Citroën C5 3.0 V6: Sehr, sehr exklusiv
Ein 241-PS-Diesel im Citroën C5, wird Citroën zur Sportmarke? Der autonet-Intensivtest, klärt auf.
Geschmeidig zieht der Citroën C5 um die Kurven. An Kraft mangelt es ihm dank des 241-Ps-V6-Dieselmotors mit Sicherheit nicht.
Kooperationen und Übernahmen sind im heutigen Auto-Business schon etwas Alltägliches. Was früher undenkbar war, kratzt heute fast niemanden mehr. Inder übernehmen Briten, Schweden müssen plötzlich chinesisch lernen, Italiener erklären Amerikanern wie man Autos baut, und so weiter und so fort. In unserem Intensivtest widmen wir uns einer besonders schönen Ausgeburt solcher Kooperationen. Im Fall des getesteten Citroën C5 3.0 V6 HDI trifft es sich sehr gut, dass die Franzosen über einige Ecken mit Jaguar verbandelt sind. Wie das geht?
Powervolle Business-Limousine
Citroën ist Teil des PSA-Konzerns. Dieser wiederum entwickelt seine Dieselmotoren höchst erfolgreich gemeinsam mit Ford. Bevor Jaguar vom indischen Konzern Tata übernommen wurde, befand sich die britische Traditionsmarke im Besitz von Ford. Daher wurden auch für Jaguar die Dieselmotoren von der Ford-PSA-Kooperation entwickelt. Bis vor wenigen Jahren war der 2,7-Liter-V6-Common-Rail-Diesel mit 207 PS der Topmotor. Jaguar wollte aber schon längere Zeit einen Drei-Liter-Motor. 2009 war es endlich so weit, da trat der Biturbo-Diesel mit 240 PS seinen Dienst im Jaguar XF an. Für die Briten allein einen kräftigen Selbstzünder zu entwickeln ist wirtschaftlich nicht sinnvoll, daher darf sich nun unter anderem auch Citroën an dem Aggregat erfreuen und bietet es nicht nur im Oberklasse-Modell C6 an, sondern auch im Vertreter der Mittelklasse, dem C5.
Optisch noble Erscheinung
Respekt: Wo die unmittelbaren Konkurrenten bei rund 180 Diesel-PS ihr Auslangen finden, setzt Citroën noch einmal kräftig was drauf und versucht damit den Anschluss an die Premium-Konkurrenz vom Schlage Audi, BMW, Mercedes zu finden. Klarerweise darf der C5 daher auch nicht den Vergleich mit A4, Dreier und C-Klasse scheuen. Rein optisch hat der C5 das Zeug zur edlen Mittelklasse-Limousine. Die stärkste Dieselmotorisierung in der Firmengeschichte von Citroën gibt es ausschließlich in der Topversion Exclusive. Damit verbunden ist allerlei Chromzierrat an der Front, der seitlichen Scheibenumrahmung, den Seitenschutzleisten und am hinteren Stoßfänger. Dazu kommen noch die bildhübschen „Adriatique“-Leichtmetallfelgen im Format 19 Zoll. Besonderes Designmerkmal ist die nach innen gewölbte Heckscheibe.
Massage gefällig?
Nobel und komfortabel präsentiert sich entsprechend auch der Innenraum. Das Leder für die Sitze will zwar mit 1399 Euro extra bezahlt werden. Dafür sind die Vordersitze beheizbar und elektrisch verstellbar. Der Fahrersitz verfügt sogar serienmäßig über eine Massagefunktion. Das Lederlenkrad hat Einsätze aus Aluminium und wie schon von anderen Citroën-Modelle bekannt, die feststehende Lenkradnabe. Rund um den Pralltopf sind die verschiedensten Steuerungsknöpfe für Radio, Tempomat, Menüsteuerung, etc. gruppiert. Im Instrumentenfeld befindet sich ein farbiges Multiinfodisplay. Die Mittelkonsole ist vom Handbremshebel befreit, die Feststellbremse funktioniert elektrisch und löst sich selbständig beim Losfahren. Der Wählhebel für die Sechsgang-Automatik ist natürlich auch in Leder ausgeführt. Neben dem dank der Massage entspannten Fahrer, können auch die weiteren Passagiere nicht klagen. Mit der Beinfreiheit hinten hat der Citroën C5 schon fast etwas von einem Direktionswagen. Hinten findet man schließlich noch einen Kofferraum mit 467 Litern Ladevolumen vor.
Wird der C5 mit dem V6-Diesel zur harten Sportlimousine? Auf Seite 2 geben wir Entwarnung für verängstigte Citroën-Kunden und überbringen die frohe Botschaft den Preis betreffend.
Bei den meisten Citroën-Fahrern stehen der hohe Fahrkomfort und das sanfte Dahingleiten in den französischen Modellen im Vordergrund. Angesichts der beachtlichen Leistung von 241 PS könnte nun die Befürchtung aufkommen, dass es sich hier um ein straffes, hart abgestimmtes Sportmodell handeln könnte, das vielleicht auch noch kräftig anreißt und laut ist. Hier kann man augenblicklich Entwarnung geben. Kaum ein Modell weiß so dezent mit der gebotenen Kraft umzugehen, wie der Citroën C5. Genussvoll und vor allem fast lautlos rollt man an der grünen Ampel los, im Wissen, dass man es auch flotter machen könnte. Auf pubertäre Kraftvergleiche verzichtet man gerne. Vielmehr genießt man das sanfte Fahrgefühl. Verantwortlich, wie könnte es bei Citroën anders sein, ist die Hydractive III+-Federung. Auf Knopfdruck lässt sich das Fahrwerk auch eine Spur härter abstimmen. Analog dazu hat auch die Automatik einen Sport-Modus zu bieten, bei dem die Gangwechsel erst bei höheren Drehzahlen erfolgen. Grundsätzlich ist man aber nicht verleitet in das System einzugreifen, da die Automatik sanft und der Situation angepasst die Gänge wechselt. Der Verbrauch des potenten Common-Rail-Motors liegt nach Werksangaben bei 7,4 Litern Diesel auf 100 km. Mit rund acht Litern liegt man in der Realität nicht weit davon entfernt.
Wie exklusiv ist „Exclusive“?
Wie oben bereits erwähnt gibt es den Citroën C5 mit dem 3-Liter-V6-Diesel ausschließlich in der Ausstattungsversion Exclusive. Dafür kann man sich zwischen Limousine und dem Kombimodell Tourer entscheiden. Wenn sich eine Ausstattungslinie schon Exclusive nennt, dann darf man sich berechtigterweise auch einiges erwarten. Neben den erwähnten optischen Details und den elektrisch verstellbaren Sitzen mit Massagefunktion für den Fahrer gibt es daher die Hydractive III+-Federung, Sonnenschutz-Rollos in der zweiten Reihe und geräuschdämmende Verbundglas-Seitenscheiben. Elektrisch verstell- und einklappbare Außenspiegel sind natürlich ebenso Pflicht wie sieben Airbags, ESP, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, CD-Radio, USB-Anschluss und Bluetooth-Freisprecheinrichtung, Licht- und Regensensor, Tempomat und Zentralverriegelung mit Fernbedienung. Außerdem gibt es auch eine praktische Einparkhilfe vorne und hinten inklusive einer Zusatzfunktion, die uns milde Lächeln lässt – dem Parklücken-Detektor. Langsam an einer Kolonne parkender Autos entlangfahrend, misst das System die Länge der freien Parklücken aus und erteilt im Info-Display Auskunft, ob sich ein Einparkmanöver durchführen lässt oder nicht. Gute Idee an sich, aber nicht fertig gedacht. Konsequenterweise sollte das System dann auch die Lenkarbeit beim Einparken übernehmen, wie zum Beispiel beim VW Touran, das tut es aber nicht.
Aktionspreis für die V6-Limousine
Wer nicht so lange warten will, bis die Citroën-Techniker ihren Einparkassistenten fertig entwickelt haben, wird aber trotzdem seine Freude mit dem Citroën C5 3.0 V6 HDI haben, vor allem nach dem Blick auf die Rechnungssumme. In der Preisliste steht die 241-PS-Limousine mit 41.700 Euro. Aktuell bietet Citroën das Topmodell der C5-Reihe allerdings zum Aktionspreis von 38.200 Euro an. Dazu kommen bei unserem Testwagen 586 Euro für Metallic-Lackierung, 1399 Euro für die speziellen Ledersitze, das Sicht-Paket Plus um 1598 Euro unter anderem mit Bi-Xenon-Scheinwerfern die in Kurven mitlenken, das Sicherheitspaket (480 Euro) mit Alarmanlage und Seitenairbags hinten und das Sound-Paket (2651 Euro) mit Navigationssystem und 350-Watt-Audiosystem. Macht unter dem Strich 44.914 Euro. Knapp darunter liegt etwa der Einstiegspreis eines leistungsmäßig vergleichbaren BMW 330d.
Drucken28.06.2010 von Thomas Weibold