Nissan Qashqai II: Aufgefrischter Bestseller
Nach drei erfolgreichen Jahren ist das wichtigste Modell von Nissan runderneuert worden. autonet.at hat den Qashqai einem Intensivtest unterzogen.
Optisch zart, aber effektvoll behübscht und mit einigen technischen Neuerungen bestückt, steht der Nissan Qashqai seit Ende März beim Händler.
Mit einer Mutprobe gleich zu stellen war die Markteinführung des Qashqai Anfang März 2007. Mutprobe? Ja, denn das SUV mit dem merkwürdigen Namen eröffnete ein völlig neues Fahrzeugsegment. Nissan hoffte einen Bestseller auf die Räder gestellt zu haben. Mittlerweile steht fest, die Mutprobe hat sich gelohnt und an den Namen haben wir uns längst gewöhnt.
Verkaufsschlager
Nach dem bekannt werden des 5-Sterne-NCAP-Crashtest-Rankings, gab es kein Halten mehr und Nissan musste in der Produktion in Sunderland eine dritte Schicht fahren. Schon bald wurden mehr als 700 Fahrzeuge pro Tag gebaut! Selbst heute, nachdem Nissan mehr als 540.000 Qashqai in Europa abgesetzt hat, hält die Nachfrage an und die Lieferzeit beträgt gut ein halbes Jahr. Im Juli dieses Jahres sind europaweit 23.086 Qashqai verkauft worden - 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Was sich bewährt, wird schnell kopiert und so blieb der Qashqai nicht lange alleine. Damit sich das nach einem iranisch, türkischsprachigen Nomaden-Stamm benannte SUV auch weiterhin gegen die Konkurrenz behaupten kann, ist es jetzt einem Update unterzogen worden.
Zwei neue Außenfarben
Wir nehmen in einem in der neuen Farbe Titanium lackierten 2,0-Liter-Diesel Qashqai Platz. Somit haben wir auch gleich eine der zwei (Titanium und New Red) neuen Farben erwähnt. Diese peppige Lackierung kommt genau im richtigen Moment daher, denn an der mittlerweile omnipräsenten Farbe Weiß haben wir uns längst sattgesehen.
Läuft er schon?
Für eine Reduzierung des Geräuschniveaus bekam der Selbstzünder eine Vielzahl lärmsenkender Maßnahmen (eine Armaturenbrett-Mehrschichtdämmung, neue Motorhauben-Isolierung, verbesserte Schaumstoffblöcke in den A-Säulen, Mitteltunnel- und Fußraumdämmung, Akustik-Windschutzscheibe und modifizierte Tür- und Scheibendichtungen) verpasst. Dank dieser Änderungen kann sich so manche Mittelklasse-Limousine hinter dem Leisetreter verstecken.
Ausstattung Tekna
Tekna nennt sich die von uns gefahrene Ausstattungsvariante. Serienmäßig darin enthalten sind Ledersitze, ein Panorama-Glasdach, ein BOSE-Soundsystem, Xenon-Scheinwerfer und einiges mehr. Alle jene die kleiner als 1,90 Meter sind – bekanntlich die meisten – finden auf allen Plätzen im Qashqai vornehmlich Platz. Für größere Fahrer wäre ein niedriger positionierter Sitz samt länger ausziehbarer Kopfstütze wünschenswert. Im Fond vermissen wir auf Langstrecken die neig- und verschiebbare Rücksitzbank aus dem Qashqai+2. Die Mitfahrer zum Schmunzeln bringt ein bestimmter Schalter. Wird dieser kurz gedrückt, zieht sich eine im Dachhimmel angebrachte Sonnenblende zurück und ein riesiges Panorama-Glasdach gibt den Blick gen Himmel frei.
Was im Innenraum auf Wunsch Lärm macht und warum es möglich ist, trotz der 150 PS strafzettelfrei unterwegs zu sein, lesen Sie auf Seite 2.
Bass, Beats und Melodie
Beim ersten Aufdrehen des Radios, glaubt man nicht richtig zu hören. Erste Reaktion – ein Blick auf die Lautsprecher, und siehe da, dem kleinen Qashqai wurde ein mächtiges BOSE-Soundsystem implantiert.
Nach getaner Soundeinladung ins Klangkabinett, bestehend aus sieben Lautsprechern, kam auch prompt der Anruf eines Freundes. O-Ton: „Ma, warum hast ma das unbedingt zeigen müssen, jetzt halt ich in meiner deutschen Mittelklasse-Limousine den Klang nicht mehr aus – ich will auch so eine Anlage haben!“ Vorsicht sei bei Verwendung eines USB-Sticks geboten. Dieser bricht bei blinder Befüllung des unter der Armlehne befindlichen Faches ab, da er waagrecht angeschlossen wird und so quer durch das Fach ragt.
NISSAN Connect
Passend zum perfekten Klang, bietet Nissan mit dem „NISSAN Connect“ ein sinnvolles, optional für 600 Euro (exkl. Nova und MwSt.) erhältliches Gimmick an. Diese mit einem 5-Zoll großen Farbmonitor ausgestattete Navigationseinheit, spielt bis auf die DVD-Wiedergabe alle Stückerl. Das 2-DIN große Kästchen beinhaltet eine MP3 fähige Radio-CD-Kombination, ein Navigationssystem (mit Kartenmaterial für Westeuropa) inklusive TMC-Empfang, eine iPod-fähige USB-Schnittstelle sowie eine Bluetooth-Schnittstelle. Die im „Connect-Paket“ enthaltene Rückfahrkamera lässt das Parksensoren-Piepsen aus dem Auto verschwinden. Nicht nur die umfangreiche Ausstattung des „NISSAN Connect“ sei erwähnt, auch die intuitiv von der Hand gehende Bedienung konnte im Test überzeugen.
Doppelter Bleifuß-Schutz
Mit dem verbesserten Tempomat kann ab sofort auch in 30er-Zonen legal dahingeglitten werden – die erste Generation ließ erst eine Aktivierung bei 40 km/h zu. Ein weiteres nützliches Gadget befindet sich neuerdings auch neben der Tempomat-Taste auf dem Lenkrad – die Speed-Limiter Taste. Wer bei längeren Autobahnfahrten besonders leicht einen schweren Gasfuß bekommt, kann sich so vom System bei einer vorher gesetzten Höchstgeschwindigkeit einbremsen lassen.
Knackig fahrbare 150 PS
Um die Agilität zu erhöhen hat Nissan dem Qashqai ein strafferes Fahrwerk verpasst. Merken werden das nur jene Fahrer, die sich nach der ersten Generation nun auch die zweite holen oder direkt von der einen, in die andere umsteigen. Der von uns gefahrene 150 PS Selbstzünder entwickelt ab 2.000 Umdrehungen 320 Nm Drehmoment und mutiert in Kombination mit dem knackigen 6-Gang-Schaltgetriebe zum Sportler.
Um den Spritverbrauch zu senken, wurden die Kurbel- und Nockenwellenlager feiner poliert und somit die Reibungsverluste gesenkt. So steht selbst bei forciert sportlicher Gangart niemals eine Acht vor dem Komma, vorausgesetzt man lässt den Drehschalter in der Mittelkonsole auf 2WD, also Frontantrieb stehen. Das „ALL Mode 4x4-System“ kostet rund 2.000 Euro Aufpreis und wer in den heimischen Alpen wohnt, wird spätestes im nächsten Winter den sperrbaren Allradantrieb zu schätzen lernen.
Abrechnung
Der Einstieg in die Qashqai-Welt beginnt beim 114 PS starken 1,6-l-Benziner samt 5-Gang-Schaltgetriebe um 20.702 Euro. Der Listenpreis des von uns getesteten 2.0 dCi ALL-MODE 4x4-Tekna-Qashqai beträgt 32.556 Euro. Darin enthalten sind dann neben Xenon-Scheinwerfer und einer Sitzheizung für die vorderen Sitze auch die erwähnte Lederpolsterung, das Panorama-Glasdach und das BOSE-Soundsystem.
Drucken02.09.2010 von Raphael Gürth