Boost-Boxer: Porsche 911 GT3 R Hybrid
Der Podiumsplatz ist der natürliche Lebensraum des Porsche 911, und den wollen die Zuffenhausener jetzt auch mit einem Hybridantrieb verteidigen. Das Hybridprinzip funktioniert allerdings anders als in herkömmlichen Stromern. Eine Schwungscheibe speichert die gewonnene Energie und lässt den Wagen per Knopfdruck mit brachialem Vortrieb auf den Asphalt los.
Auf Knopfdruck unterstützen zwei jeweils 60 kW starke Elektromotoren an der Vorderachse den im Heck angebrachten 480 PS starken Sechszylinder Boxermotor des Porsche 911 GT3 R Hybrid.
Mit dem „Porsche Intelligent Performance“ System vereinen die Zuffenhausener einen Verbrennungsmotor mit den Tugenden eines Elektromotors. Das Hybridprinzip funktioniert allerdings anders als in üblichen Stromern. Im Heck des GT3 R arbeitet wie gewohnt ein Sechszylinder-Boxermotor mit vier Litern Hubraum und 480 PS. Porsches Elektroantrieb für den zusätzlichen Boost sitzt in Form von zwei je 60 kW (82 PS) starken Elektromotoren an der Vorderachse. Anstelle der in Hybrid-Straßenfahrzeugen üblichen Batterien, liefert ein elektrischer Schwungradspeicher der im Innenraum neben dem Fahrer untergebracht ist, die Energie für die Elektromotoren.
Zusätzliche Antriebskraft durch Rotationsenergie
Der Schwungradspeicher dreht sich mit bis zu 40 000 Umdrehungen pro Minute. Die Energie wird mechanisch in Form von Rotation gespeichert. Aufgeladen wird der Schwungradspeicher bei Bremsvorgängen, wenn die beiden Elektromaschinen an der Vorderachse ihre Funktion umkehren und als Generatoren arbeiten. Aus dem geladenen Schwungradspeicher kann der Pilot bei Bedarf dessen Energie abrufen, indem das Schwungrad im Generatorbetrieb elektromagnetisch abgebremst wird und so aus seiner Bewegungsenergie bis zu 120 kW Leistung für die beiden Elektromotoren an der Vorderachse liefert. Der Zusatz-Boost steht für nur sechs bis acht Sekunden zur Verfügung. Für den nächsten Schub muss der Speicher dann erst wieder geladen werden. "Der Hybridantrieb wird je nach Rennsituation aber nicht nur leistungs-, sondern auch verbrauchsorientiert eingesetzt", so die Porsche-Ingenieure. Schließlich ermöglicht die Zusatzleistung der Schwungscheibe, etwas weniger Kraftstoff mit auf die Strecke zu nehmen, was das Gewicht verringert. Somit lassen sich auch Boxenstopps nach hinten verschieben.
Nach Genfer Autosalon folgte erster Renneinsatz
Der 911 GT3 R Hybrid feierte seine Premiere am 4. März auf dem Genfer Automobilsalon. Die Feuertaufe hat der 911er auf dem Nürburgring erfahren. Im eigentlichen Rennen zeigte der GT3 R Hybrid, welches Potential in dieser Technik steckt: Über acht Stunden führten Jörg Bergmeister, Marco Holzer, Richard Lietz und Martin Ragginger im orange-weißen Porsche das Feld an. Auch wenn der Porsche schlussendlich wegen Problemen am Antriebsstrang nicht gewonnen hat, konnte Porsche beweisen, dass der GT3 R Hybrid siegfähig ist und hat damit die Motorsportwelt, zumindest für einen kleinen Moment auf den Kopf gestellt. Somit wurden wenigstens wichtige Erkenntnisse für die spätere Anwendung der Hybridtechnik in herkömmlichen Straßensportwagen gewonnen.
Drucken26.07.2010 von Ronny Zieger