Hyundai ix20: Praktisch, aber nicht quadratisch
Zuwachs in der Liga der smarten, kleinen Alleskönner. Mit vielen Talenten und schlanken Preisen stellt sich der Euro-Koreaner gegen Opel Meriva, Citroën C3 Picasso, Kia Venga & Co. Was der neue Herausforderer kann, klärt die erste Ausfahrt.
Für Europa designt, in Tschechien gebaut - der Hyundai ix20 will sich in die Herzen der praktisch veranlagten und vernünftig kalkulierenden Jungfamilien spielen.
Die kleinen Vans sind eine sympathische Truppe: Sie können viel und kosten wenig, werden dabei immer hübscher und haben zudem ein wachsames Auge auf die Umwelt. Kein Wunder, dass diese Klasse immer breitere Kreise zieht und nun einen weiteren Vertreter auf die Straße schickt: den Hyundai ix20. Rein rechtlich muss er als Nachfolger des Matrix gelten, aber schon beim ersten Anblick zeigt sich, dass er mit dem kastenartigen, recht uncharmanten Praktiker nichts mehr gemeinsam hat.
Die Box als Feindbild
Flotte Kurven, markante Radhäuser vorne, eine ansteigende Fensterlinie und ein überaus sportlich gezeichnetes Heck: Hyundai vermeidet alles, was ans Kastlhaftige erinnert und stellt die Box – gemeint ist die Schachtel – auch in seiner Werbung als neues Feindbild dar. „Wer will schon in einer Box herumfahren“, fragen die Koreaner und stellen dem ihren in Europa designten und in Tschechien gebauten kleinen Van entgegen. Mit den auffälligen Scheinwerfern und dem hexagonalen Kühlergrill ist der Hyundai tatsächlich eine adrette Erscheinung und folgt damit dem Trend in dieser Klasse zur forcierten Dynamik. Nur weil man praktisch ist, muss man ja nicht aufs Design verzichten.
Der technische Zwilling
Technisch besitzt der Hyundai freilich viele Gemeinsamkeiten mit dem konzernverwandten Zwillingsbruder Kia Venga. Plattform, Motoren, Technologie – alles wird geteilt, wie es sich unter Brüdern gehört. Hyundai ist dennoch bemüht, die Unterschiede herauszustreichen: die Abstimmung, das Raumangebot, das Design. Tatsächlich ist der ix20 um zwei Fingerbreit länger als der Venga, nämlich 4,10 Meter (was sich hauptsächlich beim Kofferraum bemerkbar macht). Dafür muss man beim Hyundai für das Start-Stopp-System extra bezahlen (300 Euro), und damit’s beim Vergleichen hübsch kompliziert wird, ist die Ausstattung unterschiedlich gestaffelt. Auch die Garantie muss man sich genau ansehen: Während Kia sieben Jahre mit 150.000 Kilometer bietet, bleibt Hyundai bei fünf Jahren ohne Kilometerbeschränkung.
Brave Antriebe
Ab sofort kann man zwischen zwei Motoren für den Hyundai ix20 wählen. Der Benziner mit 1,4 Liter Hubraum leistet 90 PS und ist mit einem Fünfganggetriebe ausgerüstet. Er beschleunigt den kleinen Van auf 167 km/h und verbraucht im Schnitt 6,0 l/100 km. Mit optionalem Start-Stopp sinkt der Wert auf 5,6 l/100 km respektive 130 g CO2 je Kilometer. Preis: ab 14.990 Euro. Als Alternative bietet Hyundai den 1,4 CRDi mit ebenfalls 90 PS an, der den Verbrauch auf 4,5 l/100 km drückt; mit ISG werden es 4,3 l/100 km und sehr brave 114 g CO2/km. Der Diesel ist generell mit einem Sechsganggetriebe ausgerüstet und verfügt serienmäßig bereits über die Klimaautomatik (der Benziner hat eine manuelle Klimaanlage) sowie über den variablen Kofferraumboden. Dennoch ist der Aufpreis für den Selbstzünder mit 2500 Euro (= 17.490 Euro) recht happig, daher rechnet Hyundai auch mit einem 70-prozentigen Verkaufsanteil des Benzinmotors.
Ab Jänner steht dann die gesamte Motorenpalette zur Verfügung: Es folgen ein Benziner mit 1,6 Liter Hubraum und 125 PS (den man auch mit Automatik bestellen kann) sowie eine versicherungsgünstige Version des genannten Diesels mit 78 PS. Die Preise dafür sind noch nicht bekannt.
Wie sich der Hyundai ix20 fährt und über seine praktischen Talente erfahren Sie mehr auf Seite 2.
Das Fahren wird leicht
Erste Erkenntnis aus Sitz- und Fahrprobe: Das hervorstechende Merkmal des Hyundai ix20 ist seine Unkompliziertheit. Man findet sofort eine passende Sitzposition, die Gänge flutschen leicht, aber exakt durch die Schaltkulisse, die Lenkung ist leichtgängig. Gemeinsam mit dem kompakten Wendekreis sind alle Zutaten versammelt, um leichtfüßig durch den Alltag zu cruisen. Auch die Motoren sind harmonisch abgestimmt, das Fahrwerk bleibt auf der soften Seite, poltert nur hin und wieder bei groben Fahrbahnunebenheiten. Sportliche Talente, wie vom dynamischen Heckdesign suggeriert, bleiben zwar aus, werden aber nicht vermisst. In dieser Klasse zählen andere Stärken.
Schieb und klapp
Was man in solchen Autos erwartet, ist die Kunst der Verwandlung. Und die beherrscht der ix20 dank der um 13 Zentimeter verschiebbaren Rückbank. Befindet sie sich ganz hinten, sitzt man im Fond auch als Erwachsener kaiserlich. Schiebt man die Sitze vor, erhält man einen 440 Liter großen Kofferraum, der sich über Umlegen der Fondsitzlehnen auf erstaunliche 1486 Liter erweitern lässt. In den höheren Ausstattungsgraden (beim Diesel serienmäßig) gibt’s obendrein einen variablen Kofferraumboden, der sich in zwei Positionen befestigen lässt. Pluspunkt: Auch die Lehnenneigung der Fondsitze kann justiert werden; Minus: Die Lehne des Beifahrersitzes lässt sich nicht nach vorne klappen, was das Transportieren langer Gegenstände erleichtern würde.
Viel Ausstattung ums Geld
Erstaunlich umfangreich ist die Serienausstattung des ix20. In Sachen Sicherheit bietet er ESP, ABS und die volle Airbag-Polsterung; für den Komfort sind die Klimaanlage, das höhenverstellbare Lederlenkrad mit Audio-Fernbedienung, die Soundanlage mit USB- und Aux-Anschluss sowie elektrische Fensterheber vorne, die elektrischen Außenspiegel und die Zentralverriegelung mit Fernbedienung Standard. Auch das Wohlfühlen an Bord ist gewährleistet: die Sitze sind angenehm, die Verarbeitung ist solide, einzig den Kunststoffen der Instrumententafel und der Dekorleisten merkt man den Seitenblick auf die Kosten an. Man darf dabei aber nicht ungerecht sein – ein Vergleich mit den teilweise empfindlich höheren Preisen der Konkurrenz rückt die Verhältnisse wieder ins Lot.
Das Resümee: Praktisch, aber nicht quadratisch
Der Hyundai ix20 bietet viel Auto fürs Geld: vor allem Raum, aber auch Verwandlungsfähigkeit. Dazu besticht er durch Einfachheit in der Bedienung, angenehme Fahreigenschaften und niedrige Unterhaltskosten dank der sparsamen Motoren. Dass er bei all diesen funktionellen Vorzügen auch noch gut aussieht und sportlich auf der Straße steht, ist kein Fehler. Wir werden ja immer anspruchsvoller.
Drucken05.11.2010 von Peter Schönlaub