VW Touareg: Turbo und Boost
Der neue Touareg hat kräftig abgespeckt bei Gewicht und Verbrauch und startet ab Mai auch als Hybrid durch.
Kunststück der Designer: Der neue VW Touareg hat leicht an Größe zugelegt, wirkt aber schlanker, fast kompakter als sein Vorgänger.
Im Jahr 2002 hat sich Volkswagen mit dem Touareg in das Segment der Premium-SUV gewagt. Vom Firmennamen etwas abgerückt haben die Wolfsburger bewiesen, dass sie auch im Konzert der luxuriösen Fahrzeuge erfolgreich mitspielen können. Über Jahre hinweg war der Touareg in seinem Segment führend. Wirtschaftskrise, Verbrauchsdiskussion und eine umfangreiche Verbreiterung des Angebots an geländegängigen Modellen, vor allem in kleineren Klassen, hat aber deutlich an den Absatzzahlen geknabbert. 2009 reichte es gerade einmal noch für 174 Touareg-Neuzulassungen in Österreich. Da war aber auch schon klar, dass es bald einen Nachfolger geben wird. Anfang März in Genf auf dem Automobilsalon vorgestellt, feiert der neue Touareg im Mai seine Markteinführung in Österreich. autonet.at hatte bereits jetzt die Möglichkeit, erste Kilometer im Wolfsburger Premium-SUV herunterzuspulen.
Kunst der Designer: An Größe zulegen und doch schlanker wirken
Gegenüber dem Vorgänger ist der Touareg nur leicht in der Länge (+4 cm) und Breite (+1 cm) gewachsen. In der Höhe ist er sogar um 17 mm niedriger. Dadurch wirkte er etwas gestreckter und sogar einen Spur schlanker. Wobei er nach wie vor natürlich nicht zu übersehen ist. Die Front mit den schmalen Scheinwerfern und dem horizontalen Kühlergrill in bester Golf-Manier verleiht einen durchaus ernsten Ausdruck. Alles in allem, vor allem auch dank des runderen Hecks, wirkt der Touareg aber freundlicher, wohlproportionierter und nicht mehr ganz so abgehoben – vielleicht ein kleiner Versuch die Aversion mancher Kritiker großer SUV-Modelle abzuschwächen. Der 38 mm längere Radstand wirkt sich in vollem Maß auf das Platzangebot im Fond aus. Die Passagiere in der zweiten Reihe genießen mehr Kniefreiheit und die Rückbank lässt sich nun auch um 16 cm in der Länge verschieben. Befürchtungen, dass die Kopffreiheit wegen der niedrigeren Höhe leidet, sind absolut unbegründet. Das Kofferraumvolumen reicht von 433 (beim Hybrid) bzw. 520 bis 1642 Liter.
Radikale Abspeck-Kur
Mit optischer Zurückhaltung alleine, werden sich die Kritiker allerdings nicht abspeisen lassen. Daher haben die Techniker große Anstrengungen an den Tag gelegt, den Verbrauch des VW Touareg deutlich um bis zu 25 Prozent nach unten zu drücken. An erster Stelle wurde das Gewicht reduziert, und zwar nicht um ein paar läppische Kilo, sondern je nach Modell um 203 bis 222 Kilogramm. Ein Mindestgewicht von knapp über zwei Tonnen ist aber dennoch geblieben. Als nächsten Schritt haben die Verantwortlichen in Wolfsburg die großen V10- und Zwölfzylinder-Motoren aus dem Programm gekickt. Zur Markteinführung im Mai wird es den Touareg mit Drei-Liter-V6-TDI (240 PS), 4,2-Liter-V8-TDI (340 PS) und als Hybridmodell mit Drei-Liter-V6-TSI-Motor (333 bzw. 380 PS) geben. Im Sommer folgt noch ein zweiter Benziner, der 3.6 V6 FSI mit 280 PS und zum Jahresende ein 204-PS-starker V6-TDI.
Flüsterleise durch die Stadt
Touareg mit Hybridantrieb? – Richtig gelesen. Als erstes Modell in der Konzernpalette bietet Volkswagen den Touareg mit einer Kombination aus Benzinmotor und Elektroaggregat an. Die Funktionsweise ist als Parallel-Hybrid ausgelegt. Das bedeutet vereinfacht gesprochen: Der Elektromotor dient als Unterstützung des Benziners, kann auf kurze Strecken das Fahrzeug auch alleine antreiben, beim Bremsen wird Energie zurückgewonnen und alles in allem ergibt sich ein Verbrauchsvorteil von bis zu 25 Prozent. Wer mit dem Gaspedal ausgesprochen zart umgeht, kann den Touareg bis 50 km/h rein elektrisch bewegen. Zu erkennen daran, dass der Drehzahlmesser auf der Null verharrt und man kein Motorgeräusch hört.
Boosten und Segeln
Wird mehr Kraft benötigt schaltet sich der V6-Kompressormotor dazu oder operiert schon vom Stand weg. Das Zuschalten funktioniert über eine Trennkupplung. Das zusätzliche Drehmoment bekommt man zu spüren, ebenso wie einen leichten Ruck beim Antriebswechsel. Bei starken Beschleunigungsmanövern dient der E-Motor als zusätzlicher Leistungsschub – VW spricht vom „Boosten“. Der V6 allein leistet 333 PS. Zusammen mit dem E-Motor ergeben sich eine Systemleistung von 380 PS und ein maximales Drehmoment von 580 Nm. Geht man vom Gas, schaltet sich bis zu einer Geschwindigkeit von 160 km/h der Verbrennungsmotor wieder ab. Der Touareg rollt dahin, VW spricht dann vom „Segeln“. Beim Bremsen wiederum arbeitet der E-Motor als Generator und lädt die Nickel-Metallhydrid-Batterie, die sich in der Reserveradmulde unter dem Kofferraum befindet. Steht das Fahrzeug, wird der Motor dank Start-Stopp-Funktion (serienmäßig auch bei den anderen V6-Modellen) automatisch abgestellt. VW gibt für den Touareg Hybrid einen Durchschnittsverbrauch von 8,2 Liter Benzin pro 100 km an. Bei einer kurzen Testfahrt durch Florenz zeigte das System keine groben Schwächen. Der Verbrauch pendelte aber innerstädtisch zwischen 9,9 und 12,5 Litern.
Wie sich die anderen Motoren schlagen, warum man die Wahl zwischen zwei Allradsystemen hat und was der neue VW Touareg kostet, erfahren Sie auf Seite 2.
Deutliche Verbrauchseinsparungen konnten dagegen auch mit den anderen Motoren erzielt werden. Der V6 TDI (240 PS) kommt auf 7,4 Liter Diesel pro 100 km. Das sind 1,9 Liter weniger als sein Vorgänger. Der völlig neue V8 TDI mit 340 PS ersetzt den V10 TDI und kommt auf 9,1 Liter Durchschnittsverbrauch – stolze 2,8 Liter weniger. Nicht minder beeindruckend ist auch sein maximales Drehmoment von 800 Nm. Wenn man hier kräftig ins Gas steigt, merkt man, dass etwas weitergeht. In 5,8 Sekunden ist die 100-km/h-Marke passiert. Die Kraft wird übrigens in allen Touareg-Modellen über eine neue Achtgang-Automatik auf alle vier Räder übertragen, die ebenfalls einen wertvollen Beitrag zur Verbrauchsreduktion liefert.
Mit X geht es steil bergauf
Was die Geländeeigenschaften betrifft, steht der neue Touareg seinem Vorgänger fast in nichts nach. Alle Modelle verfügen über 4Motion-Allradantrieb. Die Kraft wird neuerdings über ein Torsion-Differenzial an Vorder- und Hinterachse verteilt. Damit ist er nicht ganz so geländegängig wie sein Vorgänger, was von den meisten Kunden ohnehin nicht genutzt wird. Wer den Touareg hart ran nehmen will, muss zum V6 TDI mit 4XMotion greifen. Hinter dem X verbirgt sich der bewährte Allradantrieb mit sperrbarem Zentraldifferenzial, Reduktionsgetriebe und optional sperrbarem Hinterachsdifferenzial. Damit verfügt der Touareg über 100 Prozent Steigfähigkeit. Weiters hat man als Kunde die Wahl zwischen konventioneller Stahlfederung oder Luftfederung und diese wiederum lässt sich auch mit adaptivem Wankausgleich bestellen. Wie wohl es auch ein eigenes Sportfahrwerk gibt.
Komfort serienmäßig
Damit wären wir auch schon bei der Serienausstattung. Alle Versionen sind mit ESP inklusive Gespannstabilisierung, Berganfahr- und Bergabfahrhilfe, vollem Airbagprogramm, Abbiegelicht, Multifunktions-Lederlenkrad, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Sechsfach-CD-Wechsler und 17- bzw. 18-Zoll-Alufelgen ausgestattet. Die beiden Topversionen Touareg Hybrid und V8 TDI verfügen zusätzlich noch über elektrisch verstellbare Ledersitze, Alarmanlage, dynamisches Kurvenlicht, elektrisch bedienbare Heckklappe und das schlüssellose Zugangs- und Startsystem „Keyless Access“.
Zahlreiche optionale Assistenzsysteme
Darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl von Optionen: Bei den Fahrassistenzsystemen bietet VW für den Touareg eine automatische Distanzregelung, die den Abstand zum Vorausfahrenden hält und beim Stop&Go-Verkehr bis zum Stillstand bremst, weiters das Umfeldbeobachtungssystem „Front Assist“, das den Fahrer vor einen drohenden Auffahrunfall warnt und bei Bedarf auch eine Notbremsung einleiten kann, ein Tote-Winkel-Kamera und ein Spurverlassenswarnung. Ebenfalls neu ist der Dynamic Light Assist. Die Bi-Xenonscheinwerfer erlauben dabei eine automatische Fernlichtfunktion, die die Lichtweite selbstständig an den Gegenverkehr oder den Vorausfahrenden anpasst ohne diese zu blenden. Für Fahrten im Gelände, beim Rangieren mit Anhängern oder beim Verlassen unübersichtlicher Ausfahrten sehr hilfreich kann das optionale „Area View“-System sein. Dabei verfügt der Touareg über vier Kameras an der Front, den Seitenspiegeln und am Heck, die Bilder der unmittelbaren Umgebung liefert und die Übersichtlichkeit verbessern.
Preise etwas über dem Vorgänger
Somit bleibt am Schluss also noch die Frage nach dem Preis. Der neue VW Touareg startet als V6 TDI (240 PS) ab 61.340 Euro. Mit dem 4XMotion-Antrieb ist dieses Modell ab 63.390 Euro zu haben. Der V8 TDI (340 PS) ist ab 87.810 Euro erhältlich und für den Touareg Hybrid weist Volkswagen einen Basispreis von 89.430 Euro aus. Der heimische Importeur, die Porsche Holding Austria rechnet daher auch mit einem Anteil von 92 Prozent für den V6 TDI, der Hybrid – so die Erwartungen – sollte auf einen Anteil von 5 Prozent kommen.
Drucken18.03.2010 von Thomas Weibold