VW Sharan: Zeitenwende
Die lange erwartete Ablöse des VW Sharan steht an. Mit dem neuen Sharan macht VW einen großen qualitativen Sprung nach vorne. Autonet.at hat die ersten Testkilometer heruntergespult.
Stolze 22 Zentimeter ist der neue Sharan gegenüber seinem Vorgänger in der Länge gewachsen. Qualitativ zeigt sich der große Van aus Wolfsburg sehr hochwertig.
Eine Zeitspanne von 15 Jahren sind bei Automodellen eigentlich zwei Modellzyklen – nicht so beim VW Sharan. Der Van aus Wolfsburg hat sich seit 1995 in fast unveränderter Form beständig auf den vorderen Plätzen der Verkaufsstatistik halten können. Selbst in den ersten fünf Monaten dieses Jahres rangiert er noch auf Platz 2 hinter dem Ford Galaxy. Nun ist die Zeit aber überreif für eine Ablöse und mit dem neuen Sharan dürfte Volkswagen wieder die Nummer-Eins-Position gepachtet haben. Der qualitative Sprung, den der neue Van gemacht hat, ist markant.
Längenzuwachs um 22 Zentimeter
Die Grundform mit der in spitzem Winkel nach oben strebenden Motorhaube, die fast in einer Linie in die Windschutzscheibe übergeht und dem lang gestreckten Passagierraum wurde beibehalten. Die Front hat sich allerdings dem neuen Markengesicht von VW angepasst und wird durch aufwändig gestaltete Leuchten vorne und hinten umrahmt. Obwohl seinen Linien treu geblieben, ist der Sharan deutlich gewachsen. Die Länge hat um 22 Zentimeter zugelegt, der Sharan misst nun 4,85 Meter. In der Breite hat er um immerhin 9,2 Zentimeter zugelegt (nun 1,9 Meter). Die Höhe ist um marginale 1,2 Zentimeter geschrumpft. Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg betont in diesem Zusammenhang die Herausforderung, mit designerischen Maßnahmen die Größenanmutung zu komprimieren und gleichzeitig viel Platz zu bieten, denn optisch wirkt der Sharan keinesfalls ausufernd.
Sitze lassen sich ohne großen Aufwand flach verstauen
Platz, das hat er, der neue Sharan. Volkswagen bietet seine Großraumlimousine als Fünf- oder Siebensitzer sowie für Freunde gerader Zahlen auch als Sechssitzer an. Das Sitzkonzept ist völlig neu für VW. Die Einzelsitze im Fond lassen sich nun nicht mehr aus dem Fahrzeug herausnehmen. Durch ein ausgeklügeltes System können sie aber mit einfachen Handgriffen flach im Fahrzeugboden versenkt werden. Zum leichten Einstieg in die dritte Reihe dient das Easy-Fold-System. Die Sitze der zweiten Reihe können leicht angehoben und nach vorne geneigt werden. An die 300 Liter Laderaum stehen bei siebensitziger Bestuhlung zur Verfügung. Durch Umlegen der dritten Sitzreihe steigt es auf 711 Liter. Beim Fünfsitzer-Modell sind es 885 Liter. Werden die Sitze der zweiten Reihe in den Boden versenkt, steht eine Ladefläche mit einer Länge von 2,1 Meter zur Verfügung. Bei dachhoher Beladung fasst der Sharan dann 2297 Liter (Siebensitzer) bzw. 2430 Liter (Fünfsitzer). Dass dann noch bis zu 33 verschiedene Stau- und Ablagefächer auf ihre Befüllung warten, sei nur am Rande erwähnt.
Erfolgreiche Überzeugungsarbeit für Schiebetüren
Ein Detail, das nicht unter dem Tisch gekehrt werden darf, sind die neuen hinteren Türen. VW verabschiedet sich von konventionellen Türen und folgt dem Trend in diesem Segment zu praktischen Schiebetüren. Bei der Präsentation hat Ulrich Hackenberg betont, dass er kein Fan von Schiebetüren sei. Dass es den Sharan nun doch in dieser Form gibt, haben wir dem Enkel des VW-Entwicklungsvorstands zu verdanken, denn der hat sich bei seinem Opa dafür stark gemacht. Optional kann das Öffnen und Schließen der Türen auch elektrisch erfolgen. Ein Einklemmschutz verhindert Verletzungen oder Beschädigungen. Die Türen verfügen auch über elektrisch versenkbare Fenster. Vor allem in engen Parklücken spielen die Schiebetüren ihre Vorteile aus. Und damit man in solche auch problemlos rein findet, gibt es ab rund 880 Euro Aufpreis den Park Assist.
Zum Einparken darf der Assistent ran
Was der VW Touran vorgemacht hat, kann nun also auch der Sharan. Will man entlang des Fahrbahnrandes einparken, misst das System die Länge der Parklücke aus. Beim Einparken kann der Fahrer die Hände vom Lenkrad nehmen und muss nur mehr Gas geben oder Bremsen. Die Lenkarbeit übernimmt der Park Assist. Vorne und hinten reichen dem System lediglich 40 Zentimeter Freiraum. Beim Ausparken kann man ebenfalls die Hilfe von Park Assist in Anspruch nehmen. Das funktioniert sogar wen vor und hinter dem Fahrzeug jeweils nur 25 Zentimeter Freiraum sind. Neuerdings kann man sich aber auch beim Rückwärtseinparken im rechten Winkel zur Fahrbahn assistieren lassen. Weitere neue Assistenzsysteme im Sharan sind der Light Assist und der Dynamic Light Assist. Dabei wird automatisch auf- oder abgeblendet. Der Dynamic Light Assist wird in Verbindung mit den Bi-Xenon-Scheinwerfern mit integriertem Kurven- und Abblendlicht angeboten. Dabei ist das Fernlicht immer aktiv. Die Scheinwerfer werden nur in jenen Bereichen abgeblendet, wo eine mögliche Blendung anderer Verkehrsteilnehmer erfolgen könnte.
Welche Motorisierungen Volkswagen für den Sharan vorgesehen hat, wie sich der neue Van fährt und was er kostet, lesen Sie auf Seite 2.
Der im VW-Baukasten-Prinzip konzipierte Sharan wird zur Markteinführung Mitte September mit einem 150-PS-Turbobenzinmotor und dem 140-PS-TDI-Common-Rail-Diesel angeboten. Beide verfügen über ein manuelles Sechsgang-Getriebe. Für den 140-PS-Diesel steht auch das Sechsgang-DSG zur Auswahl. Besonders stolz ist man bei Volkswagen auf die Verbrauchswerte. Beide Motoren werden mit der Bluemotion Technologie angeboten. Diese umfasst rollwiderstandsarme Reifen, Start-Stopp-System und Bremskraft-Rückgewinnung. So setzt der 2.0 TDI mit 5,5 Litern Durchschnittsverbrauch und 143 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer einen neuen Klassen-Bestwert. Der Benziner kommt auf einen Durchschnittsverbrauch von 7,2 Litern auf 100 Kilometer. Zum Jahresende hin erweitert VW die Motorenpalette noch um einen 200-PS-starken Turbobenziner mit Sechsgang-DSG und einen weiteren 2.0 TDI mit 170 PS Leistung wahlweise mit Direktschaltgetriebe oder manuellem Getriebe. Das Sechsgang-DSG wird ab dann auch für den Einstiegsbenziner angeboten. Für den österreichischen Markt von besonderer Bedeutung wird die ab Mitte 2011 angebotene Version des 140-PS-TDI mit Allradantrieb sein. Schon beim alten Sharan lag der Allradanteil bei rund 20 Prozent.
Leisetreter und Komfort-Riese
Für die ersten Testkilometer mussten wir aber noch ohne Allradantrieb vorlieb nehmen, konnten uns aber von den Qualitäten des Sharan mit dem 140-PS-TDI überzeugen. Zu allererst fällt die Laufruhe auf. VW hat nun also auch die Vorzüge der Common-Rail-Technologie schätzen gelernt. Und auch was die Windgeräusche betrifft, gebührt dem Sharan das Urteil flüsterleise. Kam der erste Sharan noch mit 110-Diesel-PS aus darf der neue Wolfsburger mit 30-Mehr-PS seine Nase auch auf der Überholspur der deutschen Autobahn in den Wind halten. Das Fahrverhalten passt dank der Fahrwerksabstimmung in das gewohnt gute Bild der VW-Modelle. ESP ist natürlich serienmäßig, Auf Wunsch hat der Sharan auch die dynamische Fahrwerkskontrolle DCC zu bieten, bei der sich die Dämpfer automatisch an den Untergrund anpassen. Der Langstreckenkomfort wird durch die komfortablen Sitze unterstrichen. Die Sitzposition ist leicht erhöht aber nicht so aufrecht wie in einem Kleinbus. Bei der Qualität der Verarbeitung im Innenraum liegt der Maßstab hoch. Wie schon der Golf und danach der Polo hat sich der Sharan deutlich verbessert.
Einstiegspreis liegt bei 34.500 Euro
Bestellungen für den neuen Sharan nimmt Volkswagen in Österreich bereits seit März entgegen. Die ersten Modelle treffen Mitte September hierzulande ein. Die Kunden können neben den Motorisierungen auch zwischen den Ausstattungslinien Trendline, Comfortline und Highline wählen. ESP, sieben Airbags (inkl. Fahrer-Knie-Airbag), el. Fensterheber und Außenspiegel, Klimaanlage, CD-Radio und Zentralverriegelung mit Fernbedienung sind auf jeden Fall an Bord. Ab Comfortline gibt es 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, Dachreling, zusätzliche Ablagefächer, Regen- und Lichtsensor sowie einen Tempomaten. Die Highline-Modelle bieten zudem 17-Zöller, spezielle Dekoreinlagen, Lederlenkrad, eine umlegbare Beifahrersitzlehne, Sitzheizung und teilelektrisch verstellbare Vordersitze. Stellt sich abschließend noch die Frage nach dem Preis. In der Trendline-Ausstattung beginnt der 150-PS-TSI-Sharan bei 34.500 Euro. Den 140-PS-Diesel gibt es ab 35.600 Euro. Die wohl am meisten gewählte Kombination 2.0 TDI Comfortline beginnt bei 37.350 Euro. Das Topmodell in der Preisliste, der 2.0 TDI Highline mit Sechsgang-DSG kommt auf 43.180 Euro.
Drucken06.07.2010 von Thomas Weibold