könnte zum Beispiel der serienmäßigen Zwei-Zonen-Klimaautomatik geschuldet sein. Dank des größeren 66-Liter-Tanks (63,60 Euro Aufpreis) sind locker mehr als 1000 Kilometer ohne Tankstopp möglich.
Unnachahmlicher Fahrkomfort
Das ist aber nicht der einzige Grund, um gerne einmal längere Strecken in der Limousine von Mercedes zu bewältigen. Über die Schaltung habe ich schon kurz gesprochen. Sie zeichnet sich durch kurze Wege und exakte Handhabung aus. Ausgesprochen angenehm ist auch die Lenkung zu handhaben. Das Lederlenkrad liegt gut in der Hand, die Lenkung ist ausreichend straff. Das Fahrwerk ist ein echtes Highlight im Vergleich zu anderen Mittelklasse-Limousinen. Mercedes nennt es Agility-Control-Fahrwerk und meint damit, dass sich die Dämpfer, den jeweiligen Straßenverhältnissen anpassen. Zum einen heißt das, dass man kaum Bodenunebenheiten spürt, zum anderen, dass die Limousine sehr satt auf der Straße liegt und auch mal bei schneller gefahrenen Kurven nicht zum Bocken anfängt. Dass ESP Teil der Serienausstattung ist, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Praktisch ist auch die Berganfahrhilfe. Beim Anfahren an Steigungen wird das Fahrzeug vor dem Zurückrollen gehindert. Da waren die Mühen meines Fahrlehrers ganz umsonst.
Weitere Annehmlichkeiten
Bei Platzangebot und Handhabung gibt es auch keine gröberen Schnitzer. Die Längeneinstellung der Vordersitze erfolgt mechanisch, die Sitzhöhe und die Lehnenneigung kann man allerdings elektrisch einstellen. Die Sitze bieten guten Seitenhalt, die Polsterung könnte aber eine Spur weicher sein, sagt meine Prinzessin auf der Erbse. Hinten fühlt man sich nicht zu sehr eingeengt und in den Kofferraum passen 475 Liter. Vom Lenkrad aus, kann man die Menüs des Bordcomputer abrufen und das serienmäßige CD-Radio steuern. Ich habe mich für die etwas bessere Version Audio 50 APS entschieden, kostet 1075 Euro Aufpreis. Dann bekommt man aber auch ein DVD-Navigationssystem mitgeliefert. Ich mag keine Navis aus dem Zubehörhandel, die man umständlich an die Windschutzscheibe pappen muss. Das Display des Werksnavis versteckt sich unter der Abdeckung oberhalb der Lüftungsdüsen. Es ist zwar relativ klein und bietet nur eine Pfeildarstellung statt einer Karte. Dafür berücksichtigt es auch Staumeldungen und ist einfach zu bedienen.
Unter dem Strich
Was ich mir sonst noch gegönnt habe? Das A-Edition-Paket um rund 700 Euro mit Sitzheizung vorne, Durchlademöglichkeit, Tempomat, Metallic-Lackierung und Einparkhilfe hinten; diverse Kleinigkeiten wie eine Freisprecheinrichtung, ein Media Interface zum Anschluss von externen Audiogeräten und Velour-Fußmatten. Am teuersten war aber das Intelligent Light System mit rund 1660 Euro Aufpreis. Dafür habe ich nun Bi-Xenon-Scheinwerfer mit variabler Lichtverteilung für Landstraße, Autobahn und starken Nebel, außerdem eine Kurvenlicht-Funktion, LED-Tagfahrleuchten, Scheinwerfer-Reinigungsanlage und LED-Blinkleuchten in den Außenspiegeln. Unter dem Strich standen 6767 Euro an Extras. Was insgesamt einen Neuanschaffungspreis von 39.647 Euro ausgemacht hat. Aber der Fortschritt muss einem eben auch etwas wert sein.
Drucken07.12.2010 von Thomas Weibold