Volvo V60: Groß in Sachen Sicherheit
Der Sportkombi Volvo V60 stellt nicht großes Platzangebot in den Vordergrund, sondern ausgesprochen gute Fahrdynamik und beeindruckende Sicherheits-Systeme.
Volvo hat große Erwartungen an den neuen V60. Der dynamisch gestylte Sportkombi soll neben dem XC60 das verkaufsstärkste Modell in Österreich werden.
Mit der Bezeichnung V60 haben viele geglaubt, dass sich Volvo von seiner gewohnten Modellbezeichnung abwendet, die dem Muster folgte: Limousinen haben die Zahlen 40, 60 und 80 im Namen, alle anderen Modelle 30, 50, 70 und 90, darunter auch die Kombimodelle. Anders ausgedrückt, jene die dachten der V60 ersetzt den V70 haben sich geirrt. Der kantigere V70 (und dessen Offroad-Ableger XC70) bleiben weiterhin im Programm, der V60 als Schwestermodell des neuen S60 nennt sich offiziell Sportkombi und liebäugelt mit den Attributen Lifestyle und Dynamik. Kleintransporter-Qualitäten stehen beim V60 nicht im Vordergrund, vielmehr ist es ein feiner Mix aus Komfort und Sportlichkeit, die man bei herkömmlichen Kombimodellen in dieser Ausprägung nicht kennt.
Geheimnis um das Ladevolumen
Beim Styling kommt erstaunlich oft die Vokabel „Coupé“ ins Spiel. Der Vorderbau mit der flach gehaltenen Motorhaube, der dynamisch gebogenen Front und den prägnanten Scheinwerfern gleicht der Limousine S60. Die Dachlinie fällt zum Heck sanft ab – coupéartig – die Heckscheibe selbst, steht bei weitem nicht so aufrecht, wie beim V70. Das kostet zwangsläufig Ladevolumen, so viel, dass man in den offiziellen Unterlagen auch keinen Maximalwert findet – nur die Größe des Basis-Kofferraums mit 430 Liter (plus 30 Liter im Staufach unter dem Ladeboden). Erst nach mehrmaligem Nachfragen ist in Erfahrung zu bringen, dass maximal 1241 Liter in das Heckabteil gepackt werden können. Im Vergleich mit der Kombi-Konkurrenz ist das kein großzügiger Wert, daher ist das Aufrechterhalten der V70-Produktion verständlich. Warum setzt dann aber Volvo große Erwartungen in den Erfolg des V60 und warum soll man sich dafür begeistern?
Geschunkelt wird anderswo
Weil er mit dem S60 um den Titel „dynamischster Volvo“ rittert, wie es in den Presseunterlagen heißt. Die ersten Testkilometer müssen abklären, ob Volvo dieses Ansinnen erfüllen kann. Das Ergebnis sei gleich vorweg genommen: sie können. Der V60 ist ein sehr fein abgestimmtes Fahrzeug mit praktischen Qualitäten, der alle Nachteile, die man bei der Fahrdynamik von großen Kombimodellen in Kauf nehmen muss, gekonnt ausblendet. Mit seinem dynamischen Chassis, das speziell für den europäischen Markt angeboten wird, bereitet der V60 auf engen, kurvigen Bergstraßen größtes Vergnügen, kennt kein grobes Untersteuern oder Wanken. Auf langen Überlandfahrten bietet er aber gleichzeitig auch feinen Federungskomfort und ein ausgesprochen leises Auftreten. Windgeräusche werden sehr gut abgeschirmt. Optional gibt es für alle V60-Modelle auch das adaptive Four-C-Sportfahrwerk und Allradantrieb ist im Topmodell V60 T6 serienmäßig in der stärksten Dieselversion mit Automatik optional.
Das weitere Motorenangebot und die ersten Fahreindrücke lesen Sie auf Seite 2.
Neben dem Sechszylinder-Turbobenziner mit 304 PS und dem Fünfzylinder-Common-Rail-Diesel mit 205 PS gibt es natürlich noch eine Reihe weiterer Motoren. Bei den Benziner sind es zwei 1,6-Liter- und Zwei-Liter-Turbomotoren mit Direkteinspritzung, die jeweils in zwei Leistungsstufen angeboten werden. Der Einstiegsmotor T3 leistet 150 PS und kommt als T4 auf 180 PS. Den 2.0T gibt es mit 203 PS und als T5 mit 240 PS. Die Aggregate 2.0T, T4 und T5 sind auch mit dem Powershift-Doppelkupplungsgetriebe erhältlich. Der D5-Dieselmotor wird durch einen Zwei-Liter-Fünfzylinder mit 163 PS ergänzt. Beide Motoren glänzen durch ein hohes Drehmoment von 400 Nm (D3) und 420 Nm (D5) und niedrige Verbrauchswerte. Der 163-PS-Diesel verbraucht mit manuellem Getriebe 5,5 Liter Diesel pro 100 Kilometer, der stärkere D5 sogar nur 5,4 Liter. Im März 2011 folgt noch eine DRIVe-Variante. Der dafür eingesetzte 1,6-Liter-Common-Rail-Diesel mit 115 PS peilt einen CO2-Ausstoß von 109 g/km an.
D3 mit feinem Klang und satter Leistung
Für die ersten Testfahrten standen die Modelle D3 und T4 zur Verfügung. Beide zeichnen sich durch feine Kraftentfaltung aus, wobei der D3 um eine Spur mehr überzeugen konnte. Ab rund 1800 Touren bekommt man die Leistung deutlich zu spüren. In dynamisch gefahrenen Kurven begleitet der Motor den Fahrspaß mit kernigem Sound, auf entspannten Autobahnetappen zeigt er sich dafür von seiner leisen Seite.
Premium-Qualität im Innenraum
Zum angenehmen Reisekomfort trägt natürlich auch der Innenraum einen Teil bei. Die Gestaltung orientiert sich an den anderen Volvo-Modellen und folgt einer gewissen skandinavischen Design-Tradition, die ein sehr klares und aufgeräumtes Bild vermittelt. Die freistehende Mittelkonsole ist auch im V60 Pflichtprogramm, wobei sie deutlich breiter ausfällt als bei anderen Volvo-Modellen. Mittig ist ein großer Tastenblock angeordnet, der zur Steuerung, des Radios, der Klimaanlage und der Assistenzsysteme dient. Hat man sich einmal einen Überblick verschafft, funktioniert die Bedienung ganz gut. Das Platzangebot und die Qualität der Sitze für die vorderen Passagiere geben keinen Anlass zu Kritik. Auf den hinteren Plätzen würde man sich als groß gewachsener Zeitgenosse ein wenig mehr Kniefreiheit wünschen. Der Kofferraum – abgesehen von seinen knappen Abmessungen – bietet ein gutes Maß an Funktionalität. Die Ladekante ist niedrig und flach. Dazu gibt es zusätzliche Staufächer hinter den Radkästen und im Ladeboden und eine im Verhältnis 40:20:40 geteilt umlegbare Rücksitzlehne.
Welche Lebensretter-Qualitäten der Volvo V60 bieten kann und in welchen Preisregionen sich der Sportkombi bewegt, erfahren Sie auf Seite 3.
Die Serienausstattung des Volvo V60 wird sich an jener der Limousine S60 orientieren, dazu bietet Volvo auch eine breite Palette an Optionen und Zubehör. Ein hoch interessantes Thema bei den Schweden ist aber immer das Kapitel Sicherheit. Volles Airbag-Programm, Fahrdynamikregelung und Schleudertrauma-Schutzsystem sind stets an Bord, zusätzlich auch das City Safety-System. Ein Laser-Sensor in der Windschutzscheibe erkennt einen drohenden Auffahrunfall und kann bis zu einer Geschwindigkeit von 30 km/h eine Notbremsung einleiten, um einen Crash zu verhindern oder zumindest die Folgen zu verringern. Optional kann der V60 aber auch mit einem Fahrerassistenz-Paket ausgerüstet werden (im S60 kostet dieses 1830 Euro Aufpreis). Darin enthalten sind das aktive Abstandsregelsystem, der Tote-Winkel-Assistent und Driver Alert (Warnung bei Übermüdung oder Verlassen der Fahrspur).
Beeindruckendes System zur Fußgänger-Erkennung
Das interessanteste ist dabei sicherlich das Abstandsregelsystem. Das Radarsystem hält nicht nur den vorgegebene Abstand zu einem vorausfahrenden Fahrzeug und bremst beim Stop&Go-Verkehr auch bis zum Stillstand des Fahrzeuges (bei Automatikgetriebe), sondern erkennt mittels einer Kamera auch Fußgänger. Taucht ein Fußgänger im Bereich vor dem Fahrzeug auf, warnt das System zunächst akustisch und durch ein rotes Blinklicht, das in die Windschutzscheibe projiziert wird. Reagiert der Fahrer nicht, aktiviert das System eine Vollbremsung. Bis zu einer Geschwindigkeit von 35 km/h können so Unfälle vermeidet werden, bei höheren Geschwindigkeiten versucht das System durch Verringerung des Tempos die Unfallfolgen zu mindern. Bei einem Test mit einer Versuchspuppe konnte das System absolut beeindrucken, trotzdem darf man diese Technologie nicht als Freibrief für unaufmerksames Fahren verstehen.
Preise beginnen über 31.000 Euro
Ab November können sich auch in Österreich Interessenten für den neuen Volvo V60 von dessen Qualitäten überzeugen lassen, dann beginnt die Markteinführung. Die Preise stehen noch nicht endgültig fest, dürften aber rund 2000 Euro über jenen der Limousine S60 liegen. Diese bewegen sich zwischen 29.700 Euro (S60 T3) und 54.817 Euro (S60 T6 AWD Summum).
Drucken02.09.2010 von Thomas Weibold