Audi A1 1.6 TDI: So gut wie teuer
Mit dem A1 entkoppelt Audi das Kleinwagensegment vollends vom „Für-mehr-hat´s-nicht-gereicht-Image“. Mehr Premium in einem unter vier Meter langen Auto hat es bis dato noch nie gegeben – sowohl was die Qualitätsansprüche, als auch die Fahreigenschaften betrifft. Pferdefuß: Das lassen sich die Ingolstädter aber auch fürstlich entlohnen.
Sehr gut aber teuer, der Audi A1: Allein diese Aufmachung - misanorot mit silberfarbenen Dachholmen - kostet rund einen Tausender Aufpreis.
A1. Das war für uns bisher eine Autobahn oder ein Mobilfunkanbieter. Damit ist nun Schluss. Ab sofort hat sich diese Buchstaben-Nummern-Kombination für den Kleinsten aus dem Hause Audi in unseren Köpfen manifestiert. A1, das steht nun für das wohl edelste, was der Kleinwagensektor jemals auf vier Räder gestellt hat. A1, das steht für automobilen Zwergwuchs, ohne den Halter damit auch nur im Ansatz in den Geruch einer pekuniären Zwangslage zu bringen. Den A1 fährt man, weil man es sich leisten kann, und nicht, weil es hint´ und vorn für was Größeres nicht reicht. Das unterscheidet den Ingolstädter von anderen Blechzwutschkerln auf unseren Straßen – bis auf den Mini, den bisher einzigen Vertreter in diesem Segment mit einem derart ausgeprägten Lifestyle-Appeal. Aber was anderes hätten wir von Audi auch nicht vermutet.
Aufpreis-Kaiser
Bevor wir uns aber in einer eingehenden Charakterstudie des Audi A1 ergehen, ein Blick auf die Preisliste. Denn die ist mindestens ebenso spannend, wie das Auto selbst. Gefahren sind wir den A1 mit dem 105 PS starken 1.6 TDI in der Ausstattung Ambition, also der Topkategorie. Mit dem dafür veranschlagten Grundpreis von 21.530 Euro könnten wir ganz gut leben. Dazu gesagt muss allerdings werden, dass man dann in einem mehr als leidlich ausgestatteten Vehikel sitzt. Radio, das ist drin, das war´s dann auch schon ab Werk. Klimaanlage? Gerne, ab rund 900 Euro kein Problem. Die Klimaautomatik in unserem Testauto schlägt sich gar mit 1.500 Euro zu Buche. Navigationssystem, vielleicht sogar in Kombination mit einem hoch auflösenden aufklappbaren Display? Kalkulieren Sie nicht unter 2.500 Euro. Vielleicht ein Farbtupfer? Wie wär´s mit Misanorot, samt silberfarbenen Dachbögen? Mit einem 1.000er ist man dabei. Xenon Plus samt LED-Heckleuchten gefällig? Noch mal ein Tausender. Kassensturz: runde 28.000 Euro. Noch Fragen?
Scharfe Schnitte
Aber befreien wir den A1 mal von all dem Tand. Was bleibt dann? Zunächst einmal ein äußerst schmückendes Lifestyle-Accessoire. Dafür bürgen schon allein die vier Ringe. Punkto Prestige hat Audi seit doch einiger Zeit die Hosen an. Da kann den Ingolstädtern keiner so leicht was vor-, oder besser: nachmachen. Zu behaupten, Audi hätte den goldenen Schnitt gefunden, ist nicht so verkehrt. Mit seinen scharf gezogenen Linien, die vorn in einem maßvoll grimmigen Blick kumulieren und hinten in einem kraftvollen Heck, reiht sich der A1 nahtlos in die von ostentativ dynamischer, auf Zurschaustellung ihres beruflichen Erfolges bedachte Klientel bevorzugte Modellreihe der Marke ein.
Highend-Interieur
Audi as Audi can auch im Innenraum: Premiumqualität in Hochkultur mit coolem Businessambiente statt wie andernorts kindische Selbstpersiflage. Das Platzangebot in der vorderen Sitzreihe ist dergestalt, dass man komplett darauf vergisst, in einem Auto mit einer Längenabmessung von 3,95 Metern zu sitzen. Das Cockpit umschließt den Fahrer sanft, engt ihn aber keineswegs ein, wie das etwas bei vergleichbaren Fahrzeugen italienischer Provenienz der Fall ist. Ad hoc geborgen fühlt man sich auch in den serienmäßigen Sportsitzen, die den Auswirkungen allfälliger Fliehkräfte probat entgegenwirken. Wer die Frage nach den Platzverhältnissen im Fond stellt, sollte gleich die Finger vom A1 lassen. Den besten Nutzwert erzielt dieser Raum als Erweiterung des im Normalfall 270 Liter fassenden Gepäckabteils.
Fein austariert
Gefahren wird auf - no na - straff abgestimmtem Fahrwerk, wobei den Ingolstädter Ingenieuren hier ein gut austariertes Mittelding zwischen der Konzilianz eines Polo und der Kompromisslosigkeit eines Mini gelungen ist. Ein gewisses polterndes Abrollverhalten bei Straßenunebenheiten ist weniger einem Fahrwerksmanko, als vielmehr der Winterbereifung zu zuschreiben. Die präzise Lenkung ist erstaunlich frei von störenden Einflüssen und weckt den Spieltrieb. Analog zum Sitzgefühl gilt auch für das Fahrverhalten: Der A1 gibt sich weitaus erwachsener, als es den äußeren Anschein macht. Das fällt vor allem auf Schnellstraßen auf, wo sich der Audi mit einer Kompetenz Bahn bricht, die der eines A4 um nicht viel nachsteht.
Sparen ohne Verzicht
Bei der Motorisierung haben wir jene gewählt, die in Österreich wohl den meisten Zuspruch finden wird, den 1.6 TDI mit 105 PS. Der Vierzylinder-Commonrailer hat mit den 1.140 Kilogramm des A1 kein allzu großes „Gfrett“. Die bereits ab 1.500 Touren Habt Acht stehenden 250 Newtonmeter Drehmoment lassen punkto Ausgelassenheit nichts vermissen. Das Getriebe ist gut abgestimmt, was den Umstand, dass es nur 5 Gänge gibt, weniger stark ins Gewicht fallen lässt. Ein Könner seines Faches ist der Selbstzünder auch, was die Effizienz anbelangt. In Kombination mit einer Schaltpunktanzeige und eine in ihrer Funktionalität herausragenden Start-Stopp-Automatik sind Stadtwerte von knapp über 5 Liter keine große Hexerei.
Fazit
Abgesehen von der Preisgestaltung, kann man dem Audi A1 kaum was ans Zeug flicken. Das unterste Ende des Ingolstädter Portfolios markiert ein ausgereiftes, durchdachtes, ernstzunehmendes, aber trotzdem jede Menge Spaß generierendes Stück Automobil. Wenn nun bei der Ausstattung etwas mehr Generosität an den Tag gelegt würde, wir wären ganz aus dem Häuschen. 27.901 Euro für unseren Audi A1 1.6 TDI Ambition mit alles andere als überkompletter Optionenbestückung. Da dient sich in dieser Klasse schon ein 180 PS starker Polo GTI mit allem Drum und Dran um 3.000er weniger an.
Drucken25.11.2010 von Christian Zacharnik