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Porsche Cayenne Turbo: Macht und Rebell

Wer den hat, braucht sich nicht über einen Mangel an Missgünstlingen und Neidern beschweren. Wer den hat, braucht sich allerdings auch nicht über ein Powerdefizit beklagen. Wer den hat, für den sind runde 180 Flocken Kinkerlizchen. Kurzum: autonet am Steuer des Bösesten, was der SUV-Markt so bereit hält.

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Groß, schwarz, teuer: der 500 PS starke Porsche Cayenne Turbo kostet so wie er hier abgebildet ist, knapp 180.000 Euro. 
Verzeihen sie bitte die Zote: „Mich können alle!“. Das ist die Botschaft, die der Porsche Cayenne Turbo unweigerlich vermittelt. Das blecherne Gebäude schert sich einen Kehricht um das, was allenthalben am Stammtisch beim Makrobiotiker ums Eck über die Zukunft der Mobilität zum Besten gegeben wird. Zero emmission? What the fuck . . . ? Leichtbau? Ja, wenn es um den erdbebensicheren Ausbau des 500 Quadratmeter großen Dachboden am Kohlmarkt geht. Downsizing? Alternativer Antrieb? Die neue Bescheidenheit? Gesellschaftliche Solidarität? All das führt der neue Zuffenhausen-SUV mit Biturbo-Aufladung ad absurdum. Und auch wenn wir die Zeichen der Zeit erkannt haben, die Rettung der Welt gutheißen und schnödes Protzertum ablehnen: Es tut so gut, sich die Last der politischen Korrektheit einmal wieder von den Schultern zu schütteln, in Power-Overkill zu schwelgen und sich dem mit Haut und Haaren hinzugeben, wozu die moderne Technik imstande ist, wird sie nicht von ökologischen Rahmenbedingungen eingeengt.

Sparsam ist relativ
Wobei: ganz so ist es ja nicht. Bewegt man sich mit dem blubbernden Ungetüm auf eine rote Ampel zu, wird´s plötzlich ganz still. Dann dreht der Cayenne Turbo seinen 4,8-Liter-V8-Block ab und harrt in höchster konsumatorischer Askese des Grünlichts, während das ausgemergelte, ratternde Diesel-Saupattel ein paar Stockwerke tiefer weiterhin Stickstoffdioxide, Ruß und Kohlendioxide unverdrossen in die Luft jagt. Etwas komisch mutet es ja schon an, wenn der Cayenne Turbo mit Start-Stopp-Automatik einen auf Gutauto macht. Da kommen unweigerlich Assoziationen von Tropfen auf heißen Steinen auf. Allerdings: gepaart mit modernster Direkteinspritztechnik, die dem Cayenne-Aggregat eigen ist und einer der Effizienz verpflichteten Achtgangautomatik kann das automatische Abschaltsystem auch als steinhöhlender steter Tropfen bezeichnet werden. 14,4 Liter stand am Ende des Tages nach 100 ausschließlich in der Stadt zurückgelegten Kilometern am Bordcomputer zu lesen. Und merke: hier handelt es sich um ein 2,2 Tonnen schweres, 500 PS starkes Gebilde! Da steht es in keiner Relation, dass ein durchschnittliches Volksmobil mit höchstens einem Viertel an Leistung nur die Hälfte verbraucht.

Beschleunigungsspektakel
Beendet man per Lösen der Bremse die elektronisch verordnete Zwangspause, überlagert der bitterböse, dumpf grollende Achtzylinder ad hoc jegliche ins Wageninnere vordringende Umgebungsgeräusche und bannt die Aufmerksamkeit der in einem halben Kilometer Umstehenden. Schon das millimeterweise Niederdrücken des Gaspedals generiert einen gewaltigen Schub, der eine ganz klare Vorstellung davon erzeugt, was bei „full throttle“ passiert. Feinde ihres eigenen Führerscheins können diesen Versuch gerne in der Stadt unternehmen. Es sei nur darauf hingewiesen, dass die Hunderter-Marke in 4,7 Sekunden gesprengt ist. So schnell schraubt sich kein anderer Fullsize-SUV auf Landstraßentempo. Aber was bedeutet schon ein läppischer Hunderter für den Cayenne Turbo? Fast schon nachhaltig bewusstseinsverändernd ist das, was sich abspielt, wird weiter am Gas geblieben. Das Beschleunigungsspektakel scheint kein Ende zu nehmen. Nach 10,5 Sekunden sind 160 Sachen erreicht, zum Top-Speed von 280 ist´s von da aus nur mehr ein Katzensprung.

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Schmeichelt dem Fahrer
Die höllenschnell und fast unmerklich schaltende Achtgang-Automatik ermöglicht dabei einen nahezu barrierefreien Durchfluss der Urgewalten. Der permanente Allradantrieb eliminiert jeglichen Anflug von Schlupf im Keim. Kein andere SUV dieser Leistungsklasse vermittelt selbst in Grenzbereichen ein derartiges Gefühl von Sicherheit. Der Cayenne macht jedem Fahrer glauben, ein Meister des Fachs zu sein und das macht die Faszination dieses Autos, wie gleich jedes Porsches aus. Dass es in der Hauptsache elektronische Helferlein sind, die dazu beitragen, dass man sich nicht unversehenes neben der Spur befindet, wird dem Lenkraddrehenden nobel vorenthalten. In diesem Sinne sei vor der Aktivierung der Sport-Taste gewarnt. Dann steht nämlich kaum mehr etwas zwischen Ihnen und den unumstößlichen Grenzen der Physik.

Jetpilot
Nicht unbesprochen lassen wollen wir auch die optischen Eindrücke: Während der neue Cayenne sein grimmiges Antlitz beibehalten hat, wirkt er von hinten weitaus versöhnlicher als sein Vorgänger. Dem Hinterherfahrenden präsentiert sich nicht mehr eine uneinnehmbare Festung, sondern ein durchaus kompaktes, weich gezeichnetes Heck. Das ging allerdings auch ein wenig auf Kosten der Unverwechselbarkeit. Manch einer wagt da sogar den Vergleich mit dem einen oder anderen SUV französischer oder koreanischer Bauart, was aber ein Sakrileg ist. Beim Erstkontakt mit dem Cockpit, kann es schon passieren, dass einem die zahllosen Knöpfe vor den Augen verschwimmen. Vor allem die Mittelkonsole wirkt überfrachtet wie die Kanzel eines Linienjets. Hat man die Bedienung allerdings intus, und das geht schnell, erfreut man sich, locker im fein modulierten Gestühl lehnend, an ausgeklügelter Ergonomie.

Fazit
Alles beiseite schiebend, was in diesen Zeiten zum Thema ökonomischen Vortrieb kolportiert wird, ist der Porsche Cayenne Turbo schlichtweg ein Hohelied an perfektionistische Fahrzeugtechnik. Wer einmal Platz genommen und den einen oder anderen Kilometer abgespult hat, vergisst den, sagen wir mal, nicht gerade grundsympathischen Eindruck, den der Cayenne äußerlich betrachtet hinterlässt. Äußerst hinderlich auf dem Weg zur restlosen Versöhnung mit diesem automobilen Großmann ist allerdings der Preis: 140.000 sind in der Grundversion zu berappen. Wird so ziemlich alles angekreuzt, was die Optionenliste so hergibt, werden wie in unserem Testfall gleich mal 174.911 Euro fällig.

Drucken25.10.2010 von Christian Zacharnik

 

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