Mini One Cabrio: Schicker Sonnenanbeter
Der Stilist unter den kleinen Cabrios im autonet.at-Intensivtest. Wie viel Fahrspaß bietet das Einstiegsmodell mit 98 PS?
Wer nicht auffallen will, wird sich kaum ein Mini Cabrio zulegen. Alle anderen dürfen sich genüsslich im Zubehörshop austoben.
In den Boomjahren der kleinen Cabrios, ausgelöst durch den Peugeot 206 CC mit seinem Metall-Klappdach, schickte sich auch Mini an den trendigen Retro-Flitzer seines Daches zu entledigen. Statt Coupé-Cabrio setzten die Entwickler allerdings auf das gute alte Stoffverdeck mit dem Zusatzfeature der Schiebedach-Funktion. Wie schon der geschlossene Mini jüngerer Ausprägung erntet auch das Mini Cabrio interessierte Blicke und hat sich schnell eine Fangemeinde aufgebaut. Relativ gelassen konnte sich also das kleine Cabrio die heranwachsende Konkurrenz ansehen und auch beobachten, wie sie wieder vom Markt verschwand: Opel Tigra TwinTop, Nissan Micra C+C, Mitsubishi Colt CZC, alles aufwändige Klappdach-Cabrios und alle Geschichte. Der Mini ist offiziell seit 2009 in zweiter Generation unterwegs, wobei sich optisch natürlich wenig geändert hat.
Gepflegte Weiterentwicklungen
Unter dem Blech- und Stoffkleid schreitet die Weiterentwicklung allerdings ständig voran. In der aktuellen Form, die demnächst wieder ein paar dezente optische Retuschen erfährt, kommen überarbeitete Benzinmotoren zum Einsatz, die ein Leistungsspektrum von 98 bis 211 PS abdecken. Für den Intensivtest führen wir uns die Basisversion Mini One Cabrio zu Gemüte und erkunden, ob auch hier das oft erwähnte Go-Kart-Feeling geboten wird. Der Vierzylinder-Benzinmotor im Einstiegsmodell hat 0,2 Liter an Hubraum zugelegt, Die Leistung und das Drehmoment wurden leicht gesteigert, beim Verbrauch übt sich der Benziner in Zurückhaltung. Was bei der Mutter BMW EfficientDynamics heißt, nennt sich bei Mini Minimalism und beschränkt sich im Fall des Mini One Cabrio auf das Start-Stopp-System, Bremsenergie-Rückgewinnung und eine Schaltpunktanzeige. Unter dem Strich stehen 5,7 Liter Spritverbrauch auf 100 Kilometer laut Werksangabe und ein CO2-Ausstoß von 133 g/km. Zum realen Verbrauch kommen wir später.
Der individuelle Touch
Den Kunden werden die Detailänderungen eher peripher tangieren. Er und sehr oft auch sie suchen nach einem trendigen Fahrzeug mit dem gewissen etwas mehr – hier in Form der Cabrio-Funktion. Und Mini-Fahrer lieben auch das individuelle Element. Die Grundform ist zwar schon gut bekannt und hält sich mit seinem Retro-Look noch immer erstaunlich gut im Straßenbild. Was den Mini oft ausmacht, sind seine vielfältigen Extra-Dekors. Im Fall unseres Testwagens wären das zum Beispiel die 16-Zoll-Leichtmetallräder „5-Star Blaster“, die weißen Sport-Stripes für Motorhaube und Heck, die Applikationen an den Kotflügeln in schwarz-weißem Karo und dieses Checkered-Flag-Design auch für die Außenspiegel, den Innenspiegel und ganz wichtig, für die Ventilkappen der Reifen.
Zitate aus vergangenen Tagen
Und das ist erst das Äußere. Innen setzt sich der Spieltrieb fort. Das tellergroße, mittig angeordnete Rundinstrument mit der Geschwindigkeitsanzeige ist zwar nicht gerade fahrerfreundlich positioniert, erinnert aber an den Ur-Mini und dient als Blickfang. Die Bedienelemente sind nach scheinbar guter alter Tradition als Kippschalter ausgeführt, stets von schönen Kunststoff-Bügeln begrenzt. So finden sich die Hebel für die Fensterheber, Zentralverriegelung und Nebelscheinwerfer direkt unter der Steuerung der optionalen Klimaautomatik. Die Klimaanlage ist Teil eines der beiden Pakete „Austrian Salt“ oder „Austrian Pepper“, das Upgrade zur Klimaautomatik kostet 285 Euro.
Fragen nach dem Platzangebot, dem Cabrio-Feeling und dem gebotenen Fahrspaß werden auf Seite 2 beantwortet.
Ebenfalls als Kipphebel ausgeführt, ist die Bedienung des Stoffverdecks – zu finden oberhalb des Innenspiegels. Zunächst schiebt sich der innere Teil des Verdecks über den Frontpassagieren nach hinten und bietet damit eine Schiebedach-Funktion. Bei nochmaliger Betätigung des Hebels faltet sich das Dach nach hinten zurück und kommt für alle sichtbar auf dem Kofferraumdeckel zu liegen. Das hat den Vorteil, dass das Kofferraumvolumen nur geringfügig beeinträchtigt wird und man jederzeit ungehinderten Zugang zum Gepäck hat. Erwähnt sei allerdings auch, dass der Stauraum bei offenem Verdeck bescheidene 125 Liter beträgt. Ist das Dach geschlossen, sind es 170 Liter. Praktischerweise hat das Mini Cabrio aber auch eine Durchlademöglichkeit. Die Rücksitzlehnen lassen sich umlegen, dadurch steigt das Kofferraumvolumen auf satte 660 Liter. Das Öffnen oder Schließen des Verdecks dauert schlanke 15 Sekunden und funktioniert auch während der Fahrt bis zu einem Tempo von 30 km/h.
Die feine Brise Frischluft
Im Gegensatz zu den glatt gestriegelten CC-Modellen stellt das Mini Cabrio seine Frontscheibe steil in den Wind. Die Passagiere sitzen bei geöffnetem Dach im Freien und können die feine Brise genießen, die gegen so manche Erwartungen nicht unangenehm ist. Außerhalb des Ortsgebietes empfiehlt es sich die Scheiben rauf zu geben und wirklich zart besaitete können im Fond noch ein Windschott installieren. Alternativ könnten in der zweiten Reihe auch zwei weitere Passagiere Platz nehmen, allerdings dürfen die Vordermänner oder -frauen nicht all zu groß sein, sonst sieht es mit der Beinfreiheit im Fond sehr schlecht aus. Die Geräuschkulisse ist auch bei geschlossenem Dach eine Spur höher als beim festverlöteten Mini, was aber an sich nichts Schlechtes ist, weil der Klang des Vierzylinders durchaus reizvoll ist.
Einstieg in die Welt des Spaßmobils
Der Einstiegsmotor im Mini Cabrio klingt richtig sportlich mit feinen Zwischentönen. Das verleitet dazu ihm hohe Drehzahlen zu gönnen. In diesen Bereichen zeigt sich der Motor dann auch recht spritzig und verhilft dem Fahrzeug zum oft zitierten Go-Kart-Feeling. Beim Beschleunigen auf Autobahntempo merkt man schon, dass das Aggregat mit 98 PS nicht übermotorisiert ist. Manchmal wünscht man sich auch etwas mehr Durchzugskraft, beispielsweise bei Überholmanövern. Auf der Freilandstraße mit entsprechend gutem Kurvenangebot hat das Mini One Cabrio dafür das Potenzial zum Spaßmobil. Die kompakten Abmessungen, die vergleichsweise breite Spurweite und das Leergewicht von 1160 Kilogramm fördern den Fahrspaß zusätzlich. Wer im Hinterkopf Begriffe wie „motorbezogene Kfz-Steuer“ abgespeichert hat, wird mehr als zufrieden sein mit dem 98-PS-Benzinmotor. Für den Unterhalt wird wiederum der Verbrauch interessant, der laut Werk wie erwähnt bei durchschnittlich 5,7 Litern liegt. Im entspannten Alltagsverkehr wird man kaum über 6,5 Liter kommen und wer sich gelegentlich der Spaßfraktion zuordnen lässt, muss im schlimmsten Fall einmal mit rund acht Litern rechnen.
Vielfältig erweiterbare Ausstattung
Rechnen heißt es auch bei der Preisgestaltung des Mini One Cabrio. Der Listenpreis markiert den Einstand bei 21.190 Euro. Dafür bekommt man unter anderem Front- und Seitenairbags geboten, sowie das Stabilitätsprogramm DSC, elektrische Fensterheber, Einparkhilfe hinten, CD-Radio und Zentralverriegelung mit Fernbedienung. Dann gibt es für das Mini One Cabrio noch die beiden Ausstattungspakete Austrian Salt und Austrian Pepper. Im Testwagen war das Pepper-Paket für 2311 Euro Aufpreis mit Lederlenkrad, Chromline Exterieur, Nebelscheinwerfern, Klimaanlage, Bordcomputer, „Always Open Timer“, Leichtmetallrädern und anderen Details verbaut. Dazu kommen noch weitere Sonderausstattungen, wie Sport-Lederlenkrad, Klimaautomatik und Sitzheizung und Zubehörteile wie das Windschott, Dekorelemente und das portable Mini-Navigationssystem mit Halterung am Instrumententräger. Macht unter dem Strich einen Endpreis von 25.087 Euro – keine Okkasion, aber Lifestyle hat seinen Preis. Das sieht man auch bei anderen Produkten wie einem iPhone.
Drucken19.08.2010 von Thomas Weibold